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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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allerdings war ein neuer Aspekt, den auch sie nicht mehr unter die Rubrik mangelnde Geschwisterliebe subsumieren konnte. Ihr Interesse und ihre Angriffslust waren geweckt.
    Â»Also, das ist doch … Mir fehlen die Worte. Muss man sich denn jetzt schon rechtfertigen, wenn man ein Haus erbt? Das kann doch alles gar nicht wahr sein!«
    Da Eva Brunner bedeutungsvoll schwieg, sprang Paula Steiner ein. Sie hatte plötzlich genug von dieser Frau mit ihrem halbgefrorenen Lächeln, ihrer gespielten Empörung, von ihrem ganzen falschen Gehabe, und sagte betont ruhig: »Uns fehlen auch die Worte, Frau Harrer. Da sind Sie nicht allein. Und nein, um Ihre Frage zu beantworten, man muss sich für ein Erbe nicht entschuldigen, aber man muss uns auch nicht anlügen. Das und die Tatsache, dass Sie für die Tatzeit kein Alibi haben, legen es nahe, dass Sie jetzt doch besser Ihren Anwalt anrufen sollten. Wir setzen die Vernehmung am Jakobsplatz fort. Ja, ich denke, das ist für alle Seiten das Beste. Also bitte. Wir warten.«
    Da verschwand das falsche Lächeln endgültig. Wurde ersetzt durch aufrichtiges Erschrecken. Mit Furcht in der Stimme fragte Monika Harrer: »Ist das denn nötig, einen Anwalt hinzuziehen? Ich habe doch nichts getan. Ich habe Ulrich nicht umgebracht. Wirklich nicht. Das müssen Sie mir glauben.«
    Lauter Floskeln, die die Kommissarin schon zig Male gehört hatte. Ich war es nicht. Ich habe nichts getan. Bitte glauben Sie mir. Aber so, wie ihre Vernehmungskandidatin sie aussprach, spürte sie, dass nicht alles, was zur Floskel taugt, auch eine ist. Und – soeben hatte sie ihren Bruder das erste Mal bei seinem Namen genannt.
    Â»Warum dann diese unnötigen Lügen? Erklären Sie uns das bitte.«
    Â»Ich kann es nicht erklären. Vielleicht … Ach, ich wollte halt einfach nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ihn nicht sehen, nicht über ihn reden, nicht an ihn erinnert werden. Das war mir zuwider. Und vielleicht … vielleicht hatte ich auch Angst, dass Sie mich verdächtigen, wenn die Sache mit der Erbschaft ans Tageslicht kommt. Bei Schulden, und dann noch in solcher Höhe, wird die Polizei doch immer hellhörig und verdächtigt einen. Und von einem Verdacht zu einer Beschuldigung beziehungsweise Anklage ist es oft nur ein kleiner Schritt, das weiß man doch. Ihr Auftritt hier ist das beste Beispiel dafür, Sie haben mich ja auch sofort …«
    Bevor Monika Harrer in ihre alte Rolle, die mit dem Stewardessen-Lächeln und dem anmaßenden Blick, verfallen konnte, wurde sie von Paula schnell unterbrochen. »Gut, lassen wir das vorerst. Hat sich Ihr Bruder denn mit diesem Eintrag in das Grundbuch zufriedengegeben?«
    Â»Natürlich nicht«, war die empörte Antwort. »Da kennen Sie ihn aber schlecht. Er hat darauf bestanden, dass wir ihm alles bezahlen. Auf Heller und Pfennig. Doch den größten Teil davon hat er schon bekommen.«
    Auf den fragenden Blick ihrer Besucherinnen fügte sie hinzu: »Damals, nach dem Tod meiner Eltern, haben wir ihm schon hundertfünfzigtausend Euro ausgezahlt. Mehr hatten wir zu diesem Zeitpunkt einfach nicht. Den Rest, so wurde es vereinbart, begleichen wir seit dem Jahr 2009 peu à peu. Jeden Monat wollte er fünfhundert Euro von uns, und er hat sie auch bekommen. Pünktlich zum Ersten jeden Monats.«
    Paula sah zu Eva Brunner. Da diese keine Anstalten machte, hier nachzuhaken, fragte sie: »Aber nicht in Form einer Überweisung?«
    Â»Nein, nein, bar auf die Hand. Er wollte das so. Mir wären Überweisungen auch lieber gewesen, das können Sie mir glauben! Aber der Herr hat darauf bestanden, sich das Geld persönlich auszahlen zu lassen.«
    Â»Dann haben Sie ihm also jeden Monat …«
    Â»Ich doch nicht«, wurde sie ungehalten unterbrochen. »Meinen Sie, ich hätte für ihn den Zusteller gespielt? Aber wirklich nicht. Nein, nein, das hat Tobias übernommen. Mein jüngerer Sohn war der Einzige, dem man das zumuten konnte. Sebastian, mein Mann und ich, wir kamen dafür nicht in Frage.«
    Â»Da haben Sie ja gar nichts in der Hand über diese Transaktionen. Also nichts Schriftliches, meine ich.«
    Â»Natürlich haben wir uns die Auszahlungen gegenzeichnen lassen. Meinen Sie, ich liefere ihm das Geld brav jeden Monat ab und verzichte dabei auf eine Quittung?«
    Â»Diese Quittungen bewahren Sie sicherlich hier im

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