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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Sie sagten, das sei sehr gut gewesen, geradezu kumpelhaft. Es gab zwischen Ihnen also keine größeren Differenzen, zu keiner Zeit? Deute ich das so richtig?«
    Â»Das deuten Sie richtig, hundertpro.«
    Â»Dann haben Sie ihm also die Sache mit den …«, kleine Kunstpause, »verdorrten Balkonpflanzen nicht nachgetragen?«
    Erstaunter Blick aus ernsten Augen. Dann ein Achselzucken und die Antwort: »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Sie beschloss, hier nicht weiter nachzuhaken. Lustig würde auch weiterhin den Ahnungslosen spielen.
    Â»Gut, das wär’s auch schon. Sie können gehen. Ich muss Sie allerdings noch einmal hierherbitten, um das Protokoll dann zu unterschreiben.«
    Â»Was, das war alles? Von mir aus könnte diese polizeiliche Befragung ewig so weitergehen. Für unsereins ist das doch mal eine nette Abwechslung in unserem bescheidenen und langweiligen bürgerlichen Leben.« Wieder eine Kostprobe seiner kehligen, jetzt geradezu jauchzenden Pirouetten. Er musste sich sehr sicher fühlen.
    Â»Ja, wenn das so ist«, entgegnete Paula, »wenn Ihnen so viel daran liegt, dann machen wir halt weiter. Wer von Ihnen beiden hat an dem Montagabend, als ich Sie, Herr Lustig, das erste Mal befragte, den Polizeiwagen im Hinterhof auf der Heckscheibe mit dem Spruch ›Haut ab! Hier bullenfreie Zone!‹ besprüht?«
    Â»Was? Das ist ja fürchterlich«, entgegnete er in gespieltem Entsetzen. »Wer tut denn so was Böses? Wir nicht, wir sind doch brave Staatsbürger, die wissen, was sich …«
    Â»Und das ist gut so«, unterbrach sie ihn und schaltete den Rekorder aus. »Dann haben Sie ja nichts zu verbergen, und meine Kollegen werden bei der Hausdurchsuchung, die derzeit in Ihrer Wohnung stattfindet, nichts finden. Keine Spraydosen und auch keine unerlaubten Betäubungsmittel.«
    Â»Das dürfen Sie doch gar nicht, meine Wohnung durchsuchen, ohne dass ich dabei bin. Das ist ja vollkommen illegal!« Keine Pirouetten, kein Gekicher. Nur eine aufgebrachte, jetzt unnatürlich helle Stimme.
    Â»Aber Herr Lustig«, sagte sie, »Sie wissen doch so gut wie ich: Die Staatsgewalt darf alles und ist allmächtig und allgegenwärtig. Derzeit zum Beispiel in Ihrer Wohnung.«
    Es klopfte an der Tür. Eva Brunner trat ein und flüsterte ihr ins Ohr: »Frau Steiner, ich hatte gerade Herrn Trommen am Telefon. Er bittet um sofortigen Rückruf. Er würde den Harrer gerne zur Fahndung ausschreiben und fragt, ob Sie damit einverstanden wären.«
    Sie bedeutete ihrer Kollegin, mit nach draußen zu kommen. Dort bat sie Frau Brunner, die Befragung zu beenden, aber erst nachdem sie von diesen beiden Staatsverächtern ein schriftliches Geständnis für die Schmiererei auf der Heckscheibe des Dienstfahrzeugs in Händen hielte.
    Â»Wenn Lustig Sie nach einer derzeit laufenden Hausdurchsuchung in seiner Wohnung fragt, sagen Sie einfach, davon wüssten Sie nichts. Da müsse er sich wohl verhört haben.«
    Eva Brunner nickte ihr verschwörerisch zu, dann ging sie in das Vernehmungszimmer. Und Paula machte sich mit einem ebenso breiten wie zufriedenen Lächeln auf den Weg in ihr Büro.

9
    Â»Schön, dass du dich so schnell meldest, Paula. Ich sagte es bereits der Brunner: Es geht um die Fahndung nach diesem Sebastian Harrer. Er ist doch dein Hauptverdächtiger, oder? Wir haben ihn hier nicht angetroffen. Angeblich ist er beim Skifahren in Tirol, aber das nehme ich seiner Mutter nicht ab. Adresse hat sie nämlich keine. Der ist untergetaucht. Eigentlich gibt es da von deiner Seite aus gar nichts zu überlegen.«
    Nach einer längeren Bedenkzeit, einer reinen Konsolidierungsmaßnahme für ihre Handlungshoheit als Leiterin der SOKO Bartels, stimmte sie ihm schließlich zu: »Ja, Harrer ist unser Hauptverdächtiger. Auch wenn bei diesem Mordanschlag wahrscheinlich noch eine zweite Person im Spiel war. Das habe ich gerade erst von einer Zeugin erfahren.«
    Â»Ach, wenn ich den Harrer hab, kriege ich auch automatisch seinen Komplizen, und zwar ruck, zuck«, rief Trommen siegessicher ins Telefon. »Lass mich nur machen.«
    Der gleiche herrische, gönnerhafte Ton wie eh und je. Sie musste auf der Hut sein, ansonsten war sie die Leitung dieser SOKO ebenso ruck, zuck wieder los, wie er Harrers Verbündeten zu finden glaubte. Hinter seinem überschwänglichen Eifer hörte sie

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