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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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gesehen?«
    Â»Nein«, antwortete sie wahrheitsgemäß, »so genau wie du habe ich die Kontobelege nicht studiert. Von wem denn?«
    Â»Es handelt sich um Bareinzahlungen. Immer bei derselben Postbank in Lauf. Und immer ist als Einzahler ein U. Jakobsohn vermerkt. Bei Verwendungszweck steht jedes Mal: ›Für treue Dienste‹.«
    Â»Jakobsohn hat sich selber Geld auf sein Girokonto überwiesen?«
    Â»So scheint es. Aber das glaube ich nicht, das hätte er einfacher haben können. Dazu muss er nicht eigens nach Lauf fahren, das kann er in Nürnberg bequemer erledigen. Nein, diese Bareinzahlungen hat jemand anderes unter seinem Namen veranlasst.«
    Â»Aber warum dieser Aufwand? Geldwäsche ist bei diesen Beträgen unwahrscheinlich. Ich werde mal mit der Postbank in Lauf sprechen. Vielleicht kann sich jemand noch an den Einzahler erinnern. Der war ja immerhin einige Male dort. Gleich nach unserem Gespräch mache ich das. Beziehungsweise werde ich es veranlassen.«
    Sie schrieb auf ihren Block »Postbank/Lauf: Befragung«, dankte Heinrich und legte auf. Anschließend rief sie bei Trommen an. Sie hörte, wie der Hausapparat auf sein Handy umschaltete, dann Vogelgezwitscher im Hintergrund und endlich seine Stimme.
    Â»Ach, Paula, du bist es. Ist es dringend? Wenn nicht, würde ich dich in ein paar Minuten zurückrufen. Wir sind nämlich gerade vor Harrers Haus.«
    Hoppla, der Kommissionsleiter selbst hatte sich auf den Weg nach Ebensee gemacht. Für eine Festnahme und Überstellung. Das überraschte sie. Früher wäre das unter seiner Würde gewesen. Dieser Einsatz stimmte sie versöhnlich.
    Â»Nein, so dringend ist das nicht. Melde dich halt, wenn du wieder Zeit hast.«
    Um kurz vor neun Uhr bekam sie einen Anruf von der Zentrale, ein Herr Lustig nebst Begleiterin sei da. Die zweite Überraschung. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er trotz Vorladung nicht kommen würde. Sie ging nach unten.
    Als sie das hübsche, junge, eng umschlungene Pärchen im Eingangsbereich des Präsidiums durch die Glasscheibe betrachtete, musste sie lächeln. Beide waren barfuß erschienen, gekleidet im Vintage-Stil mit Hippie-Reminiszenzen. Sie trug einen knöchellangen Blümchenrock und taillenlange Haare, er eine kunstvoll zerrissene Jeans und Zotteljacke. Selbstbewusste, kühne Gesichter. Die Arroganz der Jugend.
    Sie führte ihre Vernehmungskandidaten in das große Befragungszimmer im Erdgeschoss, bat sie, Platz zu nehmen, und schaltete das Mikrofon ein.
    Â»Ich habe nur wenige Fragen an Sie. Waren Sie an dem besagten Samstagabend daheim, also in Ihrer Wohnung in der Spenglerstraße?«
    Spöttisch stellte Lustig die Gegenfrage: »Was meinen Sie denn mit ›besagt‹? Gesagt, ausgesagt, angesagt, abgesagt?«
    Sie nannte ihm das Datum und wartete.
    Â»Habe ich das nicht schon zu Protokoll gebracht? So heißt das doch in Ihren Kreisen, wenn man eine Aussage macht.«
    Dann lachte er, leicht nervös und mit einem Anflug von Kehligkeit, der über seine Jugend hinauswies. Ein tolles Lachen.
    Â»Nein, das haben Sie noch nicht ausgesagt.«
    Â»Also gut, wenn es denn der Wahrheitsfindung dient. Dann waren wir eben an diesem Samstag daheim. Aber Sie wollen jetzt nicht von uns wissen, was wir da gemacht haben. Das würde Sie nur verstören.«
    Wieder hatte dieses Lachen einen sensationellen Auftritt und wurde von bewunderndem Gekicher seiner Freundin untermalt.
    Â»Sie wiederholen sich, das ist langweilig. Das mit der Wahrheitsfindung sagten Sie bereits bei meiner ersten Befragung. Haben Sie nichts anderes auf Lager? Gut, Sie beide waren am 30. März also daheim. Am Abend wurde Ihr Nachbar Ulrich Jakobsohn erschossen und ein Freund von ihm brutal niedergeschlagen. Keine fünf Meter von Ihnen entfernt. Darum nochmals meine Frage, für das Protokoll.« Sie lächelte ihn süffisant an. »Weder von dem Schuss noch von dem K.-o.-Schlag wollen Sie etwas gehört haben?«
    Â»So ist es.«
    Â»Zweite Frage: Haben Sie Herrn Jakobsohn in der Vergangenheit Geld geliehen? Oder er umgekehrt Ihnen?«
    Erstaunt sah er sie an. »Geld? Wir hatten doch beide wenig. Freilich hätte ich ihm sofort was gegeben, wenn ich was gehabt hätte. Und er mir auch, davon bin ich überzeugt.«
    Â»Ich deute das als Nein?«
    Er nickte.
    Â»Letzte Frage, Ihr Verhältnis zu Herrn Jakobsohn betreffend.

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