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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Eindruck immer der richtige …«
    Bevor sie den psychokognitiven polizeilichen Erfahrungsschatz ihrer Chefin hinterfragen konnte, wurde sie von dieser eilig unterbrochen. »Sie können ja nicht alles wissen. Es muss schließlich auch zu etwas gut sein, dass ich ein paar Jährchen älter bin als Sie. So, und jetzt fahre ich Sie heim, und morgen früh um acht Uhr wird Eigners Bungalow auf den Kopf gestellt.«
    Als sie daheim ankam, war sie so müde, dass sie sofort – ohne den obligatorischen Umweg in den Weinkeller – in den dritten Stock hochstieg, sich in ihr Bett legte und wenig später in einen kurzen, aber tiefen Schlaf fiel.
    Der nächste Morgen. Ein dunkler, kalter, regnerischer Freitag. Zwanzig nach fünf verließ Paula, nach einer Katzenwäsche und ohne ihr obligates Frühstück, das Haus. Eine gute Stunde später stand sie am Budapester Platz, klingelte bei Heinrich Sturm und überreichte ihm ihr Geheimdossier, das sie Staatsanwalt Dr. Kauper unter Einsatz sämtlicher rhetorischer Finessen abgetrotzt hatte – Eigners Kontoauszüge. Sie schärfte dem noch schlaftrunkenen Kollegen mehrmals ein, sich umgehend an die Auswertung und Ȇberprüfung dieser für uns alle hochgradig wichtigen Belege« zu machen.
    Dann fuhr sie in den Nordwesten der Stadt, zu Eva Brunner. Und um Viertel vor acht bogen die Hauptkommissarin und ihre Kommissarin in die Steuerwald-Landmann-Straße ein. Kurz darauf trafen auch die Kollegen ein.
    Erst nach mehrmaligen Klingeln öffnete sich die Haustür, und die Putzhilfe, heute im Hausanzug und wieder mit Kopftuch, sagte lediglich: »Herr Eigner ist nicht da.« Und schon war die Tür wieder zu.
    Erneutes Klingeln. Ohne Erfolg. Paula wies einen der umstehenden Beamten an, über die Gartenpforte zu klettern und so lange an die Haustür zu hämmern, bis jemand aufmachte. Als sich die Tür endlich wieder öffnete, rief Paula über den Vorgarten hinweg: »Polizei. Hausdurchsuchung. Und jetzt bleibt die Tür auf! Ansonsten werden wir uns gewaltsam Zutritt verschaffen. Ist das klar?«
    Â»Haben Sie überhaupt einen Durchsuchungsbefehl?«, lautete die gleichmütige Gegenfrage.
    Â»Selbstverständlich haben wir einen Hausdurchsuchungsbeschluss.«
    Â»Den zeigen Sie mir erst einmal, dann können Sie vielleicht reinkommen. Vielleicht. Dann schauen wir mal weiter.« Und alles in diesem breiten, bräsigen Fränkisch, das seine Herkunft sicher einem der Käffer aus der umliegenden Region zu verdanken hatte. Und das Paula Steiner, die bereits seit fünf Uhr auf den Beinen war, noch mehr auf die Palme brachte.
    Voller Ingrimm trat sie auf diesen obstinaten Drachen zu, auf dieses G’scheithaferl mit seinem weiß-blau karierten Kopftuch, auf dieses schnippische Landei, und hielt ihm das Papier unter die Nase. Als Eigners Putzfrau danach greifen wollte, zog Paula ihr das Blatt wieder weg.
    Â»Lesen ja, anfassen nein. Wenn Sie mich freundlich darum bitten, erhalten Sie von mir vielleicht eine Kopie. Vielleicht.«
    Jetzt verschafften sich auch die Beamten Zutritt in das Haus und verteilten sich zügig in den Räumen. Als Paulas Gegenspielerin ihnen folgen wollte, wurde sie von ihr zurückgehalten.
    Â»Halt, dableiben. Sie sagen mir jetzt augenblicklich, wo ich Herrn Eigner finden kann.«
    Â»Hier net.«
    Â»Vorsätzliche Behinderung einer polizeilichen Aktion gilt im Übrigen auch, genau wie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, als Straftat. Also, was ist?«
    Â»An seinem Arbeitsplatz ist er.«
    Arbeitsplatz? Eigner arbeitete doch nicht. Wahrscheinlich meinte dieses Landei seine Stiftung. »Und der ist wo?«
    Â»In Rückersdorf, Fliedersteig. Wenn Sie das schon net wissen, was wissen Sie denn dann überhaupts? Ich hab gedacht, Sie sind von der Polizei. Das ist fall recht unprofessionell, wie Sie sich hier aufführen.«
    Paula verkniff sich mit Mühe eine entsprechende Retourkutsche auf diese Attacke. Sie winkte stattdessen einen der Kollegen zu sich heran, ernannte ihn zum vorübergehenden Ermittlungsführer dieser Hausdurchsuchung und beauftragte ihn vor allem damit, sorgfältig zu überwachen, dass die Kopftuchträgerin die nächste Stunde ausschließlich mit einem Anwalt telefonierte. Dann rief sie nach Frau Brunner.
    Â»Wir zwei fahren jetzt nach Rückersdorf. Ich fürchte, hier finden wir weder die

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