Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
Menschenfresser. Einmal war Zhang Hongmei, die Chefin der Schülerorganisation, spurlos verschwunden, und der Hauptverdacht konzentrierte sich auf die Schmiede. Daraufhin boten sie ein paar Hundert Leute auf, liehen sich von der bewaffneten Truppe sogar gewaltsam ein paar Gewehre, umzingelten die Schmiede und griffen sie einen halben Tag lang an. Jetzt sahen die Schmiede wirklich rot, das Eisengatter wurde aufgerissen, und sie stürzten hinaus, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Schwinghämmer tanzten donnernd und sausend, im Nu hatten sie sich eine Schneise geschlagen. Viele Schüler wurden von den Hämmern getroffen und fingen an zu jammern und Blut zu spucken. Glücklicherweise gingen zwei der Lederhämmer an den Schädeln zu Bruch. Die Rebellen rasten, und weil sie zahlenmäßig so überlegen waren, haben sie schließlich die Schmiede zum Einsturz gebracht. Dabei wurde auch geschossen, einem Schmied riss es das Ohr ab. Na, du siehst, ich komme vom Hundertsten ins Tausendste.
LIAO YIWU:
Macht nichts, ich höre gern zu!
HUANG ZHIYUAN:
Wo war ich stehen geblieben? Bei den Schmieden. Ein paar dutzend Meter weiter vorn war die Volkskommune mit der bewaffneten Einheit, an deren Tür eiserne Löwen hockten. Wir stiegen die zehn Stufen hinauf und wurden vom Sekretär, der sämtlichen Amtsbütteln in diesem primitiven Yamen vorstand, begrüßt. Er kam für seine Ehrengäste eigens zur Tür, der Küchenbulle und gleichzeitige Wachhabende, der sich gerade bewaffnet hatte, machte, in einer Hand eine Stall-, in der anderen eine Gaslaterne, im Versammlungssaal Licht.
Wir wechselten mit dem Sekretär der Volkskommune ein paar höfliche Worte, als ich vor Hunger verstummte und mein Gefährte Zhang Dachun hastig das Reden übernahm. Der Küchenbulle schaffte kichernd ein Abendessen heran. Es war bereits gegen neun Uhr abends, und der Sekretär meinte: »Ich esse aus Gesellschaft noch ein Schälchen mit!«, und nahm ganz unhöflich am Kopfende des Versammlungstisches Platz. Als er bemerkte, wie dumm wir aus der Wäsche schauten, erklärte er: »Wenn man auf dem Land zu Nacht isst, dann eigentlich um diese Uhrzeit. Ich habe mich bis heute nicht an dieses Behördenabendessen um halb sechs gewöhnt!«
In einer Schale, groß wie eine Wasserkelle, türmte sich ein Berg aus saurem Kohl, Maisfladen und Weizenbrei. Wenn man mit den Stäbchen hineinstach, kamen dampfende Süßkartoffeln zum Vorschein. Ich verdrückte eine Riesenportion, verschlang eine ganze Schale davon, und das ohne Salzgemüse, ich hatte einen Bauch wie eine Trommel. Aber es war der erste Tag an meiner neuen Arbeitsstelle, da musste ich einen guten Eindruck machen und durfte nichts übrig lassen. Zhang Dachun hatte solche Blähungen, dass er die ganze Nacht herumstöhnte.
Aber der Sekretär machte sogar zwei Schalen leer, dann ließ er die Stäbchen ruhen und griff nach dem Tabak. Zhang Dachun sah, dass er »Chuncheng« rauchte und beeilte sich, die »Daqianmen« aus seinem Beutel herauszukramen und rundgehen zu lassen. Wir konnten nicht wissen, dass in diesem Brei die drei großen Spezialitäten, von denen die Leute in Yanting lebten, drin waren: Süßkartoffeln, Maisfladen, Sauerkohl. Die in Erdlöchern aufbewahrten Süßkartoffeln waren das halbe Jahr über die Hauptnahrung der Bauern, wegen des hohen Zuckergehalts führten sie zu überschüssiger Magensäure. Wenn man sie regelmäßig aß, musste man deshalb unbedingt Salzgemüse dazu essen. Das saure Gemüse wurde zubereitet, indem man Grünkohl wusch, das Wasser an der Luft verdampfen ließ und ihn dann in einem großen Steingutkübel dicht verschloss. Ein paar Wochen später war der Grünkohl durchgezogen und schimmelte, bekam die Farbe von Sojasoße, und wenn man dann mit dem Finger ein wenig probierte, dann roch es stark und war sauer, man bekam ganz lange Zähne davon. Wenn der bessere Sauerkohl gut durchgezogen war, dann traten am Steingutkübel außen Tropfen aus, wie an einer tropfenden Nase, wenn man solch einen Tropfen berührte und die Hand langsam wegbewegte, konnte man ihn über zehn Zentimeter ziehen. Sauer schlägt süß, die Malaise, die man sich mit dem Verzehr von Süßkartoffeln zuzog, löste sich auf. Aber Spezialisten haben nachgewiesen, dass zwischen dem Verzehr von Süßkartoffeln und Sauerkohl und dem traditionell hohen Auftreten von Speiseröhren- und Magenkrebs ein direkter Zusammenhang besteht.
LIAO YIWU:
Sie kennen sich aber aus!
HUANG ZHIYUAN:
Die Verpflegung in diesen Jahren
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