Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
als Führungskader Haltung zeigen und Einigkeit mit dem Zentralkomitee demonstrieren. Da kein Angestellter der Bank an den Demonstrationen teilgenommen hatte, bekamen wir von oben sogar eine Belobigung, und man gab uns eine Prämie. Wenn man eine Lüge hundert Mal wiederholt, dann wird sie zur Wahrheit, deshalb haben wir nach entsprechendem Studium bald unisono eingesehen, dass der 4 . Juni, wie es das Zentralkomitee festgelegt hatte, eine konterrevolutionäre Revolte war.
Es hat nicht viel gefehlt, und ich selbst hätte in der Folgezeit ganz vergessen, was ich getan hatte, aber die Polizei vergisst nie etwas. Schließlich kam der Tag, es war um den August herum, als unser Direktor mich zu einem Arbeitsgespräch bat. Als ich in sein Büro kam, waren außer ihm da noch zwei Männer, die ich nicht kannte. Unser Direktor sagte: »Wan Baochen, bekennen Sie der Regierung einfach ganz ehrlich, was Sie getan haben!«
Mich schauderte und instinktiv tat ich so, als wüsste ich nicht, was los ist: »Wissen Sie, Herr Direktor, denn nicht ganz genau, was ich tue?«
Als der Direktor das hörte, lief er bis hinter die Ohren rot an und stammelte: »Ich …, ich …, ich …, das ist eine Verleumdung!«
Erst später habe ich erfahren, dass das Nationale Amt für Öffentliche Sicherheit meine Spur längst bis in meine Stadt verfolgt und mich als Hauptverdächtigen heimlich überprüft hatte. Niemand konnte glauben, dass ich mit Politik in Berührung gekommen sein sollte. Als es darum ging, meine Verhaftung zu genehmigen, hat der erste Sekretär des Stadtkomitees die Leute auf einer Versammlung noch ziemlich unhöflich auflaufen lassen: »Unmöglich! Genosse Wan Baocheng stammt aus einem revolutionären Haushalt, sein Vater war in der Achten-Route-Armee, wir waren gemeinsam ein Jahr dabei; und er selbst ist mit achtzehn in die Partei eingetreten, es ist absolut unmöglich, dass er an konterrevolutionären Umtrieben teilgenommen hat!«
Auch die anderen Führungskader meldeten sich zu Wort und bürgten für mich, einer sagte sogar: »Dieser junge Mann ist dabei, Karriere zu machen, wenn ihr ihm jetzt ein ungerechtfertigtes und zusammengeschustertes Verfahren anhängt, zerstört ihr die Zukunft einer ganzen Familie!«
Als sich die Leute von der Öffentlichen Sicherheit von allen Seiten kritisiert sahen, konnten sie kaum noch an sich halten und legten die Beweise, die sie hatten, auf den Tisch. Einschließlich eines Schriftvergleichs, der Aussage des Zimmermädchens aus dem Hotel, in dem ich in Peking gewohnt hatte, der Flugblätter, die sie im Zug gefunden hatten, und so weiter. Die Tatsachen siegten über die Beredsamkeit, alles verstummte. Die Atmosphäre war unerträglich, als der Sekretär für Politik und Recht schließlich den Haftbefehl unterschrieb.
An diesem Punkt blieb mir nichts anderes, als ein umfassendes Geständnis abzulegen. Glücklicherweise war ich ein Einzeltäter, deshalb war der Tatbestand verhältnismäßig einfach. Aber ich fand, man könne mir eigentlich nichts vorwerfen, denn ich hatte ja nur beschrieben, was ich mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber diesmal hatte ich in ein Wespennest gestochen. Hoch bis zum Sekretär und runter bis zum Bankdirektor und den Führungsleuten der verschiedenen Ebenen vom Amt für Öffentliche Sicherheit nahm man sich der Sache an, man redete mir ins Gewissen, appellierte an mein Herz und meinen Verstand, alles mit dem Ziel, meine Schuld einzugestehen, zuzugeben, dass ich üble Gerüchte in die Welt gesetzt hatte oder mich hatte von üblen Elementen aufhetzen lassen, derart schamlose Lügen und Verleumdungen über die Einsatztruppen der Volksbefreiungsarmee zu verfassen.
»Wie soll das gehen?«, sagte ich zum Richter. »Ich habe doch nur geschrieben, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, ich verbürge mich dafür als Kader der Kommunistischen Partei!«
Der Richter sagte: »Sie haben längst kein Parteibuch mehr!«
Ich sagte: »Das ist mir noch nicht mitgeteilt worden.«
Der Richter sagte: »Wollen Sie auch jetzt noch bei Ihrer verstockten Haltung bleiben? Räumen Sie ihren Fehler ein, zeigen Sie Haltung!«
Ich sagte: »Aufrichtigkeit
ist
die Haltung eines Mitglieds der Kommunistischen Partei.«
Der Richter sagte: »Dummes Zeug!«
Ich sagte: »Sie waren damals nicht in Peking, was
Sie
sagen, ist dummes Zeug, Sie sind überhaupt nicht in der Lage, diesen Prozess zu führen!«
Der Richter wurde ärgerlich: »Wan Baocheng, Sie glauben wohl, Sie sind immer noch
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