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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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noch gewarnt, dass die im Norden konservativ sind, die wollen die Ware unversehrt, die wollen in der Hochzeitsnacht Blut sehen; wenn die Ware einmal entjungfert ist, dann fallen die Preise ins Bodenlose. Aber die beiden waren voll jugendlichem Ungestüm und wollten es tun, wo sie gingen und standen. Der Schwarze Zhou war gut gewachsen, er hat in der Stadt einen ganzen Satz von Wanderarbeiterinnen betrogen, oft hat er so getan, als habe er Gefühle für sie, dann zog er sie wie Schafe zum vereinbarten Warenübergabepunkt.
    LIAO YIWU:
    Ihr wart nicht nur auf dem Land tätig?
    QIAN GUIBAO:
    Heute gibt es auf dem Land viele Menschen und wenig Ackerboden, außerdem kommt mit der Bestellung der Felder kein Geld herein, deshalb gehen besonders viele weg, um zu arbeiten. Einmal nach dem Frühlingsfest habe ich eine ganze Woche lang auf dem Bahnhof von Chengdu einen schwarzen Laden aufgemacht, das hat nicht einmal für eine Fahrkarte gereicht. Aber als ich diese Berge und Meere von Menschen sah, war ich ganz weg, das war Geld! Das zog von Süden nach Norden, außerdem waren alle auf die Fremde vorbereitet, jeder hatte eine ungewisse Zukunft vor sich, alle waren innerlich ganz leer, und wenn in dieser Lage auf einmal ein hilfsbereiter Mensch auftaucht, der sich mit allem auskennt, dann stürzen sich alle auf ihn und fragen dieses und fragen jenes. Dann nimmt man sein Opfer aufs Korn und betrügt, wen man betrügen will; selbst wenn du erzählst, du furzt Goldstücke, es gibt immer jemanden, der das glaubt.
    LIAO YIWU:
    Das war kriminell! Sie haben diese armen Leute betrogen!
    QIAN GUIBAO:
    Ich habe auch Studentinnen hinters Licht geführt, einmal sogar eine Doktorandin.
    LIAO YIWU:
    Und alles dank Ihres ehrlichen Gesichts?
    QIAN GUIBAO:
    Das ist nicht schlecht, ich bin von Natur aus umsichtig – als ich diese Intellektuellen sah, konnte ich ihnen nichts erzählen von Suche nach Arbeitern, von Handel und von Unternehmern der Produktionsbrigaden der Volkskommunen, die hätten mich nach ein paar Worten durchschaut. Also habe ich ihnen gar nicht erst etwas vorgemacht, für sie war ich der Bauer, der ich war. Aber die Bedingungen bei uns, erzählte ich, seien nicht schlecht, wir hätten Berge voller Blumen und Früchte, es gäbe Höhlen mit einem Wasservorhang, einen Urwald, ein völlig unerschlossenes Stück Paradies außerhalb der Welt. Die Wachstumsraten der ländlichen Gebiete aufzublasen war mein Beruf, und wenn ich mich auf mein Mundwerk verlassen konnte, dann hatte ich nicht zu befürchten, den mit toten Büchern beschäftigten Mädchen nicht das Herz rühren zu können.
    Und dann habe ich sie bescheiden um Hilfe gebeten und ihnen erzählt, das Einzige, was uns in unserem weltfernen Paradies fehle, das sei Wissen, das seien begabte Menschen. Ich hatte die Doktorandin bereits eingeladen, mit mir in Tianshui aus dem Zug zu steigen, sich die Sache aus der Nähe anzuschauen und nach dem ersten Eindruck zurückzufahren und die geeigneten Fachleute heranzuziehen. Wir würden die Leute durchweg mit hohen Gehältern einstellen und ihnen das Kommen und Gehen freistellen. Ob nun die Studentinnen oder die Doktorandin, sie alle wurden von meiner Ehrlichkeit bewegt. Leider können Frauen, die gebildet sind, einem auch allerlei Ärger machen. Ein Mädel haben sie einen Monat in ein Erdloch gesteckt, aber sie hat sich nicht gefügt.
    LIAO YIWU:
    Wenn ich Richter wäre, ich hätte Ihnen als Erstes die Zunge abschneiden lassen.
    QIAN GUIBAO:
    Ja, die sollte man mir abschneiden, völlig korrekt! Es ist mir richtig zur Gewohnheit geworden, die Leute hinters Licht zu führen, aber ich bin bereit, meine Zeit abzusitzen, um mich von dieser Sucht zu befreien.
    LIAO YIWU:
    Gab es auch Frauen in eurer Bande?
    QIAN GUIBAO:
    Sie meinen freigelassene Täubchen? Vor einigen Jahren, ja, heute geht das nicht mehr. Wenn die »Täubchen« den Männern übergeben waren, dann machte es nichts, wenn sie nach einer Weile abhauen konnten. Wer nicht entkam oder entdeckt wurde, für den war das ein großes Unglück, und wenn sie nicht aufpassten, konnte es vorkommen, dass sie aus dem Leben schieden. Diese freigelassenen Täubchen haben den Unwillen der Allgemeinheit erregt, aber wenn wir etwas machten, machten wir es richtig. Wo Prestige ist, da ist auch Profit; wenn etwas danebenläuft, dann können die Leute dich schützen.
    LIAO YIWU:
    Wer hat Sie geschützt?
    QIAN GUIBAO:
    Das darf ich nicht sagen, versteht sich. Außerdem bin ich ein Krimineller, ich sitze

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