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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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geht, ist in seinem Kopf kein Gesetz. Und wenn da ein Gesetz ist, dann braucht er es nicht.
    LIAO YIWU:
    Diesmal ist es aber angewandt worden, Sie haben Menschenhandel betrieben und werden wohl mit der Todesstrafe rechnen müssen.
    QIAN GUIBAO:
    Ich habe ein Geständnis abgelegt, deshalb lebenslänglich wegen mildernder Umstände.
    LIAO YIWU:
    Haben Sie sich im Gefängnis mit dem Gesetz beschäftigt?
    QIAN GUIBAO:
    Ja. Aber das geht in ein Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinaus. Ich würde gern mehr arbeiten. Wir gehören seit Generationen zur arbeitenden Bevölkerung, wir verstehen nur das Gesetz unserer Familie und Ahnen und die Gesetze des Staates, die drei roten Fahnen der Generallinie, des Großen Sprungs nach vorn, der Volkskommunen, später dann das Verantwortungssystem der Haushalte, und wieder später die Reform- und Öffnungspolitik und der Aufbau der Wirtschaft.
    Kurz, ein Himmelssohn, ein Gesetz! Ich als altes Landei verstehe vielleicht nicht viel, aber nach ein paar Jahren Umerziehungslager, wo ich täglich die Zeitung studieren musste, habe ich einiges gelernt und weiß, was ein Verbrechen und was ein Gesetz ist. Aber wenn man mich als eine Art »Volksschädling« bezeichnet, gebe ich das nicht zu! Ich habe der Regierung Ärger gemacht, weil sie so viel Polizei einsetzen musste, um in den entlegensten Gebieten nach den vermissten Frauen zu suchen, und weil sie nachher noch so viel Zeit aufwenden musste, sie zu ihren alten Familien zurückzubringen. Ich weiß, dass Frauen, die etwas mehr auf Zack waren, sich längst versteckt hatten, damit die Polizei sie nicht findet, denn bei ihren alten Familien war das Leben auch kein Zuckerschlecken. Das Land ist nicht wie die Stadt, die Frauen dort sind keine Babys, die sofort in Tränen ausbrechen, wenn sie Verwandtschaft sehen, die ein paar Jahre verschollen war. Was tun sie denn, wenn sie in ihre engen Bergtäler zurückkommen? Wenn alle wissen, dass eine einmal verkauft worden ist, da kann es einen Junggesellen noch so hinter dem Latz brennen, so eine will keiner.
    Der Norden ist wilder als der Süden, das weiß ich aus dem Fernsehen. Vor ein paar Tagen hat der Sichuan-Rundfunk eine Sendung über Menschenhandel wiederholt, die Dörfer, die man da sah, waren so arm, da wuchs kein Grashalm, und wenn die Polizeiautos ins Dorf kamen, wurden sie umzingelt. Diese Banditen aus dem Norden schienen aus dem Boden gewachsen zu sein, so viele waren es, und sie wollten ihre Frauen einfach nicht gehen lassen.
    Später kamen der Kreiskomiteesekretär und der Polizeichef, schossen in die Luft und die Wagen setzten sich in Bewegung. Wer will schon Geld und Ehre verlieren? Das waren doch Frauen, die sie für sehr teueres Geld gekauft hatten. Man konnte es an meinen Tränen sehen, wenn ich früher gewusst hätte, wie traurig so etwas ist, hätte ich nicht mit Menschen gehandelt. Das Geld, das ich bekommen habe, war schlechtes Geld. Aber, um darauf zurückzukommen, ich habe das ja nicht nur einen oder zwei Tage lang gemacht, jeder wusste es. Warum haben sie mir die Ware aus der Hand gerissen wie Verhungernde? So viele Dörfer, so viele Gemeinden sollen das Gesetz nicht verstehen? Ich habe doch niemanden ins Ausland verkauft! Ich würde wetten, dass die Mehrzahl der Bäuerinnen, die die Polizei befreit hat, zurück möchte zu ihren Männern, »eine Nacht Frau und Mann, für hundert Nächte Liebe dann«, heißt es nicht so?
    Natürlich sind einige, die sich mit der männlichen Seite nicht vertragen haben, auch schlimm geschlagen worden. Die Sitten sind in dieser Hinsicht ziemlich übel und die Hände schwer, das ist nicht wie in Sichuan, wo man nur leicht streitet und schlägt und den lieben Frieden nicht verletzt.
    LIAO YIWU:
    Jetzt machen Sie sich mal nicht barmherziger als Buddha! Die Beschäftigung, der Sie da nachgingen, besteht doch seit Dynastien und Generationen im Prügeln des Partners. Trotzdem, wenn Sie heute in der Lage sind, auszusprechen, wie es Ihnen ums Herz ist, dann ist das schon ein Fortschritt. Hat denn eure Menschenhändlerbande gute Geschäfte gemacht?
    QIAN GUIBAO:
    Wir waren über zehn Leute, hier sitzen sieben oder acht, die aus dem Norden sitzen vor Ort. Zwei der Köpfe der Bande sind an die Wand gestellt worden, bei mir ging es ziviler zu, ich habe nie zur Gewalt gegriffen, deshalb werde ich als Vierter angeklagt.
    LIAO YIWU:
    Habt ihr die Frauen, die ihr gekidnappt habt, auch noch vergewaltigt?
    QIAN GUIBAO:
    Ich nicht. Ich habe den Schwarzen Zhou

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