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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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das etwas ganz anderes, viele Leute kommen ein Leben lang nicht aus ihrem engen Tal heraus, heiraten und kriegen Kinder, viel Armut und viel Plage, was hat man da schon für großartige Aussichten? Deng Xiaoping hat Reformen und Öffnung propagiert, aber wer investiert einen müden Fen bei einem, der aus einem ein paar hundert Kilometer von der Kreishauptstadt entfernten Nest stammt wie Jiapigou? Vielleicht würde er ja sein Kapital nie wiedersehen.
    Nicht einmal zum Pflügen kommt man mit dem Traktor durch, man quält sich über Pfade, schmal wie Hühnerdärme, und braucht einen guten halben Tag für eine Runde.
    Hat China nicht noch eine ganze Menge solcher Orte? Und wenn man es nicht schafft, die reichen Leute hierhin zu bringen, dann muss man selbst hier weg, den Reformen und der Öffnung entgegen. Boden und Wasser sind in den hohen Bergen sehr gut, und die Mädchen haben rote Backen, auch ohne Schminke. Und was dem Norden am meisten fehlt, das sind diese Waren mit gutem Feuchtigkeitsgehalt. Dort gibt es zu viele Junggesellen, und wenn ich Hochzeitsbande über diese tausend Meilen spanne, dann haben beide Seiten ein Zuhause, auch wenn es am Anfang nicht so zart zugeht, wenn sie fortlaufen, wenn sie den Tod suchen und nach Papa und Mama schreien. Aber wenn die Bande erst einmal geschlossen sind, gewöhnt sich das Töpfchen an das Deckelchen und die Tage werden immer besser.
    Und was das Fesseln und Schlagen anbelangt, das ist auf dem Land nun einmal so, ein schlechter Kerl, der seine Frau nicht schlägt. Außer wenn sie alt wird, kann man keine wegjagen. Einmal war ich mit meiner Alten auf dem Heimweg vom Maisbrechen und wollte sie ficken. Da kam sie daher, von wegen, sie hätte ihre Tage, ich solle warten, bis es dunkel ist. Das tat ich nicht und wollte sie unbedingt am helllichten Tag haben, da hieß es, sie sei müde, sie wollte mich ums Verrecken nicht an ihre Hosen lassen. Ich wurde wütend, doch bevor ich ihr mit einem Prügel zeigen konnte, wer der Herr im Haus war, nahm sie die Beine in die Hand und rannte aus der Tür, ich ihr nach, da stürzt sie sich auf einmal in unser Staubecken. Na toll, jetzt ratet mal, wie das weiterging?! Sie ging nicht nur nicht unter, sondern saß heulend in der Brühe. Das Wasser im Becken geht einem nur bis zum Bauch.
    Die jungen Dinger, die ich in den Norden mitgenommen habe, haben es alle besser als meine Alte, im Sprichwort heißt es: »Wen man nicht knebelt, aus dem wird kein Paar.«
    Ich helfe dem Staat bei der Lösung seiner Probleme, wenn es irgendwo zu viele Junggesellen gibt und das Klima nicht günstig ist, dann gibt es leicht ein Unglück, aber wenn man ein paar junge Dinger dorthin bringt, dann kommt Harmonie zwischen Yin und Yang.
    Die Heiratsvermittlungen in der Stadt nehmen auch eine Vermittlungsgebühr, ich bin in der gleichen Branche und muss das ebenfalls. In Wirklichkeit blieb mir nach den Kosten für Zug und Schiff, nach der Verköstigung unterwegs, nach den ganzen Reisekosten oft kaum etwas übrig. Manchmal, wenn mit der »Firma« auf der einen Seite der Preis ausgehandelt und die Frau weg ist, dann überlegt die männliche Seite es sich anders und zahlt die vereinbarte Summe nicht. Da bleibt mir nichts anderes übrig, als sie billiger herzugeben, wir haben es nie gewagt, in einem fremden Dorf Krach zu schlagen.
    LIAO YIWU:
    Die Polizeiorganisationen von Sichuan haben schon häufig entführte und verkaufte Frauen gerettet, was von den Massen immer mit großen Beifall begrüßt wurde, sicher haben Sie solche Aktionen im Fernsehen gesehen.
    QIAN GUIBAO:
    Natürlich, ihr Städter klatscht Beifall, und die Leute in den Bergen wissen davon nichts. Dabei haben sich die jungen Dinger an ihr neues Zuhause längst gewöhnt und immer einen Weg gefunden, mit ihrem alten Zuhause Nachrichten auszutauschen; das von dem »spurlosen Verschwinden« sind doch nur Redensarten. Wenn eine ihrem Mann davonläuft, dann ist das ein Einzelfall, die Mehrzahl würde sich nicht von ihrem Ehemann trennen.
    LIAO YIWU:
    Was für ein Ehemann denn? Ohne amtliche Eheschließung nennt man das ungesetzliche Kohabitation, ich habe mir das eigens gemerkt!
    QIAN GUIBAO:
    Nach den Regeln des Volkes gilt als Mann und Frau, wer mit Pauken und Trompeten in das eigene Haus geladen wurde.
    LIAO YIWU:
    Ignorieren Sie die Gesetze, oder stellen Sie sich einfach dumm?
    QIAN GUIBAO:
    Auf dem Land ist das schon seit Tausenden von Jahren so, wenn der Mönch der Sonne den Rücken kehrt und über die Berge

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