Fräulein Hallo und der Bauernkaiser
Schweine!« Da ist mir der Kragen geplatzt: »Wenn ich es nicht getan hätte, dann hättest du sie umgebracht!« Ich konnte ja nicht damit rechnen, dass die junge Gans ihm auch noch beistehen würde: »Und wenn er mich umgebracht hätte, das geht so einen Scheißhausvorstand wie dich nichts an! Wir sind schon drei Jahre zusammen, er hat mich schon dreimal umgebracht – und bin ich etwa nicht mehr am Leben? Hm? Und dann rufst du auch noch die 110 er! Und unsere Leute mussten sich deinetwegen die Nase zuhalten, als sie uns bei den Bullen abholten, die Nachbarschaft hat sich ganz schön aufgeführt. Jetzt sind wir hier, um von dir Schadenersatz zu verlangen wegen seelischer Grausamkeit, jetzt lassen wir das Gesetz sprechen!«
Meinem Sohn verschlug es regelrecht die Sprache, so perplex war er über diesen Ausbruch. Er schimpfte ein wenig herum und griff sich dann den Wasserschöpfer aus Kupfer. Damit wollte er auf sie losgehen. Ich beeilte mich dazwischenzugehen, doch dieses Weibsbild sprang auf die Straße hinaus und schrie: »Mörder!« Sie machte einen Weltuntergang draus. Drumherum stand ein Haufen Leute, aber viel ärgerlicher war, dass ihr Kerl plötzlich sagte: »Das ist ein Klomann wie er im Buch steht, der bringt einen mit der Jauchekelle um.« Das war zuviel, und mein Sohn zog ihm mit der Kelle eins über. Aber die Leute glaubten, jetzt kommt Jauche geflogen, und alles ging in Deckung. Dabei, wo soll in einer öffentlichen Toilette heute eine Jauchekelle herkommen?
LIAO YIWU:
Und wie ist das ausgegangen?
ZHOU MINGGUI:
Es war ein Glück, dass deine Mutter hereinkam und dieses Seuchengottpärchen in ihr Teehaus einlud. Deine Mutter ist eine bewanderte Künstlerin und Gruppenleiterin, sie hat Niveau. Sie hat gesagt: »Solche Frechheiten kommen in meinem Teehaus jeden Tag ein paar Mal vor, lass dich auf keinen Fall darauf ein, schick sie einfach mit ein paar ironischen Bemerkungen fort und fertig.« Ach, dieses Durcheinander, das greift in der Gesellschaft immer mehr um sich: Sie haben keine Arbeit und treiben sich den ganzen Tag auf der Straße herum. Als ich die Worte deiner Mutter hörte, habe ich mir geschworen, mich nicht mehr um solcherlei Dinge zu kümmern, das war hart. Keiner kümmert sich darum, damit er kein Blut abbekommt, und wenn ich als Klomann mich um so was kümmere, dann mache ich mich sowieso nur lächerlich und sie hängen mir einen Spitznamen an und nennen mich den »Jauchekellen-Lei-Feng« [8] . Wenn jetzt diese kleinen Bastarde in meine Toilette kommen, dann wollen sie sich immer nur über mich lustig machen, sie kennen keine Achtung vor dem Alter: »Du hast Schwierigkeiten mit dem Geldverdienen? Du willst uns keinen Schadenersatz zahlen? Na, dann könnten wir beide doch mal ein Jahr lang deine Toilette umsonst benutzen!«
LIAO YIWU:
Diese Idioten!
ZHOU MINGGUI:
Ich mache mir nichts daraus, Schlechtigkeit straft sich zuletzt selbst. Von heute an stelle ich auf dem Abtritt einen Helfer auf, so sehe ich das Geld, aber nicht die Leute.
LIAO YIWU:
Richtig so! Ihr seid jetzt in einem Alter, wo die eigenen Knochen wichtig sind. Es geht auf das Ende des Jahrhunderts zu, die Lage ist kompliziert – seht Euch nur diese Straße hier an: Auf nicht einmal dreihundert Metern gibt es über zehn Karaoke-Bars, sechs, sieben Schönheitssalons, wo soll da das Geld herkommen? Das hier ist der Teil von Chengdu, wo Stadt und Land eine Nahtstelle bilden. Wenn sie in der Stadt eine Säuberung gegen Prostitution und Pornographie durchführen, um das Stadtbild zu verbessern, dann stauen sich die Freier hier. Die junge Gans heißt Zhang, sie ist eines der Mädchen aus dem Schönheitssalon neben dem Teehaus meiner Mutter, sie stammt aus dem Kreis Lezhi. Wenn es mal nach Mitternacht ist und sie hat noch keine Verabredung, dann macht sie schräg gegenüber in dem Laden auf Animiermädchen. Wer ihr Freund ist, weiß ich nicht.
ZHOU MINGGUI:
Du bist wirklich ein Gelehrter, du verstehst alles so genau.
LIAO YIWU:
Ich will sagen, die Geschäfte in dieser Straße gehen nachts besser als am Tag, in einer Karaoke-Bar kostet ein Lied zwei Yuan; wenn ein Mädchen den Mund nur zu einem Lied verzieht, dann kostet das ein paar Dutzend Yuan.
ZHOU MINGGUI:
Damit habe ich nichts zu tun.
LIAO YIWU:
Aber vom Singen und vom Melonenkernkauen bekommt man einen trockenen Mund! Und wer oft zu Prostituierten geht, entleert oft seine volle Blase! Wenn Ihr dann nicht im Geschäft seid, schiffen die Leute auf die Straße;
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