Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

der Schnur gezogen. Die Chefs hielten in der Reihenfolge der Wichtigkeit ihrer Beamtenmützen ihre Reden, die Spucke flog nur so, im Großen und Ganzen riefen sie die Verbrechermassen auf, die Gelegenheit zu ergreifen, ihre dunklen Machenschaften aus der Vergangenheit zu gestehen und die der anderen anzuzeigen, denn während dieser Bewegung sei die Politik der Partei sehr offen und sehr milde; wir müssten nur die Initiative ergreifen, die Regierung werde das dann untersuchen, und wo es sich als wahr herausstellt, werde man Leute, die eigentlich hingerichtet werden müssten, durch die Bank vor dem Beil verschonen, Lebenslängliche bekämen Zeitstrafen, und wer unter fünf Jahren hätte, da würde man je nachdem erwägen, ihn außerhalb des Gefängnisses seine Strafe verbüßen zu lassen. Der Gefängnisdirektor machte uns besonders darauf aufmerksam, dass diese Kampagne mit ihrer offenen Politik der Bevorzugung auf zwei Wochen begrenzt sei, wenn wir warten würden, bis die Zeit verstrichen sei, dann wäre alles zu spät, dann könnten wir auf den Knien rutschen und die Regierung anflehen, dann müssten wir unsere verdiente Strafe abbüßen.
    Wir hörten mit gespitzten Ohren zu, wir wagten nicht, laut zu atmen, zu husten oder einen fahren zu lassen. Die drei Gebäude um uns herum waren voller Wachleute, zwei Maschinengewehre waren im Fenster des ersten Stocks aufgebaut, direkt uns gegenüber. Eigentlich dachte ich, ich sei ein normaler unbedeutender Krimineller, aber auf einmal, das Ganze ging schon dem Ende zu, schrie der Leiter der Öffentlichen Ordnung: »Tian Zhiguang!«
    Ich antwortete: »Hier!«, stand auf und nahm Haltung an. Der Amtsleiter setzte ein Lächeln auf: »Setz dich! Gesteh einfach deine Probleme, verstanden?«
    Unter all den anderen hatte das Amt für Öffentliche Ordnung nur meinen Namen genannt, und im Handumdrehen wurde ich im Gefängnis zu einer Berühmtheit, »ein schwerer Junge«. Als ich in die Zelle zurückkam, tuschelte die Zellenaufsicht durch die Gittertür etwas mit dem alten Mörder, dann gaben sie Befehl, uns Papier und Kugelschreiber zu geben, jeweils ein Papier und einen Kugelschreiber für zwei. Ich wurde in eine Ecke gerufen, wo der Mörder und Zellenälteste zu mir sagte: »Dich, Baby, hat der Himmel geschickt, heute hat der Leiter der Öffentlichen Sicherheit seinen goldenen Buddhamund aufgemacht, wenn du singst, dann gehe ich morgen, übermorgen mit dir nach Hause!«
    »Ich habe nichts zu singen!«, sagte ich.
    Da meinte er: »Warum geht das nicht in deinen Kopf? So eine Bewegung gibt es im Jahr nur zwei, drei Mal, viele Leute gäben etwas um so eine Gelegenheit, aber sie bekommen sie nie!«
    Ich begriff nicht, was das sollte, da sagte er leise: »Die Leute, die solche Aufträge übernehmen, das sind einer wie der andere die reinen Betrüger, in normalen Zeiten, wenn du ihnen in die Falle gehst, drehen sie den Dolch schon in den Händen – und wenn man offen gesteht, fliegt einem der Kopf Richtung Himmel. Nur bei solchen Kampagnen haben sie der Gesellschaft öffentlich etwas versprochen, da können sie keinen Rückzieher machen!«
    Ich war ganz durcheinander, der Zellenchef drückte mir ungeduldig Papier und Schreiber in die Hand und erzählte: »Ich weiß, du bist ein schwerer Fall, sing einfach und wälz die Verantwortung auf deine flüchtigen Mittäter ab! Wenn wir Freunde genug sind und du nur ein paar durchs Netz gegangene Fische nennst, dann zeige ich das an und meine Strafe wird heruntergesetzt!«
    Was blieb mir übrig, wie alle anderen kaute ich an meinem Stift und schrieb die Sache mit dem Schatz, den wir in unserem Fundament ausgegraben hatten, noch einmal hin. Die paar Aufseher und Schläger waren wie die Aufsichtsbeamten bei den alten Prüfungen und gingen vor und hinter den Gefangenen auf und ab. Die Quälerei ging einen halben Tag, mit dem Resultat, dass über die Hälfte der Fragebogen nicht richtig ausgefüllt war. Der Zellenchef war stinksauer und befahl seinen Schlägern, dem »Prüfling« heftig in den Hintern zu treten. Dann mussten sich die entsprechenden Leute zur Strafe in zwei Reihen hinknien, das Papier auf den Boden legen und in dieser gebückten Haltung das Ganze noch einmal schreiben. Das sah aus wie in den Filmen, wenn die Verbrecher in den Gerichtssälen der alten Zeit vor dem Provinzgouverneur unterschrieben oder ein Kreuz machten. Das war keine Sache von ein, zwei Sekunden, dazu brauchte man ein paar Stunden!
    Zwei Älteren wurde von dem