Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

verloren.
    Als ich wieder zu mir kam, waren meine verbrannten Geschlechtsteile angeschwollen wie ein Fußball, der Schläger machte einen Vorschlag: »Nehmen wir uns den Scheißkerl doch etwas genauer vor, wir verbrennen die Haare in seinen Ohren, in seiner Nase und an seiner Rosette und dann streuen wir Pfeffer hinein!«
    Als ich das hörte, schrie ich sofort und immer wieder: »Ich gestehe! Ich gestehe! Ich gestehe alles!«
    Der Zellenchef fragte: »Und du wirst uns nicht wieder etwas vormachen?«
    Ich schrie: »Wenn ich noch mal Unsinn erzähle, dann ist meine Mutter Amerikanerin!«
    Die ganze Zelle brach in schallendes Gelächter aus. Der Chef zog mich hoch, ließ mich vom Schläger mit einer Salbe gegen Entzündungen einreiben und sagte dann in einem weicheren Ton: »Du alter Strauchdieb, du bist schon richtig! Aber wenn du nicht gestehst, weißt du, dann haben wir das alle auszubaden!«
    Ich wollte sofort Papier und Stift haben und schrieb. Der Chef überprüfte es und gab es ein paar von den anderen Anführern zu lesen. Bevor er das nach oben meldete, fragte er noch bekümmert: »Und diesmal stimmt es wirklich?«
    Ich sagte: »Das letzte Mal hat es auch gestimmt, aber ich war ein bisschen durcheinander und habe den falschen Ort angegeben, der Schatz liegt woanders. Diesmal stimmt es hundertprozentig!«
    Der Chef sagte: »Dann schreib an den Schluss von deinem Sermon: ›Wenn das gelogen ist, dann soll das Volksgericht mich strafen, und ich werde nicht klagen, wenn man mich erschießt!‹ Das habe ich gemacht und kein Wort ausgelassen.
    LIAO YIWU:
    Du hattest reichlich Courage!
    TIAN ZHIGUANG:
    Die Strafen in der Zelle waren zu schlimm, das hätte das stärkste Mitglied der Kommunistischen Partei nicht ausgehalten, und so ein Bauer wie ich schon gar nicht. Mir war klar, wenn ich mit der Regierung wieder auf Schatzsuche ging, würde die Hin- und Rückfahrt das Ganze um mindestens einen Tag und eine Nacht hinausschieben. In dieser Zeit würde ich wenigstens keine Schläge bekommen, nicht abgestraft werden, ich hätte zu essen und zu trinken, und was dann kommen würde, daran zu denken, hatte ich keine Zeit. Außerdem, was sollte kommen? Was hätte es gebracht, mir das zu überlegen? Es war sowieso die Hölle, und ich war längst ein jämmerliches Gespenst.
    LIAO YIWU:
    Du hättest die Gelegenheit der Kampagne nutzen, eine Revision für deinen Fall beantragen und dich nicht immer tiefer in diese Hölle verstricken sollen.
    TIAN ZHIGUANG:
    Wenn ich die Wahrheit geschrieben hätte, hätte mir das keiner abgenommen, nicht einmal der Zellenchef wäre damit durchgekommen. Also blieb mir nichts übrig, ich musste aktiv und freiwillig die Volksregierung zum Schatz führen. So wiederholte sich das Ganze. Als wir gingen, dachte ich gar nichts, ich hatte auch keine Angst, ich aß, was ich essen sollte, schlief, wenn ich schlafen sollte, doch als wir mit leeren Händen zurückkamen, hatte ich fürchterliche Angst, bei jedem Schritt bekam ich Krämpfe, die Regierung ist fast ausgeflippt, ich wurde unterwegs geschlagen und getreten, mit den Handschellen haben sie mir die Gelenke abgedrückt, aber das war gar nichts im Vergleich zu dem, was diese hartgesottenen Verbrecher mit mir machten, das waren kleine Fische.
    Die Strafaktion kam nach und nach, ich machte in der Zelle die Hölle durch, jedes Mal, wenn ich wach wurde, dachte ich, ich würde bald sterben, und hatte Angst, ich würde es nicht bis zum Ende durchstehen. Mein jüngerer Bruder saß in dem gleichen Untersuchungsgefängnis wie ich, aber ich wusste nicht, wie es ihm ging. Jedes Mal, wenn ich aufwachte und die Kippen, die Bambusstocher, den Abortkübel und die düster grinsenden Visagen sah, schrie ich: »Ich gestehe! Ich gestehe! Ich gestehe alles!« Aber niemand hörte auf mich.
    Einmal kam einer von den Aufsehern an der Zelle vorbei, da war mir alles egal, ich bin zur Gittertür gestürzt, habe die Hände hinausgestreckt und mich an seine Hose geklammert, mit dem Resultat, dass ich wieder zurückgezogen wurde, man hielt mir die Beine fest, ein paar von den Kerlen haben mich gehalten und dann hat man mich ein, zwei, drei Mal nach vorne schwingen lassen, das nannte sich »im Flieger«.
    LIAO YIWU:
    Hat das kein Ende genommen?
    TIAN ZHIGUANG:
    Ich dachte, ich würde nicht lebend dort herauskommen. Aber eines Tages war die Kampagne auf einmal vorbei. Der Zellenchef wurde von der Zellenverwaltung herausgerufen, und als er zurückkam, hat er keinen Ton mehr gesagt. Als