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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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seinesgleichen spricht, das löst mir die Zunge, und ich zeige ihm die amüsantesten Parks, die preiswertesten Märkte, alte Ortsnamen und so weiter und so fort, als sei ich ein alter Chengduer. Ich habe mich wirklich ziemlich aufgeblasen.
    Ich umfuhr eine Reihe von großen Kreuzungen, wo es Verkehrspolizisten gab, nahm die Überführung am Yingmenkou und fuhr durch das Goldfisch-Dorf und kam so glatt um vier große Kontrollen der Verkehrspolizei herum – um dann ausgerechnet in die Zhongxin-Straße einzubiegen. Dort war ein Stau, es ging nicht vor und nicht zurück. Vor Schreck habe ich nicht aufgepasst, den Kopf nach hinten gedreht und schoss eine Böschung hinauf. Ich krachte auf einige Karren, die zurückstießen. Schließlich kam ich oben an, ein großer Wohnhof, und da fuhr ich mit der Frau zwischen ein paar Wohnblocks wie ein Verrückter im Kreis herum. Sie war auch ziemlich erschrocken und versuchte ein paar Mal, aus dem Wagen zu springen, hat sich aber nicht getraut. Also nahm sie den Sonnenschirm und stach mir damit in den bloßen Rücken, der Rücken fing an zu bluten, doch ich traute mich nicht anzuhalten. Sie hob den Schirm, schlug oben auf mich ein und trat unten mit den Füßen nach mir. Den Schirm, den ich für teuer Geld gekauft hatte, schlug sie in Fetzen. Später wurde ich im Stau an eine Wand gedrängt. Verdammt, das tat weh! Gerade erst hatte ich die Investition für das Gefährt heraus! Ich klammerte mich starr am Lenkrad fest, und mir rannen Tränen und Blut über das Gesicht. Schließlich wurde meine Karre beschlagnahmt. Am Straßenrand türmten sich auf dem Lkw der Stadtverwaltung die Räder mit Beiwagen in hellen Haufen, und ein paar hingen über seine Ladeklappe hinaus. Eine Straße lang hielt ich mit dem Lkw Schritt, aber war das einen Furz wert? Ich musste zurück, latschte ein paar Stunden durch die Gegend, war noch nicht in der Nähe meines Zuhauses und fühlte mich leer. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre durchgedreht. Es war schon komisch, da fuhr ich vor lauter Gier diese ganze Strecke, und jetzt war die Karre weg, der Schirm war weg, nicht einmal die acht Yuan habe ich bekommen! Noch vor der Polizei hat die Alte gezetert, ich solle Schmerzensgeld zahlen.
    LIAO YIWU:
    Die Gefahren beim Fahren eines Beiwagenrads sind groß, wenn das die Polizei nicht in die Hand nimmt, wird es eine Katastrophe. Aber konntest du denn nicht einfach jenseits des Zweiten Rings fahren?
    ZHAO ER:
    Auf der anderen Seite des Zweiten Rings sind viele Wanderarbeiter, da gibt es Probleme mit der öffentlichen Ordnung, da kommt es oft vor, dass einer schwarz fährt.
    LIAO YIWU:
    Nicht einmal das Geld für ein Dreirad wird bezahlt?
    ZHAO ER:
    Lokale Tyrannen, gegen die kann man nichts machen. Wenn er von dir keine Kopfsteuer verlangt, dann ist das schon eine himmlische Menschlichkeit. Außerdem sind die Besitzer illegaler Dreiräder mit Seitenwagen leicht zu erpressen: Niemand wagt eine Anzeige, denn wer zur Polizei geht, der begibt sich freiwillig in ihr Netz. In der Gegend der Fünf Steine haben sich die kleinen Diebe zu Banden zusammengeschlossen, die Goldhallenbande, die Xinqin-Bande, zwischen den Banden gibt es oft Massenschlägereien und Messerstechereien.
    LIAO YIWU:
    Werden Menschen verletzt?
    ZHAO ER:
    Die reißen einem sogar die Därme raus! Mit meinem Beiwagen habe ich einen zu einer kleinen Ambulanz gebracht, wo sie ihn zusammengeflickt haben. Mann, das war ein Arzt! Eine alte Lesebrille auf der Nase, wie bei den alten Frauen, wenn sie Stoffsohlen festnähen, sirrte der Faden, das Blut floss in Strömen und wollte gar nicht mehr aufhören, da stellte er ein Porzellanbecken unter den Operationstisch, es tropfte, tropfte und tropfte, Hose und Schuhe der Krankenschwester standen vor Blut. So etwas habe ich oft gesehen, in der Regel ist aber niemand dabei umgekommen. Am brutalsten sind die Yi [131] , eine dichte, schwarze Masse, wie sie da auf beiden Seiten der Straße auf den Fersen hocken, mit ihren weißen Walas [132] um den Kopf sehen sie aus wie Weißkopfadler. So hocken sie den ganzen Tag, scheinen nicht zu essen, nicht zu trinken, und richten sich nur auf, um irgendwohin zu kacken und zu pinkeln. Vor einem halben Jahr gehörte das Gebiet um die Fünf Steine noch ihnen, die Räuberbanden dort wagten es nicht, sich mit ihnen anzulegen, es blieb ihnen nichts, als sich zurückzuziehen, sie nannten die Yi-Leute »schwarze Wolken«.
    LIAO YIWU:
    Das ist aber sehr bildlich.
    ZHAO ER:
    Die Yi sind

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