Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
Vom Netzwerk:
Alster laufen und dabei grunzen wie ein Schwein, wenn mir diese »Methode« offenbaren würde, was ich wirklich will. Und vor allem: wer am besten zu mir passt.
    »Top, die Wette gilt«, kichert Pia und stoppt die Zeit.
    Ich male.
     

     
    Stimmt. Pia hatte recht, die Methode hat mir die Augen geöffnet. Jetzt weiß ich, wen ich wirklich suche.
    Ich suche ein Strichmännchen.
    Dass ich darauf noch nicht gekommen bin.
    »Mensch, Pia, das hat mich wirklich vorangebracht.«
    »Geduld, Geduld, meine Liebe. Es geht noch weiter. Jetzt, ganz schnell: Schreib eine Charaktereigenschaft daneben. Die, die dir am wichtigsten ist.«
    Blödes Spiel. War ja klar, so was kann ja nur von den Amis kommen.
    Aber bitte, ich will meinem Glück nicht im Weg stehen.
    Liebes Herz, was ist dir am wichtigsten?
    In meinem Brustkorb bleibt es still. Wahrscheinlich zuckt ein irritiertes Herz ratlos mit den Schultern.
    »Ich höre nichts.«
    Pia zeigt stumm auf die Uhr. »Es kommt darauf an, dass du dich sponta-han entscheidest«, murmelt sie.
    Na gut, dann nehme ich »Humor«. Ich habe momentan nicht viel zu lachen und da kann ein lustiger Mann an meiner Seite nicht schaden.
     

     
    »Aha«, sagt Pia bedeutungsschwer. »Und jetzt schreiben wir beide den Namen eines sehr humorvollen Mannes auf. Wenn wir beide denselben haben, machen wir uns auf, ihn für dich zu suchen.«
    »Moment mal. Wir???«
    Ich habe langsam den Verdacht, dass Pia ihre ständigen Affären leid ist und sich still und heimlich in meine Traummannsuche einklinken will. Ich sehe schon, dass es nachher Pia ist, die mit Martin Lacey eine heiße Affäre hat, mit Rocko Schamoni eine Familie gründet, die sogar aus Kevin Tarte einen heterosexuellen Mann macht und die auch noch von Sebastian von Lahnstein alias Joscha Kiefer umgarnt wird und am Ende verzweifelt mich fragt, für wen sie sich bloß entscheiden soll.
    »Noch einmal zum Mitschreiben. Warum genau musst du jetzt bei dieser Sache mitmachen?«
    »Ist doch klar. Humor ist doch total abhängig von der Laune, die man gerade hat. Ist man gut drauf, entscheidet man sich für Loriot, hat man zu viel RTL II gesehen, findet man plötzlich Mario Barth lustig. Und da ich finde, dass du momentan in einer absolut labilen Verfassung bist, möchte ich dein Urteil noch einmal durch eine Person absichern, die noch im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten ist. Und das bin ich.«
    »Na gut«, sage ich widerwillig. »Aber wehe du schreibst jetzt Mario Barth auf.«
    Wir kritzeln beide verdeckt einen Namen auf einen Zettel und knüllen ihn zusammen.
    »Kommen wir zur Verkündung«, sagt Pia feierlich und faltet die Zettel auseinander. Es kommt mir vor, als wären wir bei der Auslosung für die Austragungsstätte der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft, bei der nach langen Verhandlungen in einem Festakt »Südafrika« bekannt gegeben wird.
    »Es ist«, sagt Pia und imitiert einen Tusch, »Bernhard Hoëcker!«
    Ich bin erleichtert. Wie gut, dass es auch Pia klar war, dass es nur den einen geben konnte. Denn Bernhard Hoëcker, dieser kleine Mann mit wenig Haaren, war in der Tat der lustigste Mensch, den ich kenne. Jede Woche gucken Pia und ich die Sendung »Genial daneben«. Prominente müssen dabei raten, was hinter einem bestimmten Begriff oder einer Redewendung steckt. Machen wir es kurz: Wir sehen die Sendung nur wegen Bernhard Hoëcker. Denn er ist eindeutig der Schlagfertigste, Witzigste, Intelligenteste und Kreativste von allen. Wenn ich jemals zu dieser Show eingeladen werde sollte (man kann ja nie wissen), würde ich mich weigern, neben Bernhard Hoëcker zu sitzen. Denn neben ihm kann man nur verlieren.
    Wie sagte Pia einmal so schön: »Neben Bernhard Hoëcker wirkt sogar ein Lachsack wie ein einziger Trauerkloß.«
    Ja, Pia und ich sind uns einig. Bernhard Hoëcker erfüllt unsere Humor-Charta zu 100 Prozent. In Anlehnung an die Charta der Vereinten Nationen haben wir vor Jahren einmal drei wesentliche Humor-Gesetze aufgestellt. Auslöser dafür war Pias damalige Affäre Moritz. Moritz hatte Potenzial, dachten wir zumindest. Auf den ersten Blick erfüllte er alle elementaren Kriterien. Er besaß eine Wohnung mit Dachterrasse an der Außenalster (Geld!), kaufte regelmäßig das Obdachlosenmagazin der Stadt (soziale Ader!) und passte manchmal auf die Kinder seiner Nachbarin auf (würde er wohl auch bei seinen eigenen machen).
    »Für ihn würde ich mich vielleicht sogar langfristig binden«, raunte Pia mir zu, als sie uns

Weitere Kostenlose Bücher