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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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vorstellte. Ein gemeinsamer Abend durch Hamburger Bars mit der besten und kritischen Freundin (mir!) im Schlepptau sollte endgültige Klarheit bringen: Ist er es oder ist er es nicht? Leider schaffte es Moritz innerhalb einer Stunde, uns die Antwort zu geben: Er war es nicht. Erst erzählte er uns, dass er am liebsten eine WG mit Homer Simpson gründen würde. Pia und ich lachten höflich. Jeder hat schließlich mal einen Aussetzer. Wir beschlossen, die Bar zu wechseln. Neue Bar, neues Glück. Wir machten Anstalten zu gehen, und der Kellner fragte, ob wir zahlen möchten. Moritz antwortete: »Ich befürchte, wir müssen, oder?« Dann lachte er so laut, dass Pia und ich uns zur Seite drehten, sodass es für Außenstehende durchaus eine reelle Option war, dass wir nicht zu ihm gehörten. Als er dann auch noch »Mädels, bevor es losgeht, muss ich noch mal für kleine Königstiger« sagte, war klar, dass Pia nie mehr auf seiner Dachterrasse sitzen würde. Moritz verschwand auf der Toilette und Pia sagte: »Die Vereinten Nationen haben einen völkerrechtlichen Vertrag, an den sich alle halten müssen. Wir brauchen einen völkerrechtlichen Humor-Vertrag.« Zwei Tage später stellten wir die drei Grundregeln auf. »Damit nicht noch einmal so eine Moritz-Pleite passiert.«
    1 Die männlichen Erdbewohner müssen sich durch Ironie auszeichnen.
    2 Die männlichen Erdbewohner dürfen sich selbst nicht zu ernst nehmen und müssen, wenn es angebracht ist, auch über sich selbst lachen können.
    3 Eine wichtige Errungenschaft der Zivilisation: die Imitation. Die männlichen Erdbewohner müssen in der Lage sein, mindestens zwei berühmte Personen des öffentlichen Lebens stimmlich wie auch mimisch perfekt nachzuahmen.
    Kurzer Abgleich des Profils von Bernhard Hoëcker mit unserer Charta: totale Übereinstimmung, deckungsgleich zu 100 Prozent.
    »Der ist es«, sagt Pia. »Und leider vergeben.«
    »Wie bitte?«
    »Du hast schon richtig gehört. Erst neulich hab ich zufällig ein Interview mit ihm gesehen. Da hat er mehrmals ausdrücklich betont, dass er glücklich verheiratet ist.«
    »Hat er wirklich glücklich gesagt?«
    »Ja. Scheint ein aussichtsloser Fall zu sein.«
    Wir schweigen für einen Moment betreten. Soll ich mich tatsächlich mit einem Mann treffen, bei dem das Unterfangen von vornherein zum Scheitern verurteilt ist?
    »Ich hab’s«, sage ich, »Bernhard Hoëcker wird mein Medium.« »Dein Medium?? Soll er etwa zu deinem verstorbenen Urgroßvater Kontakt aufnehmen?«
    »Nein, aber er kann mir verraten, auf welche Frauen witzige Männer stehen. Und wenn ich das weiß ...«
    »... brauchst du dir nur einen herauszusuchen. Prima.«
    »Find ich auch. So machen wir’s.«
     

     
    Ich bin mit dem Auto auf dem Weg nach Ritterhude. Nachdem ich Bernhard Hoëcker als persönliches Medium identifiziert hatte, machte ich ihn und seine Managerin ausfindig. Ich hätte nicht gedacht, dass meine Suche nach dem großen Glück jeweils über eine weitere Kontaktperson stattfindet. Aber was soll man machen?
    Die Managerin spielte zum Glück mit und organisierte sofort einen Interviewtermin. In Ritterhude! Darf ich vorstellen: »Hannah Jensen – die Frau, die in der Welt zu Hause ist.« Erst Oberhausen und jetzt Ritterhude. Aber ich will mich nicht beschweren. Denn der werte Herr Hoëcker wohnt ja gar nicht hier, sondern tritt nur mit seinem aktuellen Bühnenprogramm im »Ritterhuder Veranstaltungszentrum« auf. Also, Ritterhude: Du bist und bleibst mir wahrscheinlich auch für den Rest meines Lebens ziemlich egal. Das hat auch etwas Befreiendes. Endlich kann ich mal in eine Stadt fahren, bei der sich nicht die Frage stellt, ob ich dort bald wohnen werde.
     

     
    Stadt? Habe ich Stadt gesagt? Gibt es etwas Kleineres als »Dorf?« Ritterhude liegt im Niemandsland irgendwo bei Burg-Grambke, das wiederum im Niemandsland irgendwo bei Bremen liegt. In Oberhausen habe ich mich darüber mokiert, dass ich mit der S-Bahn anreisen musste. Ob die Ritterhudener wissen, was eine S-Bahn ist?
    Sche-herz! Ach herrlich, was bin ich bloß gut drauf. Die letzten Tage habe ich mich ganz der Hoëcker’schen-Humor-Vorbereitung gewidmet. Und ich muss sagen: mit Erfolg. Ich fühlte mich noch nie so witzig.
    Mein Programm im Detail:
    Am Montag habe ich mir die gesammelten Werke von Loriot auf CD angehört.
    Am Dienstag habe ich mir Mitschnitte der letzten 50 Folgen des Quatsch-Comedy-Clubs angesehen und musste am Ende meistens schon lachen, bevor der erste

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