Fraeulein Jensen und die Liebe
Comedian überhaupt auf der Bühne war.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des klassischen Witzes. Ich habe mir die Bücher »Witz ist Trumpf«, »Was sagt das Stachelschwein zum Kaktus? Die witzigsten Scherzfragen aller Zeiten« und »1000 neue Witze! Lachen, bis der Arzt kommt« gekauft und akribisch durchgearbeitet.
Und am Donnerstag habe ich mein neues Wissen angewendet und mir stündlich selbst einen Witz erzählt. Ich habe mich jedes Mal geschüttelt vor Lachen.
Bis gestern habe ich mir also die volle Humor-Ladung gegeben. Seitdem fühle ich mich wie ein Glas fades Leitungswasser, dem man plötzlich Kohlensäure hinzufügt: herrlich sprudelig.
Vielleicht sollte ich mir neben dem Journalismus ein zweites Standbein aufbauen und Humor-Seminare anbieten. Für Comedy-Serien werden doch auch immer Gag-Schreiber gesucht. Oder vielleicht könnte ich ja auch mit einem eigenen Kabarettprogramm durch Deutschland touren. Ach herrlich, wie viele Möglichkeiten sich allein aus der Tatsache ergeben, dass man gut drauf ist. Ich drehe das Autoradio lauter. Pur. » Komm mit ins Abenteuerland«, singe ich laut mit. Ob es auch ein Witzeland gibt? Hah, ein Witzeland. Darauf muss man erst einmal kommen. Genial.
Wenn ich jetzt eine Einladung mit der Bitte »Anstatt Geschenke bringen Sie einfach gute Laune mit« bekommen würde, wäre ich sofort zur Stelle. Denn darf ich vorstellen: Hier ist sie, die gute Laune in Person. Herr Hoëcker, machen Sie sich schon mal auf eine richtig lustige Frau gefasst! Ich komme!
»Tschuldigung, ich suche Bernhard Hoëcker «, sage ich zu einem Techniker, der im Ritterhudener Veranstaltungszentrum hinter einem großen Mischpult steht und gekonnt an vielen Knöpfen dreht. So ein Techniker ist ja auch sehr männlich, denke ich. Wenn da mal was im Haushalt kaputt ist, könnte der das gleich reparieren, und ich würde ... Halt, jetzt bloß nicht vom Weg abkommen. Ich bin hier, damit mir ein witziger Mann erklärt, wie ich einen witzigen Mann erobern kann.
»Der müsste hinten irgendwo sein«, sagt der Techniker gelangweilt und zeigt auf eine kleine Tür links neben der Bühne.
»Danke, dann geh ich ihn mal suchen«, sage ich und kichere blöde. Der Techniker sieht mich mit großen Augen an. »Na, suchen«, kichere ich wieder. »Der ist doch so klein. Da muss man ihn doch wohl...«
Ich komme gar nicht dazu, meinen Mörderwitz noch einmal in aller Breite zu erklären. Der Techniker runzelt die Stirn, gibt ein dumpfes »Mmh« von sich und dreht wieder, ohne aufzusehen, am Mischpult.
Oje, von wegen ich sprühe nur so vor Witz und Charme. Ich befürchte, dass ich über das selbsterklärte Humorziel hinausgeschossen bin. So albern bin ich doch sonst nicht. Männer mögen keine albernen Frauen. Witzige Männer schon gar nicht. Die mögen Frauen, die total ernst wirken, aber dann im richtigen Moment einen Kracher nach dem anderen von sich geben und dann wieder ernst wirken. So als sei das ganz normal, dass sie so witzig sind. Oder so ähnlich. Wahrscheinlich hätte es mich misstrauisch stimmen müssen, als ich mich auf der Fahrt hierher fast nicht mehr eingekriegt hätte, als ich »Hechthausen 6 km« gelesen habe. Als kurze Zeit später dann auch noch »Ebersdorf« ausgeschildert war, habe ich für einen kurzen Moment überlegt, rechts ranzufahren, weil ich vor lauter Lachen schon Bauchschmerzen hatte und eigentlich fahrunfähig war.
Hilfe. Wie wird man innerhalb von einer Minute wieder ernst?
Auf die Schnelle fällt mir nur ein, wie ein Mantra »Sei ernst, sei ernst, sei ernst« zu murmeln. Wahnsinnsplan. Ich steuere langsam auf die Tür neben der Bühne zu. Durch das Fenster sehe ich ein Auto mit dem Aufkleber »Radkäppchen und der böse Golf« und muss laut losprusten.
Na, das kann ja nur schiefgehen.
Ich mache die Tür auf, gehe ein paar Stufen hoch und wer steht da: Bernhard Hoëcker. Der aus dem Fernsehen. Wie er leibt und lebt.
»Herr Hoëcker?«, frage ich. Gott, warum frage ich das? Wer sollte er sonst sein? Der Papst?
Doch Herr Hoëcker ist ein netter Mensch und sagt: »Ja, gestatten, Bernhard Hoëcker« und gibt mir die Hand.
»Hannah Jensen.«
»Freut mich.«
»Mich auch.«
Na, das hätten wir schon mal.
Wir setzen uns. Ich überlege gerade, ob ich vielleicht gleich zur Einstimmung meinen – wie ich finde – gar nicht so schlechten Reim »Jetzt geht’s los, ich bin nervos« zum Besten geben soll. (Pia und ich haben uns gestern Abend gebogen vor Lachen.) Doch ich
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