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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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hatte sie in eine Tampax-Schachtel gesteckt, die im Schrank unter dem Waschbecken stand.
    Justin hatte ihr gesagt, er würde wahrscheinlich erst ein paar Tage später vorbeikommen, um sich seine Hälfte zu holen. Er wusste, seine Mutter würde darauf bestehen, dass er sich »Hilfe« suchte, und ihn eine Weile nicht aus den Augen lassen. Dass er ihre Schlaftabletten geklaut und diesen Abschiedsbrief geschrieben hatte, hatte ihr eine Heidenangst eingejagt, er könne sich vielleicht etwas antun.
    Doch früher oder später würde er ihr entwischen. Er plante eine rasche Genesung, was seine Psyche anging. Dem Seelenklempner, den seine Mutter organisieren würde, würde er sagen, das sei nur ein einmaliger Aussetzer gewesen, er sei kerngesund, alles sei nur auf das gespannte Verhältnis zu seiner Mutter zurückzuführen (am besten war es wohl, ihr den Schwarzen Peter zuzuschieben). Doch jetzt sei wieder alles im Lot, er fühle sich wohl wie schon lange nicht mehr, würde so etwas nie wieder tun, und wenn er schon mal da sei, hätte der gute Doktor nicht vielleicht ein paar Spaßpillen zum Ausprobieren für ihn?
    Keisha war also keineswegs überrascht, als es sieben Tage später bei ihr klingelte und Justin vor der Tür stand.
    Sie machte gerade Frühstück für Matthew und hatte den Fernseher in der Küche laufen. Ganz leise, denn Kirk schlief noch. Das letzte Mal, als sie ihn zu früh geweckt hatten, war er in die Küche gehumpelt wie ein Bär mit einem Bein in der Falle und hatte ein Glas an die Wand geschleudert. Er hatte Matthew zu Tode erschreckt.
    Darum bemühte Keisha sich, so früh am Morgen keinen Lärm zu machen. Andererseits wollte sie aber auch wissen, was es Neues gab, deshalb lief der Fernseher.
    »Beeil dich«, sagte sie zu Matthew, »sonst kommst du zu spät in die Schule.«
    Lustlos knabberte er an seinem Erdnussbuttertoast herum.
    »Hast du nicht gehört?«, fragte sie ihn.
    »Ich hab keinen Hunger.«
    Keisha war nicht entgangen, dass er in letzter Zeit wie ein Häufchen Elend herumgehangen war. Er war still, in sich gekehrt und rührte sich oft stundenlang nicht aus seinem Zimmer. »Hast du eine Ahnung, was mit ihm los ist?«, hatte sie Kirk gefragt.
    Kirk war gerade dabei, das Regal mit seinen Luxusreifen abzustauben. »Was soll schon los sein mit der kleinen Sackratte? Zickig isser, sonst nix.«
    Doch Keisha vermutete mehr dahinter. Deshalb fragte sie Matthew jetzt beim Frühstück: »Stimmt irgendwas nicht?«
    Matthew schüttelte den Kopf.
    »In der Schule vielleicht?«
    »Alles bestens«, sagte er. »War ich nicht brav in letzter Zeit? Hab ich irgendwas angestellt?«
    Da musste sie nicht lange überlegen. »Du warst brav.«
    »Na also. Ich weiß gar nicht, was du hast.«
    »Ich hab mir gedacht«, sagte Keisha, »wir könnten heute nach der Schule neue Schuhe für dich kaufen gehen.«
    »Ich muss los«, sagte er. Er ließ den Toast stehen und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen.
    Keisha seufzte und wandte sich dem Fernseher zu.
    »
Bis jetzt hat der Winter sich von seiner Schokoladenseite gezeigt, nicht zu kalt, doch ab morgen wird das anders, und zum Wochenende hin werden die Temperaturen unter null sinken. Aber Vorsicht, auch wenn es jetzt kälter wird, die Eisschichten auf Teichen und Seen tragen noch längst nicht, und –«
    Es läutete an der Tür.
    Keisha verließ die Küche und öffnete die Haustür. Vor ihr stand Justin, eine Hand hatte er in der Tasche, mit der anderen tippte er auf seinem Handy herum. Am Straßenrand stand mit laufendem Motor der Range Rover seines Stiefvaters. Dwayne winkte.
    »Ich hab Dwayne gesagt, ich will vorbeischauen, um mich zu bedanken«, sagte Justin. Sein Blick wanderte zwischen seinem Handy und Keisha hin und her. »Ich quatsche gerade mit ein paar Freunden«, fügte er hinzu.
    »Komm rein«, sagte Keisha und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, ihr in die Küche zu folgen. »Und sprich leise. Mein Freund schläft noch.«
    Justin nickte, trat ein und sah sich im Wohnzimmer um. Sein Blick blieb kurz an den vier überdimensionalen Magnesiumreifen auf dem wenig stabil wirkenden Regal hängen. Er ging hin und strich mit einem Finger über einen der Reifen. Kein Staubkörnchen blieb daran haften. Das Regal wackelte ein wenig.
    »Bei uns stehen Bücher in den Regalen«, sagte er.
    »Komm in die Küche«, sagte Keisha.
    »
Die Polizei ermittelt wegen zwei Raubüberfällen auf Spirituosenläden in Bridgeport letzte Nacht. Wir schalten zu unserem

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