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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Mellina
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vor, sie erzählen einer Freundin, sie hätten
diese Woche zweimal Weißwurste gegessen. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie
antworten würde: „Tja, das liegt daran, dass du Deutsche bist!“? Nicht sehr
wahrscheinlich, es sei denn, Ihre Freundin ist Italienerin, sie lebt in
Deutschland und möchte sich für die vielen Klischees über Italiener rächen.
    Nun, ich für
meinen Teil glaube, meine Stimmungsschwankungen liegen an den Hormonen, denn in
der Schwangerschaft wurde alles noch viel schlimmer. Aber alles der Reihe nach.
    Als ich meinen späteren Begatter kennenlernte, berührte mein
Stimmungsthermometer den Gefrierpunkt. Bis zum heutigen Tag bin ich davon
überzeugt, dass er den Abend nicht unbeschadet überlebt hätte, hätte er mich
mit einem der marktüblichen, doofen Anmachmottos angesprochen. Da ich mich in
eine der hintersten Ecken eines berühmten Münchner Etablissements verkrochen hatte,
konnte ich mich mit etwas Mühe vor der bombastischen Stimmung der After-Work-Party
beschützen, zu der Katrin mich gegen meinen Willen verschleppt hatte.
    „Komm mit,
Du wirst Dich dann besser fühlen“, hatte Katrin gesagt.
    Aber ich
hatte mich nicht besser gefühlt.
    Wenn man
sich wie ein Schluck Wasser in der Kurve fühlt, gibt es nämlich nur eines, das
schlimmer ist, als wahnsinnig gut gelaunte Leute: Blöde Sprüche über die eigene
miese Stimmung zu hören. Und ich wusste, die würden in einem solchen
Aufreißer-Schuppen früher oder später kommen. Aber genau da setzte Martin an
jenem Abend unbewusst richtig an. Anstatt den bequemen Weg zu gehen und auf meiner
Negativ-Welle zu reiten, wählte Martin seine eigene individuelle Richtung und
brachte mich damit völlig aus dem Konzept. Wo andere Männer ganz unkreativ
gesagt hätten:
    „Du schaust
aber traurig!“ oder, noch viel schlimmer, „Lächle mal!“, sagte Martin: „Du hast
hier aber ein schönes Plätzchen!“ und entlockte mir damit ein spontanes Lächeln.
    Leider muss
ich zugeben, dass ich sein Verhalten sowie seinen Charakter damals falsch
eingeschätzt habe, was sich für unsere Beziehung schlussendlich als fatal
erwies. Denn hatte ich zunächst seine positive und unbekümmerte Art als ein
Zeichen besonderer Sensibilität gedeutet, im Nachhinein stellte sich heraus,
dass er meine Stimmung überhaupt nicht bemerkt hatte, geschweige denn, dass er
sich die Mühe gemacht hätte, dementsprechend zu agieren. Er war an dem Abend
einfach gut drauf und während sein Kumpel   ein anderes Mauerblümchen ansprach, wollte er die Zeit nicht ungenutzt
verstreichen lassen und sprach mich an.
    Und so
ungefähr verlief das Gespräch:
    „Du hast
hier aber ein schönes Plätzchen“, sagte er (siegessicheres Lächeln, Flasche
Sekt der Hausmarke in der Hand, Muscle-Shirt -ja, ich weiß,
eigentlich ein No-Go aber es sah gut aus!).
    „Ist das dein
Platz?“, fragte ich (verunsichertes Lächeln, Selbstbewusstsein eines Seeigels,
Bereitschaft zum Aufspringen).
    „Nein, nein,
das ist schon dein Platz!“, lachte er und damit, schätze ich, hatte er mich
schon. Im Gegensatz zu mir war er eindeutig NICHT zur Demut und Bescheidenheit
erzogen worden, das konnte man sofort sehen. Und das faszinierte mich. Dass er
allerdings so auf sich zentriert ist wie die Sonne auf ihre Planeten, hatte ich
allerdings, durch sein Selbstbewusstsein geblendet, nicht gemerkt. Von seinem
dämlichen Fusel-Sekt bot er mir übrigens keinen Tropfen an.
    Wahrscheinlich
war es keine Liebe auf dem ersten Blick, sondern eher eine Art widerwillige und
unausweichliche Anziehungskraft. Von dem Tag an konnten wir, trotz des
turbulenten Umgangs miteinander, nicht mehr voneinander lassen.
    Wie könnte
ich unsere Beziehung am besten beschreiben?
    Wenn wir
schon bei Metaphern aus dem Weltall sind, vielleicht so: Wenn Männer und Frauen
bekanntlich von zwei unterschiedlichen Planeten stammen, dann stammen deutsche
Männer und italienische Frauen eindeutig aus zwei Galaxien, die durch mehrere
andere RIESIGE Galaxien und schwarze Löcher voneinander getrennt sind.
    Zum einen
sind deutsche Männer an Frauen gewöhnt, die durch Eigenständigkeit,
Selbstvertrauen und Emanzipation stechen. Fürsorge und Einfühlungsvermögen
können bei deutschen Frauen teilweise auf negative Gegenreaktionen stoßen, vor
allem, wenn sie dadurch das Gefühl gewinnen, als die Schwachen da zu stehen.
    Natürlich
werden auch italienische Frauen nicht gerne bevormundet oder von besorgten
Ehemännern und derer übertriebenen Fürsorge

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