Frag Nicht - Kuess Mich
machen. Auf diese Aufgabe würde ich mich gerne konzentrieren.“
Lara zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Beschämt senkte sie den Blick. „In Ordnung. Kein Problem, wenn dir das lieber ist.“
Kurze Bekanntschaft! Mehr war das nicht für ihn gewesen? Warum war er nur so kalt und abweisend? Hatte jemand über sie geredet? Oder hatte sie ihn damals verletzt? Konnte es denn sein, dass er doch zu der verabredeten Zeit an ihrem gemeinsamen Treffpunkt auf sie gewartet hatte?
Nein, das war unmöglich! Denn offensichtlich war es ihm mit ihr sowieso nie ernst gewesen. Hätte er sonst kurz darauf eine andere Frau geheiratet?
Lara versuchte, in seinem Gesicht seine Gedanken zu lesen, doch es gelang ihr nicht. „Gibt es etwas, was ich wissen müsste, Alessandro? Sicher wird es nicht ganz einfach, hier vorübergehend zusammenzuarbeiten, aber wir brauchen doch kein Problem daraus zu machen, oder? Können wir nicht einfach außer Acht lassen, was …“
Nach einem kurzen Blick in ihre Augen lächelte er rätselhaft. „Natürlich können wir unsere kleine Affäre vergessen. Wir tun einfach so, als hätte es sie nie gegeben. Es gab keine romantische Sommerliebe. Keine langen Nachmittage voller Leidenschaft.“ Er betrachtete ihren Mund. „Keine verlangenden Küsse, die uns halb um den Verstand gebracht haben. Keine verführerischen Liebkosungen, die uns alles um uns herum vergessen ließen. Vergiss einfach, dass deine Lippen meine je berührt haben.“ Er verzog das Gesicht. „Ich bin über deine vernünftige Einstellung erleichtert. Rückblickend betrachtet erscheinen einem solche Begegnungen zumeist magischer, als sie eigentlich waren. Das Vernünftigste ist, einander als Fremde zu betrachten.“
„Fremde?“ Eben noch hatte Lara heißes Verlangen empfunden, als Alessandro beschrieb, was sie damals verband. Und nun sollte sie so tun, als sähe sie ihn zum ersten Mal? Niemals konnte sie die leidenschaftliche, tiefe Liebe zu diesem Mann vergessen.
Er war die Liebe ihres Lebens.
„Das kann ich nicht, Alessandro“, sagte sie und fügte wissend hinzu: „Aber ich habe ja auch nicht geheiratet.“
Alessandros dichte schwarzen Wimpern verdeckten seinen Blick. Die Atmosphäre in seinem Büro war mittlerweile so angespannt, dass es förmlich zwischen ihnen knisterte.
Gespannt wartete Lara auf seine Reaktion.
Seine Augen schimmerten hart, als er aufblickte. „Ich glaube, du unterschätzt deine Fähigkeit, nach vorne zu sehen, Lara“, sagte er in eisigem Tonfall. „Ich würde ja gerne in der Erinnerung schwelgen, dich in irgendeinem Hotelzimmer entkleidet zu haben, aber vor mir türmt sich ein riesiger Berg Arbeit.“
Ihren fassungslosen Blick übersah er absichtlich. Lässig wedelte er mit dem Hefter. „Also, wie sieht es aus?“ Hochmütig zog er eine Augenbraue hoch. „Können wir unsere Privatangelegenheiten jetzt außen vor lassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren?“
Das war nicht der Mann, in den Lara sich verliebt hatte! Diese gebieterische Haltung ärgerte sie.
Als sie verdrossen schwieg, musterte Alessandro sie kurz und fuhr fort: „Eins würde mich allerdings doch interessieren: Du bist erst seit kurzem bei diesem kleinen Verlag beschäftigt. Als wir uns damals begegnet sind, hattest du glänzende Karriereaussichten im Verlagswesen. Was hast du in der Zwischenzeit mit deinen beeindrucken den Talenten angefangen?“
Der Sarkasmus war unüberhörbar. Was fällt ihm eigentlich ein?, dachte Lara wütend. Doch dann tauchte vor ihrem inneren Auge ein süßes kleines Gesicht mit großen dunklen Augen und schwarzen Locken auf.
Jetzt war der Augenblick der Wahrheit gekommen.
Leider erschien er Lara denkbar ungeeignet.
Sie lehnte sich zurück und sah den Marchese prüfend an. Er war nicht mehr der aufmerksame Charmeur von früher, sondern hatte sich in einen eiskalten, spöttischen Geschäftsmann verwandelt, der von seiner Arbeit besessen war. Verdiente er es überhaupt, von seiner Vaterschaft zu erfahren?
Kühl lächelnd verschränkte Lara die Arme. „Ich will dich damit nicht langweilen, Alessandro. Vermutlich wäre es sowieso zu persönlich. Nur so viel: Ich habe mich neben der Verlagsarbeit auch anderen Dingen gewidmet.“
„Du brauchst dich nicht zu verteidigen, Larissa.“
„Nein?“ Ernst beugte sie sich vor und sagte mit bebender Stimme: „Du bist ganz anders, als ich dich in Erinnerung habe.“
Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. „Wieso? Wie bin ich denn in deiner
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