Frag Nicht - Kuess Mich
noch nie verlassen. Versteh doch meine Angst, alles aufs Spiel zu setzen für …“
„Für mich, wie es scheint“, half er ihr höhnisch aus.
Im ersten Moment war Lara schockiert über seine Verachtung. Doch dann versetzte sie sich in Alessandros Lage. Neue Zweifel gewannen die Oberhand.
„Wessen Idee war das eigentlich?“, fragte er hartnäckig. „Wer hat auf dieser Vereinbarung bestanden?“ Aus seinem Mund klang das Wort „Vereinbarung“ wie ein Schimpfwort.
So verächtlich hatte sie ihn noch nie erlebt. Was hatte sie ihm bloß getan? Unwillkürlich sah sie sich in der Rolle einer launischen Prinzessin, die ihren Verehrer auf eine Probe stellt.
Zugegeben, anfangs hatte Alessandro gezögert, sich auf den Pakt einzulassen. Doch dann zeigte er Verständnis für ihre Bedenken und stimmte zu. Schließlich konnte er wohl kaum von ihr erwarten, dass sie nach dreiwöchiger Bekanntschaft alles stehen und liegen ließ, um ihm um die halbe Welt zu folgen!
Also hatte er der Vereinbarung zugestimmt. Zumindest hatte sie diesen Eindruck gehabt. Jetzt wusste sie es besser, obwohl sie dazu neigte, es kurzweilig wieder zu vergessen. Aber dann rief sie sich in Erinnerung, dass er es nicht ernst gemeint hatte. Doch warum musterte er sie dann mit so unversöhnlicher Miene?
Alessandro wartete noch immer auf eine Antwort. „Ich höre“, sagte er ungeduldig.
Nimmt er mich jetzt ins Kreuzverhör?, fragte sich Lara verstimmt. So unnachgiebig, wie er wirkte, würde er wohl kaum zugeben, dass er sich an irgendetwas erinnerte.
„Schon gut, lassen wir das Thema sein. Offensichtlich ist es der falsche Zeitpunkt, darüber zu reden.“
Lara hatte die Tür fast erreicht, als seine nächste Frage sie mitten ins Herz traf. „Nun sag schon, Lara Meadows: Hast du dich an deinen Teil der Vereinbarung gehalten?“
Lara drehte sich um. Sein selbstgefälliges Lächeln tat ihr weh. „Nein, das habe ich nicht“, erklärte sie wütend, weil er sich darüber lustig machte. Dabei war das für sie die größte Tragödie ihres Lebens! „Und du offensichtlich auch nicht, sonst hättest du gewusst, dass ich nicht aufgetaucht bin. Du hattest nie die Absicht, zu mir zurückzukommen, hab ich recht?“
Auch nach sechs Jahren schmerzte es sie noch immer, so schmählich von ihm im Stich gelassen worden zu sein. Dabei hatte sie sich doch eigentlich längst an die Vorstellung gewöhnt, dass sie für ihn nur ein Urlaubsflirt gewesen war.
Plötzlich spürte Lara den heftigen Impuls, wegzulaufen. Fort von diesem blendend aussehenden, aber abweisenden Mann. Nach Hause zu Vivi, ihrer kleinen Tochter, die sie ganz fest an sich drücken wollte. Vivi war ihr ganzer Stolz, sie gehörte ganz allein ihr.
Doch Lara ließ sich ihre Gefühle nicht anmerken und zuckte mit den Schultern. „Gut, dass es uns beiden nicht ernst war. Wir hatten ja vereinbart, es dem anderen nicht übel zu nehmen, wenn seine Gefühle nicht stark genug wären. Keiner von uns ist zum verabredeten Termin erschienen, also haben wir uns auch nichts vorzuwerfen.“
Sein abfälliges Gelächter verfolgte Lara bis auf den Flur. Energisch knallte sie die Tür hinter sich zu und atmete einige Male tief durch. Wahrscheinlich würde es ihn amüsieren, wenn er wüsste, wie sorgfältig sie damals ihre Abreise vorbereitet hatte. Sie hatte ihn so sehr geliebt! Und sie hatte sich die Augen nach ihm ausgeweint.
Jetzt fiel ihr ein, dass sie noch eine andere Sache auf dem Herzen hatte. Eine Frage musste sie Alessandro noch stellen, selbst wenn die Antwort schmerzte.
Also öffnete sie erneut die Tür. Er stand am Schreibtisch und blickte mürrisch auf einen Aktenstapel.
„Ach, Alessandro?“, fragte sie leise. „Hast du deine Frau mitgebracht?“
Erstaunt sah er auf und musterte sie. „Meine Frau? Ich habe keine Frau, Carissa .“
Ungläubig sah sie ihn an. Dann wurde ihr bewusst, was er gesagt hatte. „Larissa“, berichtigte sie ihn. „Ich meine natürlich Lara. Mein Name ist Lara.“
4. KAPITEL
Lara! Geistesabwesend seifte Alessandro sich nach einem intensiven Training im Fitnessraum des Hotels unter der Dusche ein.
Das Gespräch war nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Es widerstrebte ihm, seine Machtposition auszunutzen, um eine Frau zu bestrafen. Dieses Verhalten war für einen Ehrenmann nicht angebracht.
Er hob die Arme und ließ sich von dem harten Wasserstrahl massieren. Vielleicht verschwand damit das ungute Gefühl, das ihn schon seit Stunden quälte.
Sein Ärger war
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