Frag Nicht - Kuess Mich
zusammenleben. Was anderes kam ja nicht infrage. Und selbstverständlich musste sie dich heiraten. Das verstehe ich nur zu gut.“
Das Funkeln in Alessandros Augen wurde intensiver. Es fiel Lara sehr schwer, die Fassung zu bewahren, denn sie kochte inzwischen vor Wut.
So war das also. Wie praktisch, einen attraktiven Marchese an der Hand zu haben, den man heiraten konnte, wenn es brenzlig wurde. Dass der Marchese einer Frau am anderen Ende der Welt gehörte, spielte ja keine Rolle. Und auch nicht, dass er dieser versprochen hatte, zu ihr zurückzukommen. Diese Frau, Lara selbst, hatte ihn damals wirklich sehr gebraucht.
Sie war so wütend, dass sie Alessandro am liebsten das selbstzufriedene, amüsierte Lächeln aus dem Gesicht gewischt hätte.
Diesem Impuls widerstand sie und sagte nur sarkastisch: „Wie großmütig von dir, dich zu opfern.“ Als er sie nur fragend anschaute, fügte sie erzürnt hinzu: „Warum hat sie nicht die Polizei um Hilfe gebeten oder das Gericht bemüht? Solche Behörden gibt es doch auch in Italien, oder?“
„Sind diese Behörden in Australien für solche Fälle zuständig?“, fragte er – mäßig interessiert.
„Na ja …“ Da sie keine Antwort darauf wusste, überging sie diesen Punkt. „Sie hätte beispielsweise auch einen Leibwächter engagieren können. Dich zu heiraten, war sicher nicht zwingend notwendig.“
„Du vergisst, dass sich das alles in Italien abgespielt hat“, gab er ruhig zu bedenken. „Sie hat einen privaten Sicherheitsdienst angestellt. Ihr Exmann hat den Leibwächter bestochen, ist in ihre Wohnung eingebrochen und hat Guilia die Knochen in ihrem Gesicht zertrümmert.“
Lara wurde bleich vor Schreck. „Das ist ja entsetzlich!“
„Ja, allerdings.“ Alessandro umfasste ihre Schultern und zwang sie, ihn anzuschauen. „Und es war keine großmütige Geste von mir. Und auch kein Opfer. Ich hatte ja nichts zu verlieren, oder? Es war einfach ein Freundschaftsdienst. Ich kenne Guilia seit unserer Kindheit. Wir waren wie Geschwister. Sie hat alles probiert, um Gino zur Vernunft zu bringen, und gehofft, dass er sie endlich in Ruhe lassen würde, wenn sie mit einem anderen Mann verheiratet ist.“ Sein Griff wurde so schmerzhaft, dass Lara zusammenzuckte. Erst jetzt wurde Alessandro bewusst, dass er sie zu hart angefasst hatte. „Tut mir leid, Lara. Bitte entschuldige. Ich wollte dir nicht wehtun.“ Sofort zog er die Hände zurück. „Guilia wusste, was ich in meiner Kindheit durchgemacht hatte, und sie kannte meine Einstellung zu Gewalt gegen Frauen. Deshalb hat sie sich in ihrer Not an mich gewandt.“
Lara wäre am liebsten im Erdboden versunken. Die Frau war Opfer häuslicher Gewalt geworden, und sie, Lara, setzte sich aufs hohe Ross und hielt eine Moralpredigt. Irgendwie war das alles schrecklich verworren.
„Wenn das so ist …“, sagte sie kurz angebunden und zog ihren Blazer zurecht. „Dann hat sie ja Glück gehabt, dass du für sie da warst.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Und du warst ja frei und ungebunden und hattest keine anderweitigen Verpflichtungen. Warum also nicht?“
Alessandro musterte sie misstrauisch. „Auf welche anderen Verpflichtungen spielst du an, Carissima ? Du warst doch diejenige, die sich Bedenkzeit erbeten hatte.“
„Bedenkzeit, genau! Das war aber kein Nein.“
„Wieso nicht?“
„Na ja, warum konntest du nicht …“ Sie sah ein, dass es müßig war, ihm Vorwürfe zu machen, und beschloss, das Thema einstweilen fallen zu lassen. Stattdessen fragte sie: „Und warum hast du die Ehe lösen lassen?“
„Guilias Exmann war Rennfahrer. Vielleicht hast du mal von Gino Ricci gehört? Nein? Auch gut. Jedenfalls ist er kurz nach unserer Hochzeit bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Eigentlich hat das niemanden überrascht. Guilias und meine Ehe bestand nur auf dem Papier und sollte geschieden werden, sowie Gino sie endlich in Ruhe ließ. Tragischerweise hat er nun die ewige Ruhe gefunden. Als er tot war, gab es keinen Grund mehr, die Ehe aufrechtzuerhalten. Daher die Annullierung.“
„Für eine Ehe, die nur zum Schein bestand, habt ihr aber einen ganz schönen Aufwand betrieben – das Hochzeitskleid von einem Topdesigner, die Presse war eingeladen, Artikel über deinen Palazzo erschienen in allen Zeitschriften, Fotos von deinem Stadthaus in London, von deinem roten Ferrari …“
Entschuldigend sah er sie an. „Das gehörte alles dazu, Larissa. Das Leben in Italien unterscheidet sich eben von dem,
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