Frag Nicht - Kuess Mich
Erfahrung für Vivi wird, nicht wahr, Carissima ?“
Am liebsten hätte sie die Einladung spontan angenommen. Doch so leicht war das leider nicht. „Das ist eine schöne Idee, Alessandro, aber ich fürchte, ich kann deine Einladung nicht annehmen. Ich kann nicht drei Abende hintereinander ausgehen und Vivi in der Obhut meiner Mutter lassen. Greta hat einen anstrengenden Job. Ich kann ihr nicht zumuten, ständig für mich einzuspringen. Und gestern Abend wäre ich fast zu spät nach Hause gekommen.“ Als Lara seinen forschenden Blick auffing, fügte sie schnell hinzu: „Außerdem bleibt uns nach der Oper kaum Zeit für ein Gespräch, weil ich Greta rechtzeitig ablösen muss. Vivi braucht mich.“
„Das ist ja ein ganzes Bündel von Gründen. Natürlich braucht Vivi dich. Aber es ist schade, dass es heute Abend nicht klappt. Viel Zeit bleibt mir nicht mehr bis zu meinem Abflug nach Bangkok.“
Erneut blickte er mürrisch auf seine Uhr und wandte sich zum Gehen. Dann drehte er sich jedoch wieder um und umfasste Laras Arm. „Sträubst du dich, weil du wütend über meine Kurzehe mit Guilia bist? Hast du mir deshalb vorgeworfen, dich vergessen zu haben?“
Langsam hatte Lara genug! Den ganzen Tag fuhren ihre Emotionen schon Achterbahn. Sie richtete sich zu ihrer vollen Körpergröße von einem Meter siebzig auf und funkelte ihn wütend an. „Was soll das heißen? Ich sträube mich überhaupt nicht! Das ist eine lächerliche Behauptung. Du verstehst eben nicht, dass Eltern gewisse Verpflichtungen haben. Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Ich möchte, dass du Vivi kennenlernst, aber wenn deine Zeit es nicht erlaubt, dann geht es eben nicht. Wenn du alle sechs Jahre auftauchst, einige Tage bleibst und dann wieder verschwindest, ist das nicht meine Schuld, oder?“
Alessandro presste ärgerlich die Lippen zusammen. „So ist das nun mal in meinem Job.“
„Tja, dann …“ Ratlos zuckte sie mit den Schultern. „Und im Übrigen hast du mich tatsächlich vergessen. Wie würdest du es sonst nennen? Erst bist du hier bei mir, und fünf Minuten später heiratest du sie !“
Jetzt wurde auch Alessandro wütend. „Hätte ich dich doch nur vergessen! Du hattest doch Angst, mit mir zu kommen. Erinnerst du dich? Woher sollte ich denn wissen, dass es dir etwas ausmacht, wenn ich Guilia heirate?“ Aufgebracht hob er beide Hände. „Aber wenn du unbedingt darauf bestehst, werde ich dir erzählen, warum ich es getan habe. Ich habe sie geheiratet, weil sie einen Ehemann brauchte.“
Diese Information versetzte Lara einen schmerzhaften Stich. „Wieso? War sie etwa auch schwanger?“
Alessandro schloss die Augen und atmete hörbar aus. „Nein, sie war nicht schwanger. Sie hatte nur panische Angst.“
Vor Erleichterung wurden Lara die Knie weich. Sie taumelte, stieß gegen den großen Eimer voller Levkojen und wäre beinahe hineingefallen, wenn Alessandro ihr nicht im letzten Moment Halt gegeben hätte.
Erschrocken zog er sie an sich und hielt sie fest, bis sie nicht mehr schwankte, dann brachte er sie aus dem Gefahrenbereich.
Die Floristin kam angelaufen, um nach dem Rechten zu sehen. Alessandro gelang es schnell, sie zu beruhigen. Mit typisch südländischem Temperament entschuldigte er sich blumig.
Lara war es peinlich, Aufsehen zu erregen. Allerdings war sie noch wütender über Alessandros fadenscheinige Begründung für seine Heirat. Guilia hatte also Angst gehabt. Wovor denn? Dass das Modelabel Dolce & Gabbana sich trennen könnte?
Mit halbem Ohr hörte sie, dass Alessandro darauf bestand, alle Blumen zu kaufen. Er schrieb etwas auf die Rückseite seiner Visitenkarte und reichte sie der strahlenden Floristin. Nachdem er auch noch einen Strauß Freesien ausgesucht hatte, beglich er die Rechnung und blendete die Frau mit einer weiteren Charmeattacke.
Typisch, dachte Lara wütend.
Offenbar hatte sie es laut vor sich hin gesagt, denn Alessandro musterte sie neugierig.
Als die Frau im Laden verschwand, um den Freesienstrauß zu binden, sagte er leise: „Guilia hatte Angst vor ihrem Exmann.“
„Tatsächlich?“
„Ja. Gino war ein Hitzkopf. Er hat sie misshandelt. Vermutlich wurde er nicht damit fertig, dass seine Ehe gescheitert war. Ständig hat er Drohungen gegen sie ausgestoßen. Sie war völlig verängstigt und hat sich danach gesehnt, mit jemandem zusammenzuleben, der sie beschützen kann.“
Lara lächelte ironisch. „Das arme kleine Frauchen! Natürlich musste sie mit dir
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