Frag Nicht - Kuess Mich
Kind und schließt es sofort in sein Herz. Doch die Frau hat ein unsichtbare Mauer um sich und das Kind herum aufgebaut, die er nicht überwinden kann. Sie schließt ihn aus. Aber wieso? Hat es etwas mit der Vergangenheit zu tun? Doch dafür kann sie ihn doch nicht verantwortlich machen.
Alessandro biss die Zähne zusammen und beschloss, diese Mauer um Lara und Vivi zur Seite zu räumen, koste es, was es wolle.
In seinem Büro traf er auf Tuila, die ihn forschend über ihre Brille hinweg anschaute. Dieser Blick missfiel ihm. Was bildete die sich eigentlich ein?
„Möchtest du, dass ich dir eine kurze Zusammenfassung zu den Leuten gebe, mit denen wir bisher gesprochen haben?“, fragte sie.
„Was für Leute?“
Tuila zog die Augenbrauen hoch. „Willst du mich auf den Arm nehmen?“
Alessandro zuckte nur mit den Schultern und zog den Chefsessel heran. Er setzte sich jedoch nicht. „Schon gut. Schieß los.“
Sie ging die Bewerberliste durch, während er im Büro auf und ab ging. Ich werde Lara schon zeigen, dass sie mit mir rechnen muss, dachte er.
„Den kannst du gleich streichen“, sagte er, als Tuila den ersten Kandidaten erwähnte. Bei der nächsten Bewerberin winkte er auch gleich ab.
Er verstand Lara einfach nicht. Natürlich hatte sie sich aufgeregt, als sie von ihm schwanger war und er eine andere Frau heiratete. Aber jetzt war doch alles anders. Er arbeitete in Australien und war durchaus bereit …
„Dexter Barry?“ Tuila sah ihn fragend an.
„Bist du verrückt geworden? Der Mann war völlig nutzlos.“
„Und wie wäre es mit Steve Disney? Ich fand ihn geeignet. Er ist jung, intelligent und bestens ausgebildet.“
Alessandro blickte sie nur betont geduldig an.
„Okay, der ist es also auch nicht.“ Tuila widmete sich wieder der Liste.
Alessandro hatte sich so auf den Abend gefreut. Erst gemeinsam die Oper genießen, dann irgendwo schick essen gehen. Später hätte er ihr in seiner Suite gezeigt, wie wunderschön es zwischen ihnen sein könnte …
Wenn er doch nur mehr Zeit hätte! Er würde Lara und ihrer gemeinsamen Tochter die ganze Welt zeigen, sie mit Häusern und anderen Geschenken überhäufen, ihre Wege mit Blütenblättern pflastern.
Ein eisiger Schauer lief Alessandro über den Rücken, als ihm bewusst wurde, wie knapp die Zeit wurde. In wenigen Tagen nahm ein neuer Geschäftsführer die Arbeit auf, und er selbst flog nach Bangkok, ohne dass es ihm gelungen war, Lara von sich zu überzeugen.
Sie hatte ja keine Ahnung.
Gestern Abend allerdings hatte sie ihn im Lichtkegel der Straßenlaterne liebevoll angeschaut. Und als sie sich später geliebt hatten …
Alessandro schloss die Augen. Lara war in ihrer Nacktheit – nur mit schwarzen Strümpfen bekleidet – so wunderschön gewesen.
Und wieder hatte er Liebe in ihrem Blick gelesen.
Das konnte sie ihm doch nicht vorgespielt haben! Sollte denn alles wieder enden wie vor sechs Jahren?
Ein ungutes Gefühl beschlich Alessandro. Er wollte nicht abreisen müssen, ohne die Mauer zwischen sich und Lara endgültig geklärt zu haben. Und er konnte auch nicht verschwinden, ohne mit der kleinen Vivi gesprochen zu haben.
Nein! Sie war sein Kind. Er wollte, dass sie ein Teil seines Lebens wurde.
Doch stattdessen würde Lara bald einen neuen Chef haben, der sich unweigerlich in sie verlieben musste. Alessandro sah den Typ direkt vor sich: ein sonnengebräunter Australier, der alles daran setzte, Lara zu verführen. Am Ende heiratete sie ihn, während seine Tochter, sein kleines Mädchen …
Nein, er musste die Dinge jetzt schleunigst in die Hand nehmen!
„Was hältst du von Roger Hayward? Er war doch gar nicht so schlecht, oder? Charakterstark, clever, vorausschauend.“
Alessandro sah auf. „Jetzt reiß dich bitte zusammen, Tuila!“, schnauzte er sie ärgerlich an und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die arme Tuila fuhr erschrocken zusammen. „Keiner dieser Clowns ist dafür geeignet. Kein einziger!“
15. KAPITEL
Geistesabwesend stieß Lara die Pforte auf. Während der Zugfahrt nach Hause hatte sie nur an Alessandro gedacht, der vergeblich drei Tage und Nächte auf dem Centrepoint Tower auf die Frau wartete, die mit ihm dort verabredet war.
Das muss so schrecklich für ihn gewesen sein, dachte Lara. Tief enttäuscht und empfindlich in seinem Stolz getroffen. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, wie zornig er auf dem Rückflug in die USA gewesen sein musste. Kein Wunder, dass er sich bei ihrem Wiedersehen im Verlag
Weitere Kostenlose Bücher