Frag Nicht - Kuess Mich
das du hier gewohnt bist.“
Lara verzog das Gesicht. „Da wäre ich jetzt selbst gar nicht drauf gekommen. Aber du hast recht. Meine Familie besitzt keinen Palazzo .“
Alessandro wandte sich ab und ließ den Blick über einige Fußgänger schweifen, bevor er lächelnd zu Lara sagte: „Übrigens war das kein Ferrari, sondern ein alter Lamborghini. Und unser Palazzo ist dringend renovierungsbedürftig.“ Er lehnte sich an einen Türpfosten. „Es wundert mich, dass du nichts über die Auflösung der Ehe gelesen hast. Die italienischen Zeitungen waren voll davon.“
„Vielleicht hat es mich nicht interessiert“, behauptete Lara kühl. „Wahrscheinlich hatte ich Wichtigeres zu tun.“
Alessandro zuckte zusammen und wandte sich ab. In diesem Moment kam die Floristin mit einem in lila Papier eingeschlagenen Strauß Freesien zu ihnen und himmelte Alessandro verliebt an, als sie ihm das Wechselgeld und die Blumen reichte.
So eine alberne Zicke, dachte Lara eifersüchtig.
Mit großer Geste übergab Alessandro Lara dann den Strauß.
Überrascht nahm sie ihn entgegen. „Vielen Dank, Alessandro.“
Als die Floristin wieder in ihrem Laden verschwunden war, fragte Lara leise: „Du hast vorhin deine Kindheit im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt erwähnt. Hast du die etwa erlebt?“
„Das könnte man so sagen.“
Entsetzt sah sie ihn an. „O nein! Alessandro!“
Er zuckte nur die Schultern. „Komm, wir müssen zurück. Ich habe gleich ein weiteres Bewerbungsgespräch. Wir können uns beim Gehen unterhalten.“
Doch er schwieg, bis sie das Verlagsgebäude erreicht hatten.
Dort schaute er sie nachdenklich an. Was ging bloß in seinem Kopf vor?
Im Foyer riss schließlich Laras Geduldsfaden. „Also gut. Was hast du mir zu sagen, Alessandro?“
Er lächelte amüsiert. „Ich frage mich die ganze Zeit, wieso du dich wie ein eifersüchtiges, verzogenes kleines Mädchen aufführst.“
Lara verlor die Fassung. „Okay, ich gebe zu, dass ich eifersüchtig war. Schließlich hatte ich allen Grund dazu. Aber ich gebe nicht Guilia die Schuld, sondern ganz allein dir.“ Sie schlug mit den Freesien nach ihm. „Du hast versprochen zurückzukommen. Ich habe auf dich gewartet, du gemeiner Kerl.“ Tränen schimmerten in ihren Augen. „Naiv, wie ich war, habe ich dir geglaubt. Ich habe dir vertraut.“
Jetzt wurde auch Alessandro wütend. „Du lügst! Du warst nicht auf dem Centrepoint Tower. Drei Tage lang habe ich dort auf dich gewartet! Die ganze Stadt habe ich nach dir abgesucht. Immer wieder habe ich vergeblich versucht, dich telefonisch zu erreichen. Ich bin zu deiner Wohnung gefahren. Dort wohnten inzwischen andere Leute. Irgendein Typ hat mir erzählt, du wärst mit deinem Freund nach Queensland gezogen. Mit deinem Freund, Lara!“
Lara fühlte sich wie vom Blitz getroffen. Ihr wurde schwindlig. „Was?“, fragte sie leise und hielt den Strauß so fest umklammert, dass die Blumen zerquetscht wurden. „Willst du damit sagen … Du bist aus Amerika zurückgekommen?“
In diesem Moment hielt der Fahrstuhl, und eine Gruppe Geschäftsleute kam heraus. Geduldig wartete Alessandro, bis alle ausgestiegen waren, ging dann hinein und drückte auf einen Etagenknopf. Lara rührte sich nicht. Sie stand unter Schock. Langsam schloss sich die Fahrstuhltür.
„Ja“, sagte Alessandro ruhig. „Ich bin zurückgekommen, um dich abzuholen. Aber du warst nicht da.“
Die letzten Worte klangen unglaublich vorwurfsvoll. Jetzt löste Lara sich aus ihrer Bewegungslosigkeit und rief verzweifelt: „Aber Sandro! Sandro, hast du denn nichts begriffen?“
Doch die Tür hatte sich geschlossen und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
14. KAPITEL
Auf dem Weg zu seinem Büro lockerte Alessandro Schlips und Hemdkragen, denn ihm war plötzlich ungewöhnlich heiß. Um sich zu beruhigen, versuchte er die Ereignisse der vergangenen Tage ganz nüchtern zu betrachten.
Ein Mann trifft eine Frau, die ihm erzählt, dass sie ein Kind von ihm hat. Der Mann will die Frau unterstützen. Nein, der Mann will die Frau und das Kind besser kennenlernen und sie unterstützen.
Wider besseres Wissen – er erinnert sich noch zu gut, was beim letzten Mal geschehen ist – und völlig ernst und aufrichtig bietet er der Frau Leidenschaft und Zärtlichkeit an, doch die Frau schreckt zurück, obwohl auch sie Leidenschaft für ihn empfindet. Sie hat Angst, er könnte ihrem Kind schaden.
Alessandros Blutdruck stieg sprunghaft an.
Der Mann sieht das
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