Fragmente des Wahns
sag ja schon nichts mehr.“
„Ich merke genau, dass du nicht begeistert bist, Lisa. Also tu auch nicht so.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach sonst machen? Soll ich dich beschimpfen? Soll ich ausflippen? Was erwartest du von mir?“
„Ich erwarte gar nichts von dir“, widersprach Alex. „Ich will doch nur …“
Es klopfte an der Tür. Doktor Hauser betrat mit einer Assistenzärztin den Raum.
„Ich muss Schluss machen. Doktor Hauser ist gerade gekommen.“
„Gut. Ich melde mich dann …“, doch Lisa kam nicht mehr dazu, ihren Satz zu beenden. Alex hatte bereits aufgelegt.
Er verstaute das Handy wieder in der Schublade und wartete, bis Doktor Hauser und Assistentin Blondschopf an sein Bett kamen. Sie musterten ihn, vor allem Blondschopf mit ihren durchdringenden, braunen Augen. Er mochte sie schon jetzt nicht.
„Sie wissen aber schon, Herr Schneider“, begann Doktor Hauser sein Gespräch, „dass Handys hier nicht erwünscht sind? Sie könnten die Geräte beeinflussen.“
„Welche Geräte?“, fragte Alex schnippisch.
Hauser beließ es dabei.
„Nun gut, Herr Schneider. Die Untersuchungen sind abgeschlossen. Ihre Unterlagen liegen mir vor und ich habe sie mehrmals durchgesehen.“
„Und, Doktor, was sagen Sie?“
„Im Großen und Ganzen sind die Untersuchungen gut verlaufen. Das CT hat bestätigt, dass keine inneren Blutungen in der Hirnregion vorliegen. Das ist schon mal sehr gut. Die neurologischen Untersuchungen haben auch keine gravierenden Unregelmäßigkeiten aufgezeichnet. Allein ihr Besuch bei Doktor Fleischmann …“
Hauser unterbrach kurz seinen Abschlussbericht. Er sah von seinen Unterlagen auf, direkt in Alex’ Augen.
„Sagen Sie es schon, Doktor“, drängte er.
„Nun, Doktor Fleischmann würde Sie gerne noch einmal sehen.“
„Noch einmal?“ Alex war verwundert.
„Um ehrlich zu sein, nicht nur einmal “, brachte Hauser die Wahrheit zur Sprache. „Doktor Fleischmann würde Sie gerne in Behandlung nehmen. Oder, wenn Sie mit ihm nicht zufrieden sind, rät er Ihnen, sich von einem anderen Psychologen behandeln zu lassen.“
„Warum das denn?“
Alex war mehr als verwirrt. Was war denn nur los mit ihm?
„Bin ich doch verrückt?“
„Nein, Herr Schneider, bitte verstehen Sie das nicht falsch.“ Hauser drückte die Akte seiner Assistentin in die Hände, um sich gänzlich seinem Patienten widmen zu können.
„So war das nicht gemeint. Doktor Fleischmann hat nur angemerkt, dass Sie sehr stark darauf beharrt haben, Ihre verlorenen Erinnerungen zurückzubekommen. Sie wollten unbedingt wissen, wie der Unfall passiert ist.“
„Und das ist so schlimm?“
„Hier geht es nicht um schlimm oder nicht, Herr Schneider. Natürlich ist es verständlich, dass Sie wissen wollen, wie das alles passiert ist, aber Sie müssen auch verstehen, dass Ihr Geist nicht umsonst diese Erinnerungen verdrängt hat.“
„Genau dasselbe hat Doktor Fleischmann auch schon gesagt.“
„Und er hat recht. Herr Schneider, Ihr Körper muss sich erholen. Ihr Geist muss sich auskurieren und das kann er nicht, wenn Sie ständig an dieses traumatische Erlebnis erinnert werden. Deswegen vergisst der Mensch.“
„Und deswegen soll ich zu einem Seelenklempner?“
Alex verstand die Welt nicht mehr.
„Ja“, antwortete Hauser kurz und knapp, dann rückte er seine Brille zurecht. „Doktor Fleischmann ist der Ansicht, und ich muss ihm beipflichten, dass Sie diese Zeit des Zurückerinnerns nicht allein durchstehen sollten.“
„Ich bin nicht allein“, widersprach Alex. „Ich habe meine Frau, meine Tochter, meinen Bruder, Freunde.“
„Und doch kann gerade ein Außenstehender genau der richtige Ansprechpartner für Sie sein. Ein Mensch, der Sie nicht kennt, der objektiv an die Sache herangeht und der Sie am Professionellsten unterstützen kann.“
„Ist das wirklich notwendig, Doktor Hauser? Ich hatte doch nur einen Autounfall. So was passiert jeden Tag und nicht nur einmal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Menschen alle zu einem Seelenklempner gehen.“
„Nein, da haben Sie natürlich recht und doch ist es bei Ihnen etwas anderes. Die meisten Menschen vergessen den Unfallvorgang nicht. Sie fallen nicht ins Koma und beharren daraufhin vehement, sich wieder erinnern zu wollen. Und Sie, Herr Schneider, wollten sich bereits hypnotisieren lassen.“
„Ich will mich einfach nur erinnern. Irgendetwas in mir sagt, dass ich mich erinnern muss, weil es wichtig ist.“
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher