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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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penetranten Klingelton und erinnerte sich wieder, dass er sein Handy in die Schublade des Rollwagens gepackt hatte. Er öffnete sie verschlafen und griff nach seinem Handy.
    „Ja?“
    „Hallo, Schatz. Wie geht es dir?“, fragte seine Frau liebevoll und besorgt zugleich.
    „Hey, Lisa. Gut. Danke.“
    „Freut mich. Was machst du gerade?“
    „Rate mal. Was soll man in einem Krankenhaus schon Großartiges machen. Ich hab ein wenig geschlafen.“
    „Oh, hab ich dich etwa geweckt? Tut mir leid, das wollte ich nicht.“
    „Ach was. Ich denke, ich hab genug geschlafen. Wie geht es dir und Lilli?“
    „Gut, gut. Sie spielt gerade mit Andreas im Garten. Wir haben bereits einiges für den morgigen Geburtstag vorbereitet. Sie ist richtig begeistert. Diesen Geburtstag wird sie wohl so schnell nicht vergessen.“
    „Freut mich“, sagte Alex, auch wenn er etwas anderes dachte.
    Wie gerne hätte ich diese Geburtstagsfeier zusammen mit meiner Frau vorbereitet. Ein Ereignis, das ich nicht nachholen kann.
    „Dann lebt mein kleiner Bruder noch?“, versuchte Alex das Thema zu wechseln.
    „Ja, er lebt noch, aber ob er noch ganz ist, ist fraglich.
    Nein, Scherz beiseite. Er macht sich, wie gesagt, richtig gut. Ich glaube sogar, dass es ihm Spaß macht.“
    „Freut mich für ihn.“
    „Und was machen deine Untersuchungen?“
    „Soviel ich mitbekommen habe, müsste ich durch sein. Angeblich soll noch Doktor Hauser vorbeikommen und sich mit mir unterhalten. Mal sehen, was er zu sagen hat.“
    „Und dir geht es wirklich gut?“
    „Ja, Schatz. Mir geht es gut“, antwortete Alex genervt. „Und ja , ich werde morgen nach Hause kommen. Ich werde ihren Geburtstag nicht verpassen, Lisa. Ich will keiner dieser Väter sein.“
    „Du weißt ganz genau, dass du nicht wie dein Vater bist, Alex“, erwiderte nun Lisa etwas gereizt. „Und selbst wenn du morgen im Krankenhaus bleiben solltest, würde das nichts ändern. Lilli liebt dich trotzdem, das weißt du.“
    „Natürlich weiß ich das, dennoch …“ Er machte eine Pause.
    Er musste sich erst mal sammeln. Er atmete einmal tief ein und aus. Es klang wie ein gewaltiger Seufzer.
    „Ich könnte es mir nie verzeihen.“
    „Und genau das unterscheidet dich von deinem Vater, Alex. Genau das.“
    Sie hatte recht und doch änderte es nichts an der Tatsache, dass er nach Hause wollte. Er wollte zu seiner Familie und sie in die Arme schließen. Er wollte sie nie mehr loslassen.
    Alex hatte sich mit fünfzehn Jahren geschworen, nie wie sein Vater zu werden, sollte er jemals Kinder haben. Sein Vater war nie eine starke Bezugsperson für ihn gewesen. Er hatte schon immer alles mit seiner Mutter besprochen und auch unternommen. Für seinen Vater gab es nur die Arbeit, das Saufen und das Vergnügen.
    Familie war für ihn ein Fremdwort gewesen. Alex wurde geboren und das wurde zu einer Tatsache, nicht mehr. Dann kam Andreas auf die Welt und auch das änderte nichts für ihren Vater. Er lebte weiterhin sein Leben, ohne Kinder und meist auch ohne seine Frau.
    Dann starb ihre Mutter.
    Alex war vierzehn und Andreas zwölf gewesen. Sie hatten selbst große Schwierigkeiten gehabt, mit sich und der Situation fertig zu werden, doch ihr Vater hatte die Lage zusätzlich verkompliziert. Er hatte nun Kinder und war auch noch für sie verantwortlich.
    Natürlich war er mit der Gesamtsituation vollkommen überfordert gewesen. Und was machen gute Väter in einer solchen Situation? Genau, sie stürzen sich in Alkohol. Das Resultat war, dass Alex die Vaterrolle übernehmen musste. Er versuchte so gut es ging, sich um seinen kleinen Bruder zu kümmern und ihn von ihrem Vater fernzuhalten. Vor allem, wenn der Alkohol wieder die Oberhand bekam.
    Irgendwie hatten sie es dann doch geschafft, erwachsen und einigermaßen normal zu werden. Die Beziehung zu ihrem Vater existierte nur noch sporadisch. Die Brüder hatten sich und das war alles, was zählte.
    Dennoch, genau diese Zeit seines Lebens hatte ihn stark geprägt und dazu veranlasst, sich mit fünfzehn Jahren dafür zu entscheiden, niemals ein solch schlechter Vater zu werden.
    „Bist du noch dran?“, fragte Lisa und riss Alex aus der Vergangenheit. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    „Tut mir leid. Ich war in Gedanken.“
    „Kommst du dann morgen?“
    „Auf jeden Fall, Schatz. Und mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut. Ich hab nur noch ein wenig Kopfschmerzen und das bringt mich nun wirklich nicht um.“
    „Gut. Ich

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