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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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konnte. Krümel mochte er lieber.
    „Ich habe Ihre Entlassungspapiere dabei“, fuhr Doktor Hauser fort. „Wie geht es Ihnen heute?“
    „Gut, Doktor Hauser. Danke der Nachfrage, aber ich möchte …“
    „Nur noch nach Hause“, beendete der Arzt seinen Satz. „Ich weiß, Herr Schneider. Sie haben es ja gleich geschafft.“ Er lächelte und überreichte Alex die Papiere. „Einmal unten rechts unterschreiben, bitte. Der zweite Zettel ist Ihr Durchschlag. Ich habe mir erlaubt, den ersten Termin bei Doktor Fleischmann darauf zu notieren. Er wäre am Montagnachmittag um 15.00 Uhr.“
    „Welcher Termin?“, wollte Andreas wissen.
    „Später“, versuchte Alex seinen kleinen Bruder abzuwimmeln, doch es funktionierte nicht.
    „Nein, Alex, nicht später. Welcher Termin ist am Montag? Ich dachte, du wärst gesund und dir würde nichts fehlen.“
    „Wollen Sie mit Ihrem Freund nicht darüber reden?“, mischte sich Doktor Hauser ein.
    „Meinem Bruder“, verbesserte ihn Alex. „Und nein , ich möchte nicht mit ihm darüber reden. Zumindest jetzt nicht.“ Er sah Andreas eindringlich ins Gesicht. „Okay?“
    „Okay“, antwortete Andreas widerwillig. Er würde das Thema vertagen, aber nicht vergessen.
    „Nun gut“, versuchte Hauser die Situation zu beruhigen und zum Thema zurückzukehren. „Wie gesagt, einmal unterschreiben, bitte. Der Durchschlag gehört Ihnen. Dann dürfen Sie das Krankenhaus auch schon verlassen.“
    Alex nickte und unterschrieb. Blondschopf nahm ihm unsanft das Klemmbrett aus der Hand, riss den Durchschlag heraus und reichte ihn Alex. Er konnte deutlich den handgeschriebenen Termin darauf erkennen. Er war ihm unangenehm und peinlich.
    „Dann hätten wir alles, Herr Schneider“, sagte Hauser zum Abschied. „Weiterhin gute Besserung und einen schönen Geburtstag für Ihre Tochter. Wie alt wird sie denn?“
    „Drei“, antwortete Alex.
    „Ein schönes Alter. Sie erleben so viel und saugen alles begeistert und wissbegierig auf. Sie sind wie ein Schwamm, der zum ersten Mal das Wasser erkunden darf.“
    „Da haben Sie recht.“
    Doktor Hauser verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und selbst Blondschopf brachte ein zögerliches Nicken zustande. Es änderte jedoch nichts daran, dass sie Alex unsympathisch war. Dann schloss sich die Tür und er war wieder mit seinem Bruder allein.
    „Willst du jetzt reden?“, lautete Andreas’ erste Frage. Dieser Termin ließ ihm keine Ruhe.
    „Nein, Andreas. Lass uns bitte nach Hause fahren. Ich will meine Frau und Lilli sehen und dann möchte ich ihren Geburtstag feiern. Okay?“
    Andreas nickte, war aber nicht zufrieden. Warum verheimlichte sein Bruder ihm etwas? Was war der Grund dafür? Hatten sie sich nicht geschworen, sich immer alles zu erzählen? Das passte überhaupt nicht zu ihm.
    „Bitte, Andreas, ich weiß, dass dich das stört, aber gönn mir ein wenig Ruhe“, versuchte es Alex noch einmal. Es half nur bedingt.
    Andreas ging auf die Reisetasche zu, nahm sie in die rechte Hand und sagte: „Komm. Lass uns dieses Krankenhaus verlassen. Deine Familie wartet.“
    Diesmal war es Alex, der nickte.
     
    Er saß auf dem Beifahrersitz und sie hatten gut die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, ohne dabei auch nur ein einziges Wort zu wechseln.
    Andreas hatte die Sachen seines Bruders achtlos in den Kofferraum seines dunkelblauen Audi A4 geworfen, sich hinters Steuer gesetzt und kein Wort verloren. Er hatte ihn nicht einmal mehr angesehen. Alex’ Blick war durch das Seitenfenster nach draußen gerichtet.
    „Ist es denn so schlimm für dich?“
    „Ja, Alex. Ist es. Verflucht noch mal, wir haben uns doch damals geschworen, dass wir uns niemals etwas verheimlichen werden. Wir haben doch nur noch uns. Und jetzt das!“
    Andreas war außer sich vor Wut. Alex konnte es deutlich spüren. Er hätte die scharfen Worte seines kleinen Bruders gar nicht benötigt. Andreas hatte eben recht und genau diese Tatsache schmerzte ihn am meisten.
    Ja, wir haben es uns geschworen.
    Es war an einem heißen Sommertag gewesen. Alex war sechzehn und Andreas vierzehn gewesen. Er hatte den Vormittag in der Schule verbracht, während Alex bis um drei Uhr gearbeitet hatte.
    Er hatte eine Ausbildung zum Speditionskaufmann begonnen und es gefiel ihm bis dato richtig gut. Trotz seines jungen Alters hatte er sich für den richtigen Job entschieden. Danach hatten sie sich im Park getroffen und ein wenig Basketball gespielt.
    Genau so war es gewesen.
    Und dann kamen wir

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