Fragmente des Wahns
möglich ein CT veranlassen, und während wir auf die Ergebnisse warten, nehme ich mir ausreichend Zeit für Sie und Ihre Halluzinationen, oder was auch immer das sind. Okay?“
„Hört sich gut an, Doktor Fleischmann. Danke.“
„Nichts zu danken. Das ist mein Beruf und ich mache ihn gerne. Außerdem sind Sie mir sympathisch, Herr Schneider und ich will Ihnen wirklich bei dem Problem helfen. Das wird schon wieder.“
Doch es würde noch lange nicht besser werden.
Fleischmann hatte Wort gehalten. Nicht einmal eine halbe Stunde später lag er wieder in der Röhre des CTs.
Alex hatte gleich, nachdem er mit Fleischmann gesprochen hatte, Ralfie aufgesucht und ihm erzählt, was gleich auf ihn warten würde. Eigentlich wollte er Ralfie nach Hause schicken, da es keinen Sinn machte auf ihn zu warten, doch er blieb stur.
„Wenn du mit allem fertig bist, fahr ich dich wieder zu mir nach Hause, kein Ding.“
Ralfie war eindeutig zu gut für ihn. Alex fühlte sich noch mieser, als er es ohnehin schon getan hatte.
„Nur noch ein bisschen, Herr Schneider“, ertönte es aus dem Lautsprecher und Alex dachte nur „ Ja, ja, du mich auch“ .
Wohin würden ihn diese Untersuchungen noch führen? Ralfie hatte ihn auf die Fährte des Krankenhauses gebracht und Alex hatte sich hier Erklärungen erhofft. Doch nun, da es so aussah, als würde er sie tatsächlich erhalten, war das Einzige, woran er denken konnte, die Furcht. War er wirklich bereit für die Wahrheit? Konnte man dafür jemals bereits sein?
Was wenn er wirklich einen Schaden am Gehirn hatte? Was dann?! Was würde dadurch mit ihm passieren? Er hatte bereits Halluzinationen, Stimmungsschwankungen und Identitätsprobleme.
Was würde noch kommen?
Werde ich geisteskrank?
Genau das war seine größte Angst. Nicht die Tatsache, wie seine Familie darauf reagieren und wie viele Freunde er womöglich verlieren würde. All das war nebensächlich. Es zählte nur diese eine, klitzekleine Frage.
Werde ich wahnsinnig?
„Das war es, Herr Schneider. Sie können dann zurück ins Wartezimmer“, unterbrach die Schwester Alex’ Gedankengang. „Es wird nicht lange dauern. Doktor Fleischmann muss nur noch seine Termine neu belegen, dann hat er Zeit für Sie.“
„Okay. Danke.“
Zu mehr war Alex im Moment nicht imstande. Zu stark war die Angst um das Ergebnis seiner Untersuchung. Wie in Trance kehrte Alex zum Wartebereich zurück, wo Ralfie mit einem frischen Becher Kaffee in der Hand auf ihn wartete.
„Und? Überstanden?“
„Ich denke, das Schlimmste kommt erst noch“, antwortete Alex etwas abwesend.
Ihm war schlecht. Er musste sich setzen. Alles um ihn herum fing an sich zu drehen und Ralfies Stimme wurde immer leiser. Dann verstummte sie für einen kurzen Augenblick und machte Platz für eine ihm unbekannte Stimme, die besorgniserregend mit ihm sprach.
„Herr … Herr Schneider?“
Er hörte sich selbst „Ja“ sagen.
„Es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen …“
„Nein! Nein! Hören Sie auf, mich mit einer derart unpersönlichen Floskel abspeisen zu wollen! Sie werden mir so bestimmt nicht sagen, dass …“
„Alex, alles in Ordnung mit dir?“ Es war Ralfie, der zu ihm sprach. „Brauchst du was zu trinken? Ein Wasser?“
Alex sah auf. Langsam schien er wieder zu sich zu kommen und die Umgebung richtig wahrzunehmen.
„Ja, bitte.“
Was war das gerade? Sind genau diese Dinge Anzeichen für seinen Wahnsinn? Dass er Stimmen hörte, die gar nicht da waren? Dass er sich selber reden hörte, obwohl sein Mund geschlossen war?
„Hier, Kumpel“, sagte Ralfie und gab ihm eine Flasche Wasser.
Alex leerte in nur einem Zug den gesamten Inhalt. Die kühle Flüssigkeit tat immens gut und brachte ihn ein wenig in die Realität zurück.
„Diese Röhren scheinen einen wohl ganz schön mitzunehmen, was?“
„Irgendwie schon.“
„Und was kommt als Nächstes?“
„Normalerweise komme ich jetzt zu Doktor Fleischmann zurück. Er wollte sich mit mir einmal ausgiebig unterhalten, um herauszufinden, was mit mir los ist. Zusammen mit den Untersuchungsergebnissen.“
„Hört sich doch gut und vernünftig an.“
„Und du solltest besser nach Hause fahren, Ralfie. Ich weiß jetzt, wo du wohnst. Ich komme schon nach Hause, keine Sorge.“
„So wie du jetzt gerade drauf bist? Ganz sicher nicht. Außerdem ist es doch ganz nett hier.“
„Ich glaub dir ja vieles, Ralfie, aber hier hört der Spaß auf.“ Alex musste trotzdem lachen.
Ralfie stimmte
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