Fragmente: Partials 2 (German Edition)
noch einmal nach Afa, vergewisserte sich, dass es ihm gut ging, und beseitigte die gröbsten Splitter. Dann stieg sie nach oben zur Büroetage und begann in einem Eckbüro mit ihrer Suche. Solche Büros hatten wichtige Leute benutzt, die hoffentlich auch ein paar zusätzliche Computer besessen hatten. Leider fand sie nichts – mehrere Dockingstationen, aber keinen Bildschirm. Die Dinger sind tragbar, überlegte sie weiter. Die Besitzer haben sie mit nach Hause genommen. Trotzdem suchte sie weiter und überprüfte nacheinander alle Büros, um sich schließlich auch die kleinen Verschläge vorzunehmen. Dies erinnerte sie an die Büros, die sie in Manhattan untersucht hatte, und bei der Erinnerung kam ihr ein Gedanke. Einer Eingebung folgend verließ sie die Verschläge und suchte in den hinteren Fluren und Räumen nach einer Tür mit der Bezeichnung, die auch Afas Raum getragen hatte: IT . Informationstechnologie. Es dauerte eine Weile, bis sie, im knietiefen Wasser stehend, das IT -Büro im Erdgeschoss gefunden hatte. Der IT -Direktor saß tot an seinem Schreibtisch. Der Oberkörper war mit Schleim bedeckt, unten war alles bis auf die Knochen verschwunden. Mit angehaltenem Atem durchsuchte sie seine Regale und fand im Schreibtisch einen Bildschirm, der ein wenig kleiner war als Afas Exemplar. Dann floh sie würgend nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Sie nahm sich etwas Zeit, sich draußen im saubereren Wasser abzuspülen, bevor sie wieder nach oben stieg. Afa war inzwischen aufgewacht.
»Mein Bildschirm wurde zerschossen«, klagte er. Seine Stimme klang leise und tonlos, das verwirrte Kind hatte sich wieder in den Vordergrund geschoben. Kira seufzte. Nach einem Angriff wie diesem war diese Veränderung offenbar unvermeidlich. Sie setzte sich neben ihn und tröstete ihn. Besorgt sah er sie an. »Wo ist mein Rucksack?«
»Gleich dort drüben.« Sie fühlte seinen Puls. Etwas beschleunigt, aber noch normal zu nennen. »Wie fühlst du dich?«
»Mein Bildschirm wurde zerschossen.« Er versuchte aufzustehen, stieß einen Schmerzensschrei aus, sobald er das Bein belastete, und brach zusammen.
»Vergiss den Bildschirm!«, sagte Kira. »Ich habe dir einen neuen besorgt, aber du wurdest auch selbst angeschossen. Du musst dich schonen.«
»Ich brauche den Rucksack.«
»Afa, man hat dich angeschossen. Hier, dein Bein …«
»Ich brauche den Rucksack!« Sein Blick irrte hin und her, er war den Tränen nahe. Schließlich stand Kira auf und brachte ihm den Rucksack. Sie fragte sich, ob er vielleicht noch ein zweites Gerät mitgebracht hatte, das ihr die Begegnung mit dem toten IT -Direktor erspart hätte. Sie zerrte den Rucksack zu ihm. Er presste ihn an die Brust und wiegte sich hin und her. »Ich darf den Rucksack nicht stehen lassen«, sagte er. »Ich bin der letzte Mensch auf dem Planeten.«
»Er sieht übel aus«, bemerkte Samm. Kira nickte nur. Sie war zu erschöpft und hatte keine Lust, sich mit Samms Ansichten über Afa zu befassen. Davon abgesehen hatte er natürlich recht.
»Er hat sich in seinen eigenen Kopf zurückgezogen«, sagte Kira. »Es wird eine Weile dauern, bis er sich wieder heraustraut.«
Samm nickte in die Richtung des Servers, der mit dem Griff des Bildschirms verbunden war. »Haben wir alles bekommen?«
Kira hob den Griff, auf dem immer noch ein grünes Lämpchen leuchtete. »Ich weiß es nicht. Ich traue mich nicht, die Verbindung zu trennen, weil ich nicht weiß, ob noch Daten übertragen werden.«
»Wie lange wird es dauern?«
Kira zuckte mit den Achseln und deutete auf Afa. »Der Einzige, der es weiß, singt im Moment ein Schlaflied für seinen Rucksack. Er verliert Blut, und ich habe nicht die nötigen Antibiotika, um ihm zu helfen. Außerdem liegen hier Tote herum, meine Hose ist nass, und allmählich wünsche ich mir, die Ereignisse hätten einen anderen Verlauf genommen.« Überrascht über ihren eigenen Ausbruch holte sie tief Luft.
»Du stehst unter großem Stress«, sagte Samm.
Kira war dem Weinen nahe und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ja. Was gibt es sonst noch Neues?«
Samm nahm den Bildschirm an sich, den sie von unten mitgebracht hatte. »Ob wir auch den hier benutzen können?«
»Es gibt nur einen Anschluss.« Kira wischte sich noch einmal die Augen trocken und richtete sich auf. »Den neuen Bildschirm können wir erst anschließen, wenn wir den Server abklemmen. Ich will aber nicht eingreifen, weil der Download möglicherweise noch
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