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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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strömte.
    »Steure weiter in diese Richtung!«, rief sie Heron zu. »Der Fluss beschreibt eine enge Biegung. Vielleicht werden wir dort unten ans Ufer gespült.«
    »Das ist kein Ufer, sondern eine Mole. Wenn wir dort aufprallen, tut es weh«, warnte Samm.
    »Rettet … vor allem Afa!« Kira ließ das Ufer nicht aus den Augen. Für ein so mächtiges Gewässer strömte der Fluss überraschend langsam. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie die Kurve hinter sich ließen. Sie fragte sich, ob sie genügend Schwung aufnehmen konnten, um auf die andere Seite zu gelangen, doch langsam rückte das westliche Ufer näher, und das leckgeschlagene Boot blieb auf Kurs. Wir werden mitten in dieser Stadt an Land gehen, dachte sie. Inzwischen erkannte sie Gebäude und Kaianlagen, die sich hinter der überwucherten Uferböschung und dem hohen Schilf erhoben. Die Stadt befand sich in geradezu idealer Lage, um Strandgut aufzunehmen, das der Fluss um die Biegung schwemmte. Kira überlegte, ob sie nicht vielleicht sogar deshalb an genau dieser Stelle entstanden war. Als sie sich dem Ufer näherten, nahmen ihre Gedanken eine ganz andere Richtung. Die Hoffnung auf Land wich der Furcht, gegen die Mole zu prallen, die sich vor ihnen erhob. Wie die meisten Städte am Fluss war auch dieser Ort überflutet, und Kira nahm an, dass sie mitten in ein Durcheinander aus Booten, Baumstämmen und anderem Treibgut schießen würden, das sich zwischen den alten Lagerhäusern und Gebäuden angesammelt hatte. »Können wir nicht woanders aufschlagen?«, fragte sie.
    »Nein, nicht möglich.« Heron stand auf und warf ihr Ruder weg. »Rettet, was ihr retten könnt!« Sie nahm Kira Dugs Zügel ab und bereitete das Pferd anscheinend auf den Sprung über Bord vor. Samm betrachtete die Stelle, wo sie aufprallen würden, ließ beide Zügel los und eilte zu Afa. Die Pferde tänzelten nervös, die plötzliche Gewichtsverlagerung versetzte das Boot ins Schwanken, und Kira verlor das Gleichgewicht. Galgenstrick stürzte über Bord. Kira hielt sich an Bobos Zügeln fest und versuchte sich wieder aufzurichten. Dann rammte der Kahn das Trümmerfeld und faltete sich zusammen wie eine dünne Blechfolie. Kira ging unter, und der Fluss verschlang sie.

29
    Das Wasser schwappte gegen das Boot, als die Soldaten von der Mole ablegten. Marcus hielt sich an der Reling der ehemaligen Luxusjacht fest. Sie war für die Bedürfnisse der Abwehr umgebaut und mit dem saubersten Benzin betankt worden, das man hatte herstellen können. Einschließlich Marcus und Senator Woolf waren sie zu zwölft. Alle nannten ihn nur Commander Woolf, und man konnte sofort erkennen, dass er sich in dieser Rolle viel wohler fühlte als in der eines Politikers. Ihr Startpunkt befand sich im äußersten Südwesten von Long Island in einem Industriegebiet an der Gravesend Bay. Marcus dachte lieber nicht darüber nach, wie die Reise enden würde.
    Der Plan war recht einfach. In Manhattan gab es möglicherweise unfreundliche Partials, aber alles, was sie von Samm erfahren hatten, deutete darauf hin, dass die Feinde nie weiter als bis Manhattan nach Süden vorstießen. Sie waren offenbar vollauf damit beschäftigt, ihre zersplitterten Vorposten in New York und Connecticut zu halten. Commander Woolf hatte einen Kurs durch die Lower New York Bay festgelegt, der kilometerweit von allen Wachtposten in Manhattan entfernt war. Sie wollten am Südufer von Staten Island entlang und weiter durch den Arthur Kill Canal fahren. Dort konnten sie außer Sichtweite aller Späher bis zur Tappan Zee Bridge und anschließend über Land nach White Plains gelangen. Falls Morgans Partials sie entdeckten, waren sie so gut wie tot. Wenn die andere Fraktion der Partials in einem ungünstigen Moment oder bei falschem Licht auf sie aufmerksam wurde oder wenn sie einfach nur mordlüstern waren, passierte das Gleiche. Die Soldaten der Abwehr waren bis an die Zähne bewaffnet. Marcus aber wusste, dass ihnen das wenig nutzen würde, wenn sie auf einen Partialtrupp stießen, dem nicht nach Plaudern zumute war. Genau deshalb gaben sie sich auch größte Mühe, möglichst niemandem zu begegnen.
    Die Lower Bay war ein trügerischer Irrgarten voller Masten von Wracks, Gerüsten und Radarantennen, die wie ein metallener Wald aus dem Wasser ragten. Ihr Schiffsführer war der beste der ganzen Insel, doch auch seine Knöchel wurden vor Anspannung weiß. Ihre Jacht war ein wenig schwerfällig, und die Steuerung war alt und sperrig. Marcus lief

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