Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Atemluft. »Die Flaschen sind fast fabrikneu«, erklärte Haru. »Das Beste, was man auf Long Island finden kann, und unter großem persönlichem Risiko aus den Trümmern des alten Lagers der Abwehr geborgen.« Delarosa winkte ihren Gefolgsleuten, doch Haru trat ihnen in den Weg. »Bevor Sie die Sachen mitnehmen, will ich wissen, wozu Sie sie brauchen.«
»Um unter Wasser zu atmen«, erklärte Delarosa. Haru antwortete nicht, und Delarosa legte den Kopf schief. »Sie haben mich noch nie nach meinen Plänen gefragt.«
»Bisher diente alles, was Sie angefordert haben, einem offensichtlichen Zweck«, erläuterte Haru. »Munition, Sprengstoff, Sonnenkollektoren, Funkanlagen – alle diese Dinge sind für eine Guerillatruppe natürlich wichtig. Aber Sie kennen meine Regeln und die Bedingungen, unter denen ich Ihnen die Ausrüstung überlasse. Deshalb brauche ich eine Bestätigung von Ihnen: Es werden keine Zivilisten verletzt, gleichgültig, was Sie vorhaben.«
»In jeder Sekunde, die wir hier vertrödeln, werden Zivilisten verletzt«, wandte Delarosa ein.
Haru durchbohrte sie mit Blicken. »Wozu brauchen Sie die Taucherausrüstungen?«
»Zum Plündern«, entgegnete Delarosa. »In den letzten zwölf Jahren haben wir den größten Teil der Insel abgeräumt, aber vor der Küste gibt es noch eine Menge zu finden. Wenn Sie mir die Ausrüstungen übergeben, muss ich Sie in Zukunft viel seltener um einen Gefallen bitten.«
»Was könnte zwölf Jahre lang unter Wasser liegen und heute noch brauchbar sein?«, fragte Haru. »Proviant und Waffen sind inzwischen längst verdorben und verrostet.«
»Das werden wir schon sehen.«
Haru musterte sie zweifelnd, wandte sich um und entfernte sich. »Sorgen Sie dafür, dass mir meine Unterstützung nie leidtun muss!« Er kehrte zu seinen Männern zurück und winkte ihnen, dass es Zeit für den Aufbruch sei. Der Gefreite Kabza schob sich neben ihn.
»Für uns ist das eine Erleichterung«, sagte er. »Je mehr sie selbst bergen, desto seltener müssen wir bei solchen Einsätzen unser Leben riskieren.«
»Mag sein.« Haru dachte immer noch über Delarosas Antwort und ihren Tonfall nach.
»Was hast du vor?«
Haru runzelte die Stirn. Nach und nach kristallisierte sich ein Plan heraus. »Wir folgen ihnen.«
DRITTER TEIL
31
Kira und ihre Gefährten verloren den größten Teil der Ausrüstung im Fluss: Samms Gewehr, Afas Funkgerät und fast den gesamten Proviant. Afa hielt seinen Rucksack fest, aber die Dokumente darin waren durchnässt und unbrauchbar geworden. Das Papier löste sich auf, die Tinte zerfloss. Glücklicherweise überlebte sein Bildschirm, aber der Tokamin, der ihn mit Strom speisen sollte, wurde fortgeschwemmt. Dieser Verlust wog in Kiras Augen am schwersten, stimmte sie aber nicht so traurig wie ein anderes Unglück. Herons Pferd Dug hatte sich beim Aufprall beide Vorderbeine gebrochen. Es hatte zwar überlebt, schrie jedoch vor Schmerzen und Angst, atmete stoßweise und hatte Schaum vor dem Mund. Samm setzte seinem Leiden mit einer Kugel ein Ende.
Sobald sie sich halbwegs erholt hatten, machten sie sich auf den Weg. Samm, Heron und Kira ritten abwechselnd auf Buddy und Bobo, während der verletzte und fast betäubte Afa auf Galgenstricks Sattel festgebunden werden musste, damit er nicht herunterfiel. Kira war überzeugt, dass Afas Bein infiziert war. Deshalb plünderten sie jede Apotheke, an der sie vorbeikamen, um die verlorenen Medikamente zu ersetzen. Unterwegs staunte Kira, dass sie fähig war, mit den anderen Schritt zu halten. Sie konnte nicht nur im gleichen Tempo wie die Pferde marschieren, sondern besaß auch eine enorme Ausdauer. Sie war schon immer recht kräftig gewesen und hatte ihre Zähigkeit bislang dem ständigen Kampf ums Überleben zugeschrieben. Für alles, was sie haben wollte, musste sie sich anstrengen und war dadurch körperlich in bester Form. Allmählich aber dämmerte ihr, dass dies nicht die ganze Wahrheit war. Sie konnte es Schritt für Schritt, Kilometer um Kilometer mit den Partials aufnehmen. Das war ein Segen, und zugleich verstörte sie die Erkenntnis. Ein weiterer Beweis dafür, dass sie in ihrem Innersten kein Mensch war.
Sie gingen einige Kilometer nach Norden, um am Fluss entlang zum Highway 34 zu gelangen, und folgten der Straße nach Westen. Das Gelände glich weitgehend der Landschaft, die sie bereits östlich des Flusses gesehen hatten: flache Prärie, so weit das Auge reichte, hier und dort eine Baumgruppe oder ein
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