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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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erwiderte Heron. »Ich sag’s ja immer wieder. Nimm das hier! Das andere Ende klemmt noch im Regal.«
    »Wahrscheinlich ist es nur deshalb noch nicht weggeschwemmt worden«, meinte Kira, doch Heron war schon wieder verschwunden. Nach einer Weile tauchte sie erneut auf und nickte. Sie hatte Erfolg gehabt. Kira rollte den Schlauch so gut wie möglich auf und hielt nach den ersten zwanzig Schlingen inne. »Das müssen mindestens dreißig Meter sein.«
    »Dann nehmen wir es.« Heron griff nach einem Stück des Schlauchs, während Kira durch das offene Fenster nach draußen schwamm. Weiter südlich als beabsichtigt gelangte sie an die Oberfläche. Samm beobachtete sie vom Dach aus. Lächelte er, als er sie sah? Natürlich hatte er sich Sorgen gemacht, weil sie so lange verschwunden waren. Kira indes hoffte, dass es ihm vor allem um sie ging, statt nur um den Erfolg oder das Scheitern ihrer Suche nach einem Seil.
    Sie schob den Gedanken beiseite und hielt ihr Ende hoch. »Schlauch«, sagte sie nur, denn vom Kampf gegen die Strömung war sie außer Atem geraten. Sie arbeitete sich bis zu Samm zurück, der sie hinaufzog. Heron erklomm das Dach aus eigener Kraft. Sie war nicht annähernd so erschöpft wie Kira. Samm holte den Schlauch ein und legte die Schlingen auf das moosbewachsene Dach. Dann deutete er quer über die Stadt zum Ufer, wo Herons Pferd Dug stand und sie schweigend beobachtete.
    »Ich glaube, wir bringen den Schlauch am besten ans Ufer hinüber«, schlug er vor. »Bis dorthin haben wir freie Bahn. Leider wissen wir nicht, wie viel Tiefgang der Kahn hat, aber er scheint recht flach zu sein. Wenn wir dort entlang zurückkehren und ein Ende irgendwo festbinden …« Er hielt inne und betrachtete die verschiedenen Gebäudeteile, die aus dem Wasser aufragten. »Dort an dem Lichtmast. Von der Stelle aus schwimme ich los, binde den Schlauch fest und befreie das Boot. Dann können wir es ans Ufer ziehen.«
    »So einfach, ja?«
    »Es sei denn, der Kahn ist mit Metallketten gesichert«, erwiderte Samm. »Der schwierige Teil kommt erst noch. Dann müssen wir das Boot mit den Pferden beladen über den Fluss bringen, ohne die Häuser zu rammen.«
    »Ich nehme an, wir sind die Ersten, die ein Boot auf der Main Street festmachen wollen«, meinte Heron. »Man hat die Stadt sicher nicht dafür konstruiert, dass man mit Booten hin und her manövriert.«
    »Wir benutzen Stangen, um uns abzustoßen«, schlug Kira vor. »Dann kämpfen wir gegen die mahlende, Brücken zerstörende Strömung des mächtigen Mississippi an.«
    »So einfach?«, fragte Samm. Kira bemerkte den Anflug eines Lächelns in seiner Miene – zögernd nur, als müsste er es erst ausprobieren. Sie erwiderte das Lächeln.
    »Ja«, sagte sie. »So einfach ist das.«
    Natürlich war es nicht einfach. Samm konnte mit dem Schlauch im Schlepp kaum den Kahn erreichen. Die Strömung war fast zu stark, als er nach den Haltetauen tauchte. Leider gab es nicht nur ein Seil, wie sie gehofft hatten, sondern fünf davon. Insgesamt verbrachte er fast eine halbe Stunde unter Wasser, hackte auf die Taue ein und tauchte zwischendurch nur kurz auf. Kira konnte ihn nicht gut erkennen, doch er wirkte nach einer Weile leichenblass und zitterte vor Kälte. Jedes Mal, wenn er tauchte, hielt sie ebenfalls den Atem an, um zu überprüfen, wie lange sie es schaffte, und jedes Mal schien er länger unten zu bleiben. Die Sekunden dehnten sich, bis sie schon befürchtete, er sei ertrunken. Endlich aber ruckte der Kahn, denn nachdem die ersten Seile durchgeschnitten waren, lag er nicht mehr stabil im Wasser. Samm kam immer noch nicht hoch. Kira zählte bis zehn. Nichts. Sie watete in den Fluss, zählte noch einmal bis zehn, dann bis zwanzig. Gleich darauf schwamm Heron neben ihr. Sie benutzten den straff gespannten Wasserschlauch als Führungsseil. Wieder bewegte sich der Kahn, drehte sich und prallte stromabwärts gegen ein Gebäude. Endlich kam Samm verzweifelt keuchend wieder hoch. Kira fing ihn ab und hielt seinen Kopf über Wasser, während er gierig einatmete.
    »Ich hab’s«, berichtete er mit klappernden Zähnen. »Lasst uns das Boot an Land holen!«
    »Zuerst müssen wir dich aufwärmen«, sagte Kira. »Du könntest eine Unterkühlung haben.«
    »Der Schlauch wird reißen, wenn wir noch viel länger warten«, widersprach Heron.
    »Er könnte sterben«, beharrte Kira.
    »Es geht mir gut«, meinte Samm schaudernd. »Ich bin ein Partial.«
    Sie arbeiteten sich am Schlauch entlang

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