Fragmente: Partials 2 (German Edition)
meinte Woolf, der ihm gefolgt war. Marcus beeilte sich, um in Hörweite zu bleiben.
»In dem Raum über uns parkt ein Hubschrauber«, erklärte Trimble und sprach so leise, dass Marcus sie kaum verstand. Sie war sogar noch abwesender als zuvor und kaum fähig, der eigenen Verwirrung Herr zu werden.
»Setzen Sie dem Chaos ein Ende!« Marcus drängte sich nach vorn, während er sich einen Verband aus dem Erste-Hilfe-Paket um den Arm wickelte, um die Blutung zu stillen. »Laufen Sie nicht weg, tun Sie etwas! Erteilen Sie Befehle, koordinieren Sie den Kampf, unternehmen Sie etwas! Irgendetwas!« Er trat dicht an sie heran, aber sie schien ihn kaum wahrzunehmen. Sie wirkte benommen oder befand sich gar im Halbschlaf. »Diese Leute halten seit Jahren zu Ihnen und warten darauf, dass Sie die Führung übernehmen. So viel Hingabe hätte ich mir nie vorstellen können – wären es Menschen gewesen, dann hätte man Sie schon vor Jahren hochkantig hinausgeworfen. Aber es sind Partials, und Partials sind ihren Vorgesetzten völlig ergeben. Wie man sieht, sind sie geradezu lächerlich gehorsam. Sie folgen Ihnen in jeder Situation, aber Sie müssen die Führung übernehmen.«
Trimble wandte ganz leicht den Kopf. Marcus erkannte, dass sie ihm nun ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte, intensiv und halb betäubt zugleich.
»Ich habe schon einmal die Welt zerstört«, erklärte sie. »Ich heiße keine Maßnahmen gut, die sie noch einmal zerstören.«
»Passivität ist ein ebenso schweres Verbrechen wie falsches Handeln«, widersprach Woolf. Der zweite Teil seiner Bemerkung ging in einem lauten Knall unter, als die versperrte Tür hinter ihnen zerbarst. Partials stürzten herein und nahmen geübt und blitzschnell ihre Stellungen ein. Vinci hob das Gewehr und wollte schießen, doch sofort richtete sich ein Dutzend Läufe auf ihn, um das Feuer zu erwidern. Marcus ließ sich zu Boden fallen. In Sekundenbruchteilen lief sein ganzes Leben vor ihm ab: der Job im Krankenhaus. Kira. Die Schule. Der Zusammenbruch. Seine Eltern, an die er sich so deutlich erinnerte wie seit Jahren nicht mehr.
»Es tut mir leid, Mom«, sagte er. »Wir sehen uns bald wieder.«
Die rebellierenden Partials drohten Trimble schreiend den Tod an. Vinci richtete sich vor ihr auf, um sie mit dem eigenen Körper zu schützen. Woolf und Galen hoben die Pistolen.
Trimble stand auf und richtete ein einziges Wort an die eingedrungenen Partials.
»Halt!«
Marcus gewann den Eindruck, als breitete sich im Gedränge eine unsichtbare Welle aus, die jeden einzelnen Partial auf der Stelle zum Innehalten zwang. Leblos und starr wie Statuen wirkten sie plötzlich. Sogar Vinci blieb wie angewurzelt stehen, als hätte ihr Befehl ihn versteinert.
Der Link, dachte Marcus. Eine so machtvolle Demonstration habe ich noch nie erlebt.
»In dem Raum über uns parkt ein Hubschrauber«, erklärte Trimble. Sie wandte sich an Marcus. »Können Sie ihn fliegen?«
»Ich kann das«, antwortete Woolf.
»Dann gehen Sie!«, sagte Trimble. »Die Reichweite ist nicht groß, aber bis Manhattan müssten Sie kommen.« Auf dem Bildschirm, der vor ihr glühte, tippte sie einen Code ein. »Niemand wird Sie verfolgen.«
»Was wird aus Ihnen?«, fragte Marcus.
Trimble nickte in die Richtung der gelähmten Partials. »Sie werden mich töten.«
»Sie bewegen sich nicht einmal mehr.«
»Ich hatte gehofft, sie in den Kampf führen zu können«, sagte Trimble. »Leider konnte ich sie lediglich aufhalten. Auch jetzt kann ich nichts weiter tun, als sie aufzuhalten. Gehen Sie!«
»Und Vinci? Werden sie auch ihn töten?«, fragte Marcus.
»Ich kann sie nicht davon abhalten.«
Marcus blickte zu Woolf hinüber, der nickte und ergriff das Wort. »Wir nehmen ihn mit.«
»Beeilen Sie sich!«
Marcus griff nach dem Erste-Hilfe-Set und eilte zur Treppe. Woolf und Galen hoben Vinci hoch – er war steif wie ein Brett – und trugen ihn hinter Marcus her. Oben auf der Treppe blieb Marcus stehen. »Danke.«
»Wenn Sie Nandita finden, dann … dann richten Sie ihr aus, dass ich es versucht habe«, sagte Trimble leise.
»Das werde ich tun.« Er schob sich durch die Tür in einen kleinen Hangar und schloss sie sofort wieder, sobald ihm Woolf und Galen mit Vinci gefolgt waren. Der Hubschrauber war klein, reichte aber für vier Passagiere aus, nachdem sie etwas zusammengerückt waren. Als sie Vinci auf seinen Platz bugsierten, erschlaffte er auf einmal, rang nach Luft und erhob krächzend die Stimme.
»Wir müssen
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