Fragmente: Partials 2 (German Edition)
zurück!« Hinter ihnen ertönten zahlreiche Stimmen, die ihnen bewiesen, dass auch die anderen Partials befreit waren. »Wir müssen ihr helfen, sie werden …« Draußen fielen Schüsse. Vinci senkte den Kopf. »Zu spät«, murmelte er. »Öffnet die Fenster und verbreitet die Daten! Alle sollen erfahren, dass ein General gefallen ist.«
35
Kira beobachtete den Himmel und hielt Ausschau nach Regenwolken. Dann wieder überwachte sie die Felder in der Umgebung. In dem vergifteten Ödland durften sie sich nie weit von einem Unterschlupf entfernen, doch in den Ebenen des Mittleren Westens waren die Abstände zwischen sicheren Unterständen manchmal riesengroß.
Im ersten Unwetter mit saurem Regen hatten sie ein weiteres Pferd verloren. Nein, sagte Kira zu sich selbst, wir haben Buddy nicht im Gewitter verloren, sondern in dem Haus, in das ich ihn gebracht habe. Die Tiere hatten wild ausgekeilt und getreten, weil ihnen die Säure die Haut verbrannt hatte. Dabei waren das Zimmer und die ganze Einrichtung zu Bruch gegangen. Sie hatten die Pferde zwar abgewaschen und schließlich beruhigt, aber in seiner Panik hatte sich Buddy einen Vorderlauf und zwei Rippen gebrochen sowie den Unterkiefer zerschmettert. Kira hatte ihn von seinem Leiden erlöst. Ich hätte nichts anderes tun können, sagte sie sich wohl zum hundertsten Mal. Ich konnte ihn nur nach drinnen bringen oder ihn in der Säure sterben lassen. Und das kam sowieso nicht infrage. Diese Gedanken beruhigten ihr Gewissen nicht, doch sie riss sich zusammen und wandte sich anderen Aufgaben zu. Das tote Pferd war keineswegs das größte Problem, das sie hatten.
Kira und Heron hatten in dem Säureregen Verbrennungen erlitten, die nach einigen Tagen zu roten Schwielen verheilten. Samm war schlimmer dran. Er hatte drei Tage fast blind zubringen müssen, bevor seine verstärkten Heilkräfte die Gifte abbauten und die beschädigten Hornhäute regenerierten. Afa, der einzige Mensch in der Gruppe, war am schlimmsten betroffen. Er hatte schreckliche fünfzehn Minuten lang überlebt, während die Pferde ausgekeilt hatten und wild umhergesprungen waren, doch sein Rücken, die Arme und die Beine waren von der Säure grässlich verbrannt. Er war sogar noch schwerer verletzt als Samm, und bei ihm war kein Anzeichen einer Heilung zu entdecken. In jeder Stadt, durch die sie kamen, machte sich Kira auf die Suche nach Salben und Schmerzmitteln, doch die meiste Zeit betäubte sie ihn. Dann hing er benommen im Sattel und konnte zumindest die Fortsetzung der Reise nicht gefährden. Noch wusste Kira nicht, was sie auf dem ParaGen-Gelände in Denver erwartete, hoffte aber, dort wenigstens Schutz und eine Klinik vorzufinden, in der es wirksame Medikamente für Afa gab. Afa verdiente eine bessere Behandlung als die notdürftige Versorgung, die sie ihm unterwegs bieten konnte.
Der Highway 34 führte durch Iowa mit seinem weiten, schachbrettartig in Felder unterteilten Ackerland, in dem nur noch gebleichte weiße Zäune und kranke gelbe Bäume standen. Von Süden her wehte ständig ein giftiger Wind, hin und wieder kam ein Unwetter mit Säureregen auf. Noch erschreckender waren die gewaltigen schwarzen Staubstürme, die wie Heuschreckenschwärme über das Land fegten, die Sonne verdunkelten und die letzten Blätter von den wenigen Büschen rissen, die sich noch in der giftigen Erde behaupteten. Anfangs hatte Kira versucht, das ölige gelbe Wasser aus den spärlichen Bächen mit dem Wasseraufbereiter zu behandeln. Den Versuch musste sie allerdings rasch beenden, da der Filter der giftigen Brühe nicht gewachsen war. Seitdem suchten sie in jedem Lebensmittelladen und Einkaufszentrum nach Wasserflaschen und luden sich immer möglichst viele auf den Rücken. Bobo, das einzige noch lebende Reittier außer Galgenstrick, diente inzwischen als Packpferd für die wenigen verbliebenen Vorräte. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, sauberes Futter für die Pferde zu finden. Immer öfter musste Kira sie während ihrer Pausen von dem giftigen Gras wegziehen, das im Staub spross. Die gute Reisekleidung hatten sie als rauchenden Haufen in dem ersten Farmhaus zurückgelassen. Seitdem trugen sie das, was den Farmern gehört hatte. Die Sachen waren zu weit, aber Kira meinte scherzend, nun seien sie wenigstens für den Mittleren Westen richtig angezogen. Sie fand, dass es ein Witz war, wie Marcus ihn hätte reißen können.
Schließlich tauchte der Missouri vor ihnen auf, eine tiefe, gefährliche
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