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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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dass unser Weltbild überholt ist. Ehrlich gesagt überrascht mich diese Nachricht, obwohl ich mir einbilde, für alles gewappnet zu sein.«
    »Bitte, Sir«, sagte Kira, »erzählen Sie mir von dem Heilmittel!«
    »Es wirkt.« Zufrieden hob Vale beide Hände und zuckte mit den Achseln. »Was sonst soll ich sagen? Wir impfen alle Kinder gleich nach der Geburt, und RM kann ihnen nie mehr etwas anhaben. Dies ist natürlich langfristig keine ideale Lösung, und ich verabscheue die Vorstellung, dass wir in hundert Jahren immer noch alle Neugeborenen impfen müssen. Andererseits haben wir dies auch schon vor dem Zusammenbruch getan, nicht wahr? Impfungen gegen Krankheiten, Antibiotika und einen ganzen chemischen Cocktail haben wir ihnen verabreicht. Schon vor RM war die Welt für unsere Spezies viel unwirtlicher, als wir es zugeben wollten.«
    Dr.   Vale war irgendwie seltsam, obwohl Kira es nicht recht einordnen konnte. Sie besaß Erfahrung als Praktikantin im medizinischen Dienst und hatte ihr ganzes Leben in der Nähe von Ärzten verbracht, aber dieser Dr.   Vale war … irgendwie anders. Er redete nicht wie ein Arzt.
    »Was wir brauchen«, fuhr er fort und deutete zum dunklen Fenster hinter sich, »ist ein Heilmittel, das genauso wirkt wie unser Reservat.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Kira.
    Wieder lächelte Vale. »Das Paradies, in dem wir leben, war früher gefährlich, und der Zugang war beschränkt. Hier lebten weder Tiere noch Menschen, und es gab auch keine Pflanzen. Ringsum war alles so unfruchtbar wie das Ödland, das Sie durchquert haben. Inzwischen hat sich die Lage vollständig umgekehrt. Was die Nukleartechnik zerstört hatte, konnte die Biotechnologie wiederaufbauen.«
    Kira runzelte die Stirn. »Wurde hier eine Atombombe abgeworfen?«
    »Nein, nein!«, wehrte Vale ab. »Oder wenigstens nicht in der Form, wie Sie es sich vorstellen. Die Anlage in Rocky Flats diente im Zweiten Weltkrieg der Produktion von Atomwaffen. Es war die erste Fabrik, die Wasserstoffbomben herstellte. Hier war mehr radioaktives Material gelagert, als jemals in Hiroshima freigesetzt wurde, und wie wir gesehen haben, gerät die Technik eben manchmal außer Kontrolle. Schließlich stellte die Anlage eine zu große Gesundheitsgefahr dar und wurde zurückgebaut. Nach jahrzehntelangen Aufräumarbeiten entschied man, dass die Gegend für neue Bewohner sicher genug sei. Natürlich nicht für Menschen, so sicher war sie keineswegs! Aber wer kümmert sich schon um Hirsche? Sollen sie ruhig Krebs bekommen, wir versichern sie sowieso nicht. So entstand im Jahr zweitausend die Rocky Flats Wildlife Preserve, und dabei blieb es mehrere Jahrzehnte lang. Immerhin war die Gegend so sauber, dass wir unser Gewissen beruhigen konnten, aber nicht wirklich sauber genug für Menschen. So viel zum menschlichen Edelmut.«
    »Sie haben die Biotechnologie erwähnt«, sagte Kira. Sie war nicht sicher, wohin das Gespräch führen würde. Aber wenigstens redete er, und Kira drängte ihn, um noch mehr zu erfahren. »Ich nehme an, hier kommt ParaGen ins Spiel.«
    »Da haben Sie recht«, erwiderte Vale. »ParaGen, das Paradepferd einer aufstrebenden neuen Industrie. Wir waren nicht immer hier – wir haben im Süden begonnen, in Parker. Unser erster Vorstoß in den Bereich der Biotechnologie waren verschiedene hungrige Mikroben, die auf Nahrung scharf waren, die sonst niemand mochte …«
    »Haben Sie für ParaGen gearbeitet?«, platzte Kira heraus.
    »Natürlich«, erwiderte Vale. Er warf einen Blick zu Samm hinüber, der stocksteif auf seinem Stuhl saß, dann sah er Kira an. »Dank meiner biotechnischen Ausbildung konnte ich das Heilmittel entwickeln.«
    Kira musste sich beherrschen, um nicht aufzuspringen. Ein Biotechnologe von ParaGen? Gehörte er zum Trust? Unzählige Fragen schossen ihr durch den Kopf, doch sie war nicht sicher, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Würde er ihr antworten, wenn sie ganz offen nach den Partials, dem Verfallsdatum, der Sicherung und allem anderen fragte? Oder würde er augenblicklich verstummen? Oder einen Wutanfall bekommen? Sie beschloss, ihn reden zu lassen, um einen Eindruck von seiner Persönlichkeit zu gewinnen. »Sie haben also Mikroben hergestellt?«
    »Mikroben, die Abfallprodukte gefressen haben.« Er war offenbar begeistert, über dieses Thema reden zu können. »Strahlung, Schwermetalle, giftige Chemikalien – unterschiedlichste Materie, aber höchst ergiebige Energiequellen für Organismen, die sich

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