Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Kira anbot. Kira aber bestand darauf, auf dem Boden zu schlafen – und zwar auf der anderen Seite des Raums, wo sie und Samm sich ungestört unterhalten konnten, sobald ihre Gastgeberin eingeschlafen wäre. Nachdem Calix ihre Gäste eine Stunde lang intensiv über das Leben außerhalb des Reservats ausgefragt hatte, musste Kira einsehen, dass sie nicht länger durchhalten würde. Nach der zweiten Stunde war Kira zu müde, um noch an dem Gespräch teilzunehmen. Ihr fielen die Augen zu, während Samm unermüdlich eine Frage nach der anderen beantwortete.
Langsam sank sie, nur wenige Handbreit von dem aufrecht sitzenden Samm entfernt, in einem Gewirr von Decken in den Schlaf. Einige Augenblicke vergingen, sie atmete tief und ruhig, und auf einmal spürte sie etwas auf dem Handrücken.
Er hatte seine Hand auf die ihre gelegt.
Am Morgen fuhr sie erschrocken hoch, richtete sich auf und tastete umher, ohne zu wissen, wonach sie suchte. Durch die Vorhänge fiel Sonnenlicht in das Zimmer, Calix’ Bett war verlassen. Samm schlief ausgestreckt wie ein Toter neben Kira auf dem Boden. Rasch stand Kira auf, warf einen Blick nach draußen und rüttelte Samm.
»Samm!«
Er wachte auf wie ein Raubtier und nahm blitzschnell die Kampfstellung ein. Kira musste sich ducken, um keinen Hieb abzubekommen. Er hielt inne, sah sich in dem Raum um und blickte Kira an. »Tut mir leid«, sagte er. »Diese Umgebung macht mich nervös.«
»Mich auch«, erwiderte sie. »Wir müssen herausfinden, was hier vor sich geht. Im Augenblick sind wir allein, aber ich weiß nicht, wann Calix wieder auftaucht.«
»Der Arzt ist kein Partial«, erklärte Samm.
»Du sagtest aber, er sei ein Partial.«
»Er passt zu keinem Modell, das mir je begegnet ist«, fuhr er fort. »Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht. Er ist weder General noch Arzt, und damit bleiben nur zwei Möglichkeiten. Erstens, er ist ein Modell, das dir ähnelt, das wir aber noch nicht gesehen haben und das nicht in Massenproduktion ging. Das halte ich vor allem deshalb für unwahrscheinlich, weil du keine Linkdaten aussendest, während er es tut. Außerdem alterst du. Er hingegen könnte nicht so alt sein, wie er es ist, wenn er sein Leben vor siebzehn Jahren als Kind begonnen hätte. Die zweite und wahrscheinlichere Möglichkeit ist die, dass er Morgan ähnelt – ein Mensch mit Genmanipulationen, der den Link benutzen kann. Das führt mich zu einer ziemlich sicheren Schlussfolgerung.«
»Er ist außerdem ein Mitglied des Trusts«, sagte Kira. »Nach allem, was er über seine Vorgeschichte bei ParaGen erzählt hat, ist das sehr einleuchtend. Er hat von Anfang an für die Firma gearbeitet und war vermutlich sogar einer ihrer führenden Wissenschaftler.«
»Außerdem kann er mich außer Gefecht setzen, wann immer er will.« Samms Stimme klang völlig sachlich, obwohl die Aussage bitterernst war. »Gestern Abend erteilte er mir keine Befehle, aber falls er es je tun sollte, kann ich ihm möglicherweise den Gehorsam nicht verweigern.«
»Du hast dich Morgan verweigert.«
»Ich brauchte mehrere Minuten dazu und musste mich sehr stark konzentrieren«, wandte Samm ein. »Diese Kontrolle ist praktisch nicht zu durchbrechen, und für den Trust gilt das noch mehr als für die Offiziere. Wenn er sich wirklich anstrengt und mir nahe genug ist, komme ich wahrscheinlich überhaupt nicht dagegen an. Selbst im günstigsten Fall kann er mich lange genug lähmen, um dich anzugreifen.«
»Im schlimmsten Fall hat er auch mich im Griff«, ergänzte Kira. »Vorausgesetzt, er weiß, wer ich bin.«
»Morgan wusste es nicht, aber das hat nichts zu bedeuten«, überlegte Samm. »Offensichtlich wussten dein Vater und Nandita, dass du eine Partial bist, aber Morgan wusste es nicht. Keine Ahnung, was Vale weiß oder nicht weiß!«
»Allmählich keimt in mir der Verdacht, dass es im Trust nicht sehr vertrauensvoll zuging«, meinte Kira. »Mir scheint, als hätte es dort mindestens zwei verschiedene Gruppierungen mit ganz unterschiedlichen Zielen gegeben.«
Samm nickte. »Das erklärt die widersprüchlichen Hinweise, die wir haben, verrät uns aber nicht, was das alles wirklich zu bedeuten hat. Wir brauchen mehr Informationen.«
»Die befinden sich wahrscheinlich in dem Hauptturm«, vermutete Kira. »Das Gebäude, in dem wir gestern waren, diente offenbar ausschließlich medizinischen Zwecken. Wenn Vale uns noch weiter hinhält, ist der Turm unser nächstes Ziel.«
Samm nickte, dann wurde er
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