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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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dachte er ebenso immer noch an Kiras Haus , obwohl sie schon seit zwei Monaten fort war. Wenn überhaupt, dann verbrachte Marcus hier sogar mehr Zeit als vor ihrem Aufbruch, hoffte er doch, sie werde eines Tages einfach vor der Tür stehen. Natürlich war sie nicht zurückgekehrt.
    »Denk drüber nach!«, beharrte Xochi. »Die Abwehr hat nichts gefunden, richtig? Zwei Tage lang haben sie gesucht und keinen einzigen Hinweis auf den Heckenschützen gefunden: keine Patronenhülsen auf dem Boden, keinen Fußabdruck, nicht einmal eine abgewetzte Stelle auf dem Boden. Ich mag die Abwehr zwar nicht, aber unfähig ist sie gewiss nicht. Wenn diese Leute etwas finden wollen, dann finden sie es auch. Deshalb haben sie von vornherein nicht richtig hingesehen. Sie vertuschen etwas.«
    »Oder der Heckenschütze ist ungewöhnlich gerissen«, überlegte Haru. »Ziehen wir das wenigstens in Betracht, oder springen wir sofort zur Verschwörungstheorie?«
    »Natürlich ist er gerissen«, meinte Xochi. »Die Abwehr hat ihn ausgebildet.«
    »Das klingt aber sehr nach einem Zirkelschluss«, wandte Isolde ein.
    »Weist gehörte zur Abwehr«, sagte Haru. »Er war ihr Vertreter im Rat. Wenn du glaubst, ein Soldat würde einen Kameraden töten, dann weißt du nichts über Soldaten. Sie sind ungeheuer rachsüchtig, wenn einer aus ihren Reihen angegriffen wird. So etwas würden sie nicht vertuschen. Sie würden den Kerl lynchen.«
    »Das meine ich doch«, beharrte Xochi. »Was immer Weist sonst getan hat, er hat kaltblütig einen Soldaten getötet – vielleicht nicht persönlich, aber er hat den Befehl dazu erteilt. Er hat dafür gesorgt, dass ein Soldat getötet wurde, der seinem Kommando unterstand. Wie du selbst sagst, lässt die Abwehr niemanden mit so etwas durchkommen. Sie würden ihn hetzen und umbringen. Woolf oder wie er auch heißt, dieser neue Senator der Abwehr, hat lautstark die Todesstrafe gefordert, wie uns Isolde berichtet hat. Da die Hinrichtung nicht durchgesetzt wurde, mussten sie auf Plan B ausweichen.«
    »Noch wahrscheinlicher ist das, was die Abwehr behauptet: ein Versuch, Woolf, Tovar oder einen anderen zu töten. Einen der Senatoren, die an der Macht sind. Hingegen gibt es keinen Grund, einen verurteilten Gefangenen zu töten.«
    »Dann hat der Heckenschütze einfach nur das Ziel verfehlt?«, fragte Xochi. »Dieser erstaunlich fähige Superschütze, der keine Spuren hinterlässt, zielt auf einen Senator und erweist sich dann als ausgesprochen mieser Schütze? Hör doch auf, Haru! Entweder ist er ein Profi, oder er ist es nicht.«
    Marcus hielt sich aus solchen Debatten mit Haru heraus, und die aktuelle Diskussion führte ihm wieder einmal vor Augen, wie recht er damit hatte. Er hatte aus erster Hand beobachtet, wie die Soldaten auf den Angriff reagiert hatten, und war immer noch nicht sicher, ob es sich tatsächlich um eine Verschwörung handelte. Der Soldat hatte Marcus von Weist weggezogen. Hatte er Marcus schützen oder ihn an Weists Rettung hindern wollen? Senator Woolf hatte den Angriff anscheinend als persönlichen Affront aufgefasst. War das glaubhaft, oder war seine Empörung nur ein Teil seiner List gewesen? Haru und Xochi vertraten leidenschaftlich ihre jeweiligen Standpunkte, neigten aber zu voreiligen und extremen Schlussfolgerungen. Aus Erfahrung wusste Marcus, dass die beiden sich Stunden, wenn nicht Tage streiten konnten. Er ließ sie damit allein und wandte sich an Madison und Isolde, die leise über Madisons Baby Arwen gurrten.
    Arwen war das Wunderkind – das erste menschliche Kind seit fast zwölf Jahren, das die RM -Seuche überlebt hatte. Kiras Heilmittel pflanzte sich im Blutkreislauf des Kindes selbstständig fort. Jetzt schlief die Kleine, eng in eine Fleecedecke gewickelt, in Madisons Armen, während die beiden Frauen über Schwangerschaft und Wehen sprachen. Sandy, Arwens persönliche Krankenschwester, wartete still in einer Ecke und sah zu. Das Wunderkind war viel zu kostbar, um es auch nur einen Augenblick lang ohne medizinische Versorgung zu lassen. Deshalb folgte Sandy der Mutter und der Tochter auf Schritt und Tritt, hatte sich jedoch nicht in den Freundeskreis eingebracht. Sandy war nicht die einzige Person im Gefolge. Zum Schutz des Kindes hatte der Senat obendrein noch zwei Leibwächter abgestellt. Nachdem eine verrückte Frau – die Mutter von zehn toten Kindern – versucht hatte, Arwen auf dem Wochenmarkt zu entführen, hatte man die Wachen verdoppelt und Haru wieder zur Abwehr

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