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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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sagte sie kalt. »Es ist mir gleichgültig, ob wir es synthetisieren, stehlen, einen Vertrag abschließen oder was auch immer tun, aber ich werde mein Baby nicht verlieren. Die Menschen werden nicht zu den alten Zuständen zurückkehren, nachdem sie wissen, dass es ein Heilmittel gibt. Ich glaube auch nicht, dass die Partials ewig warten. Wir können sogar von Glück reden, wenn sie sich mit der Invasion noch eine Weile Zeit lassen.«
    »Es ist ein Wettlauf mit der Zeit«, meinte Haru. »Stellt genügend Heilmittel her, sonst ist der Krieg unvermeidlich.«
    »Ja.« Marcus stand auf. »Das sagtest du schon. Ich brauche frische Luft. Mir wird ein bisschen mulmig, wenn die Zukunft der ganzen Menschheit in meinen Händen liegt.« Er ging nach draußen und war froh, dass ihm niemand folgte. Er war nicht wütend, zumindest nicht auf seine Gefährten. Es entsprach sogar der Wahrheit, dass die Zukunft der Menschheit in seinen und den Händen seiner Kollegen lag. Da es sowieso nur noch fünfunddreißigtausend Menschen gab, war die Auswahl ohnehin beschränkt.
    Er stieß die Hintertür auf und trat in die kühle Nachtluft hinaus. Vor zwölf Jahren, vor dem Zusammenbruch, hätte in der ganzen Stadt elektrisches Licht die Sterne überstrahlt. Nun war der Himmel voller blinkender Konstellationen. Marcus blickte zu ihnen hinauf und atmete tief durch. An einige konnte er sich noch aus seiner Schulzeit erinnern: Orion ließ sich mit seinem Schwertgehänge besonders leicht erkennen, und das dort war der Große Wagen. Er schloss ein Auge und fuhr mit dem Finger an der Deichsel entlang, um den Polarstern zu finden.
    »Das machst du ganz falsch«, ließ sich eine Mädchenstimme vernehmen. Marcus zuckte zusammen.
    »Ich wusste nicht, dass noch jemand hier draußen ist.« Hoffentlich hatte er sich mit seiner Schreckhaftigkeit nicht lächerlich gemacht. Er wandte sich um, fragte sich, wer sich in Xochis Hinterhof versteckte, und stieß einen erschrockenen Ruf aus, als eine Frau mit Sturmgewehr aus dem Schatten trat. Er stolperte rückwärts, suchte verzweifelt nach den passenden Worten und bemühte sich, die unerwartete Erscheinung einzuordnen. Die Frau legte den Finger an die Lippen. Marcus wich zum Haus zurück und stützte sich an der Seitenwand ab. Die Geste und der glänzende Gewehrlauf überzeugten ihn, dass er besser den Mund hielt.
    Mit einem Katzenlächeln kam das Mädchen näher. Marcus sah, dass sie jünger war, als er anfangs angenommen hatte – groß und schlank war sie, und sie bewegte sich kraftvoll und selbstbewusst. Wahrscheinlich war sie kaum älter als neunzehn oder zwanzig Jahre. Das Gesicht wirkte asiatisch, und das pechschwarze Haar war zu einem straffen Zopf geflochten. Marcus lächelte nervös und beäugte nicht nur das Gewehr, sondern auch die Messer an ihrem Gürtel. Nicht nur eins, nein, es waren zwei. Wer braucht zwei Messer? Was muss sie denn alles gleichzeitig durchschneiden? Er brannte nicht gerade darauf, es herauszufinden.
    »Du darfst reden«, sagte das Mädchen. »Aber schrei nicht und ruf nicht um Hilfe! Ich würde den Abend gern verbringen, ohne wegzulaufen – und ohne jemanden zu töten.«
    »Das freut mich sehr.« Marcus schluckte trocken. »Falls ich dich irgendwie am Töten hindern kann, dann sag es mir bitte.«
    »Ich suche jemanden, Marcus.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    Statt zu antworten, hielt sie ihm ein Foto hin. »Kommt dir das bekannt vor?«
    Er betrachtete das Foto, das drei Menschen vor einem Gebäude zeigte. Unsicher streckte er die Hand aus und sah das Mädchen fragend an. Sie nickte und kam näher, er nahm ihr das Foto ab und hielt es ins Licht der Sterne. »Es ist hier ziemlich …«
    Sie schaltete eine kleine Taschenlampe ein und richtete sie auf das Bild. Marcus nickte.
    »… dunkel. Danke.« Jetzt konnte er das Foto näher betrachten, war sich aber der Nähe des Mädchens und des Gewehrs sehr bewusst. Das Foto zeigte einen Mann und eine Frau, zwischen denen ein kleines Mädchen von höchstens drei oder vier Jahren stand. Hinter ihnen erhob sich ein riesiges gläsernes Gebäude. Erschrocken las er den Firmennamen an der Seite: PARAGEN . Er öffnete den Mund, um etwas dazu zu sagen, und stellte zu seinem Entsetzen fest, dass er die Frau auf dem Foto schon seit Jahren kannte.
    »Das ist Nandita.«
    »Nandita Merchant«, bestätigte das Mädchen und schaltete die Taschenlampe aus. »Du weißt nicht zufällig, wo sie ist?«
    Marcus drehte sich zu ihr um. Er verstand nicht

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