Fragmente: Partials 2 (German Edition)
unrecht hast. Ich sage nur, dass es nicht so einfach ist. Warum bist du so wütend auf mich?«
»Genau das hatte Doktor Morgan mit dir vor«, erklärte er. »Für ein wissenschaftliches Experiment wollte sie einen lebendigen Menschen in eine Petrischale verwandeln. Ich habe mein Leben riskiert und Freundschaften zerstört, um dich zu befreien.«
»Du hast geholfen, mich gefangen zu nehmen.«
»Und dann habe ich dich befreit«, erwiderte Samm. »Gut möglich, dass Doktor Morgans Plan bei dir geglückt wäre – sie hätte aus deinen biologischen Eigenschaften durchaus etwas lernen können, um das Verfallsdatum aufzuheben. Aber ich habe dich trotzdem befreit. Dass du nicht mit mir zurückkehren willst, hat also nichts damit zu tun, dass die Partials zur Rettung von Menschenleben benutzt werden, oder?«
Kira öffnete den Mund, um seine Frage zu verneinen, aber sie bekam keinen Ton heraus. Sie konnte Samm nicht anlügen. »Also willst du die menschlichen Kinder hier einfach sterben lassen.« Sie formulierte den Satz nicht als Frage.
»Du weißt nicht, ob es wirklich so weit käme …«
»Ich weiß verdammt genau, dass es so weit käme«, fiel sie ihm ins Wort. »In East Meadow ist das zwölf Jahre lang jeden Tag geschehen. Ich habe auf der Entbindungsstation gearbeitet und alles beobachtet. Wenn wir die Partials aus dem Labor befreien, werden die neugeborenen menschlichen Kinder sterben. Das kann ich nicht zulassen.«
»Aber du lässt zu, dass die Partials wie Maschinen benutzt werden«, gab er zurück. So wütend hatte sie ihn noch nie erlebt. Es klang beinahe … menschlich. »Du bist eine Partial, Kira. Verdammt, es wird Zeit, dass du dich damit abfindest.«
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Und ob! Schämst du dich etwa? Schämst du dich, dass du zu den Partials gehörst? Oder dass ich ein Partial bin? Ich dachte, du wolltest beide Spezies retten. Als es jedoch darauf ankam, hast du dich sofort auf die Seite der Menschen geschlagen. Heron hatte von Anfang an eine Vorstellung davon, wie wir die Partials retten könnten, aber darauf wolltest du dich nicht einlassen. Du wolltest zuerst die Menschen retten.«
»So einfach ist das nicht!«, rief Kira. »Wenn du die Partials befreist, sterben die Kinder, und die Gemeinschaft des Reservats zerfällt. Ich mag das Aufrechnen nicht, aber in diesem Fall sieht es so aus: zehn Leute gegen zweitausend oder gar zehntausend oder zwanzigtausend, wenn die Gemeinschaft wächst. Lägen dort in dem Labor Menschen, die ein Krankenhaus voller Partialkinder am Leben erhalten könnten, würde ich das Gleiche sagen.«
»Warum behandelst du sie dann nicht wie Menschen?«, erwiderte Samm. »Gut möglich, dass die Partials freiwillig bleiben würden. Hat er sie überhaupt gefragt? Hat er ihnen die Situation erklärt? Wir sind keine herzlosen Ungeheuer, Kira. Man darf uns nicht so behandeln, als wären wir Monster.«
»Würdest du bleiben?«, fragte sie und kehrte ihm den Rücken zu. »Würdest du alles aufgeben, jede Hoffnung und jedes Bestreben, um eine … um eine Kuh zu werden, die man melken kann? Würdest du hierbleiben und deine Pheromone zum Ernten darbieten? Immerhin hättest du dann Calix, die dir Gesellschaft leisten könnte.«
»Kira, du weißt nicht, was du redest!«
»Wie wäre es hiermit?« Sie war zu wütend, um ihre Tirade zu unterbrechen. »Der Partial, der das Betäubungsmittel produziert, heißt Williams. Er ist eine lebende Waffe, die nicht in ein und demselben Raum mit anderen Partials existieren kann. Vale hat seine DNA verändert, und er kann die Veränderung nicht rückgängig machen, weil die Geräte defekt sind. Die einzige Möglichkeit, sie zu retten, besteht darin, ihn zu …« Sie hielt inne, als ihr bewusst wurde, dass sie nicht mehr über Williams sprach, sondern über sich selbst. Über die lebende Waffe, die allein durch ihre Existenz jeden Partial auf der Welt bedrohte. »Sie können nur frei sein, wenn er stirbt«, sagte sie mit erstickter Stimme. Nach einer Weile überwand sie sich und stellte die entscheidende Frage. »Was willst du tun?« Bitte sag mir nicht, du würdest ihn töten!, dachte sie. Bitte sag nicht, du würdest mich töten!
»Ich glaube …« Er hielt inne, und Kira konnte erkennen, dass er angestrengt nachdachte. »Daran habe ich noch nicht gedacht. Es ist nicht einfach, aber es …«
Bitte sag, dass du es nicht tätest!
»Ich glaube, manchmal muss eine Person leiden, damit alle anderen frei sein können.« Kira
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