Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Mensch.«
Kira nickte nur, weil sie erkannte, dass Afas klare Phase schon wieder vorbei war. In wenigen Minuten wäre er wieder der Trottel, der Selbstgespräche führte. Sie drängte ihn weiter, um so viel wie möglich zu erfahren, bevor er ihr wieder entglitt. »Woher hast du das hier?«
»Ich habe es aus der Cloud heruntergeladen. Es war verschlüsselt, aber die meisten Schlüssel waren mir bekannt.«
»Weil du bei ParaGen gearbeitet hast.« Sie hielt den Atem an und hoffte, dass er sich bei der Nennung des Firmennamens nicht völlig verschloss. Er dachte kurz nach und starrte reglos ins Leere. Kira ballte die Hände hilflos zu Fäusten.
»Ich war der IT -Direktor der Zweigstelle in Manhattan«, räumte er ein. Kira seufzte erleichtert. »Ich habe diese Entwicklung über Jahre hinweg beobachtet, immer einen Schritt nach dem anderen. Ich wusste nicht, wohin sie führen und wie weit sie gehen würde.«
»Du hast das alles aus den Bürocomputern entnommen«, sagte Kira und betrachtete die in der Cafeteria aufgereihten Rechner. »Gibt es eine Möglichkeit, auch den Rest zu bekommen?«
»Es ist nicht in den Computern enthalten.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist in der Cloud.« Er korrigierte sich, und Kira bemerkte einen weiteren Bruch in seinem Verstand. »Im Netzwerk. Weißt du, wie die Cloud funktioniert?«
»Erzähl’s mir!«
»Von außen gesehen ist die Cloud fast wie eine Wolke am Himmel«, erklärte er. »Natürlich sind alle Daten irgendwo in einem Computer gespeichert. In kleinen wie diesen oder in großen, die man Server nennt. Es ist … es ist wie ein Formicarium. Hattest du als Kind mal ein Formicarium?«
»Nein.« Kira gab ihm ein Zeichen, er möge fortfahren. »Erzähl mir mehr darüber!«
»Stell es dir wie eine Reihe von Zimmern vor, die durch Wege verbunden sind. Du kannst etwas in ein Gerät eingeben, und man sieht es in den anderen Geräten, weil die Daten auf den kleinen Straßen hin und her laufen. Jedes Gerät hatte eine eigene Straße. Aber die Cloud ist kaputt.« Er starrte den Boden und die Papiere an, als bemerkte er sie erst jetzt, und räumte sie auf. Als er eine Weile geschwiegen hatte, wurde Kira ungeduldig und versuchte ihn zurückzuholen.
»Wenn das alles in der Cloud steckt, müssten wir sie einfach nur reparieren.«
»Das ist nicht möglich.« Seine Stimme klang kräftig, er war immer noch bei der Sache. »Die Cloud ist zusammen mit der Stromversorgung untergegangen. Sie funktioniert nur, wenn alle Einzelteile funktionieren – jeder Computer von hier bis zu jenem, mit dem du dich verbinden willst. Sie sind wie Glieder in einer Kette. Als der Strom ausfiel, ging auch die Cloud kaputt. Die Straßen in dem Ameisenhaufen sind verstopft, und die Zimmer können nicht mehr miteinander reden.«
»Aber die Zimmer sind noch da«, wandte Kira ein. »Die Daten stecken immer noch in irgendeinem Computer, der nur darauf wartet, dass wir den Strom einschalten. Wenn wir den richtigen Computer finden und mit einem Generator verbinden, kannst du die Daten lesen, richtig? Du kennst das Ablagesystem und die Verschlüsselung und alles andere, oder?«
»Ich weiß alles«, bestätigte er. »Fast alles.«
»Wo ist denn der Server von ParaGen?«, bohrte sie. »Steht er nicht irgendwo? In dem Büroturm? Komm, gehen wir hin! Ich hole ihn jetzt gleich. Du musst mir nur sagen, wo ich ihn finde.«
Afa schüttelte den Kopf. »Das Büro in Manhattan war nur eine Abrechnungsstelle. Der Server, den wir brauchen, ist nicht erreichbar.«
»Wo ist er? Draußen in der Wildnis?«, fragte sie. »Hör mal, Afa, wenn nötig, gehe ich auch in die Wildnis. Wir müssen die restlichen Unterlagen finden.«
»Ohne mich.« Er presste den Ordner an sich und starrte zu Boden. »Ich bin der letzte lebende Mensch. Ich muss die Aufzeichnungen hüten.«
»Zuerst einmal müssen wir sie finden«, widersprach Kira. »Sag mir, wo sie sind!«
»Ich bin der letzte Mensch …«
»Ich bin hier, Afa.« Verzweifelt versuchte sie, ihn in die Gegenwart zurückzuholen. »Zusammen schaffen wir das. Du bist nicht allein. Sag mir nur, wo ist der Server?«
»In Denver«, erklärte Afa. »Auf der anderen Seite des Kontinents.« Wieder starrte er zu Boden. »Das ist so weit weg wie auf der anderen Seite der Welt.«
»… durch die Gefechtszone …«
Die Stimme durchbrach das statische Rauschen wie ein Wal die Wellen auf dem Meer, blieb einen Moment lang deutlich wahrnehmbar und versank gleich wieder in der Tiefe. Abermals
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