Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Sperrholz vernagelt. Kira riss ein Brett ab, und schon strömte Tageslicht in den Raum. Sie rannte zur Funkanlage zurück und untersuchte sie genau, um herauszufinden, aus welchem der vielen Lautsprecher die Durchsage gekommen war. Wer hat vorhin Sato gerufen?
Sie war nicht sicher, engte die Auswahl aber schließlich auf zwei Lautsprecher ein. Anscheinend war jede Steuerung mehr oder weniger um den Lautsprecher gruppiert, zu dem sie gehörte. Kira betrachtete die Knöpfe, um etwas Vertrautes zu entdecken. Bei ihren Bergungseinsätzen hatte sie schon einmal kleine Handsprechfunkgeräte benutzt, die recht einfach aufgebaut gewesen waren: ein Knopf für die Lautstärke, einer für den Kanal. Gleichgültig, wie kompliziert diese Geräte hier waren, auch sie mussten die gleichen Einstellmöglichkeiten haben. Endlich entdeckte sie auf einem Lautsprecher einen Hebel, den sie für einen Kanalschalter hielt, und drehte ihn vorsichtig hin und her. Unverändert drang das Rauschen aus dem Lautsprecher, nur hier und dort von Wortfetzen unterbrochen, die von den anderen Geräten aufgefangen wurden. Sie beugte sich vor, hielt das Ohr dicht an den Lautsprecher, konzentrierte sich auf die Durchsagen und verdrängte alle anderen Geräusche.
»… noch nicht überquert, wiederhole, die dritte …«
Partials. Sie ließ den Kanalwähler los, wandte sich dem nächsten Lautsprecher zu und suchte das Signal. Ein Funksignal war eine heikle Angelegenheit, eine unsichtbare Stimme im Himmel. Um es deutlich aufzufangen, musste man das Gerät auf die richtige Frequenz einstellen und mit genügend Strom versorgen. Außerdem mussten die atmosphärischen Bedingungen günstig sein, und dann musste man hoffen, dass der Sender genügend Energie zum Erreichen der Gegenstelle hatte. Sogar Größe und Form der Antenne spielten eine Rolle. Inmitten der zahllosen Störungen das einsame, schwache Signal zu finden, war …
»… Sergeant, besetzen Sie sofort die Hügelkuppe! Wir brauchen Deckung auf der rechten Flanke. Ende.«
»Ja, Sir, bin unterwegs. Ende.« Es war Harus Stimme.
»Ja!«, rief Kira und stieß die Faust in die Luft. Das Signal war schwach – vermutlich benutzten ihre Kameraden Handgeräte wie jene, die sie kennengelernt hatte. Die Sendestärke war nicht groß genug, um quer über die Insel hinweg ein klares Signal zu übermitteln. Also sind sie in der Nähe, dachte sie. Sie halten sich irgendwo auf der Westseite von Long Island auf. Der Abwehrstützpunkt in Brooklyn? Haben die Partials dort zuerst angegriffen? Sie versuchte, sich zu erinnern, was sie im Geschichtsunterricht über die Taktik der Partials erfahren hatte, und fragte sich, welche Bedeutung ein solcher Angriff haben mochte. Es war schlimm genug, wenn sie am Nordufer vorrückten, aber wenn sie das Hauptquartier der Abwehr ausschalteten, dann war dies der Vorbote eines Großangriffs – die Verteidigung ausschalten und dann unbehindert die ganze Insel besetzen. Sie lauschte genau auf alles, was Harus Gruppe durchgab, überprüfte auch die anderen Frequenzen und empfing Fetzen von Durchsagen der Partials. Eine Nachricht erregte schließlich ihre Aufmerksamkeit.
»… auf die Hügelkuppe. Scharfschützen stehen bereit.«
Kira fluchte. Diese Meldung der Partials war über einen anderen Lautsprecher hereingekommen. Die Partials wechselten offenbar ständig die Frequenzen, denn sie waren über ganz unterschiedliche Funkgeräte zu empfangen, selbst wenn die Stimmen in einem bestimmten Gefecht dieselben blieben. Allerdings hatten sie nicht mit Afas paranoider Geschäftigkeit gerechnet. In dieser Werkstatt konnte Kira alles empfangen. Anscheinend hatten die Partials das Ziel von Harus Einheit herausgefunden und bereiteten einen Hinterhalt vor. Kira war die Einzige, die davon wusste.
Sie wollte nach einem Mikrofon greifen, aber da war nichts – kein Handmikrofon, kein Ausleger an der Decke, nichts. Sie blickte unter das Pult und suchte alles ab. Auch dort war nichts. Hatte Afa absichtlich alle Mikrofone entfernt? Die Vorstellung, dass ihre Vermutung zutraf, machte sie wütend. Er wollte mit niemandem in Verbindung treten, sondern nur zuhören. Informationen sammeln.
»… nähern sich der Hügelkuppe, hier ist alles klar …« Das war wieder Haru. Kira fluchte laut, schrie und grunzte vor Verzweiflung. Vor einem Kistenstapel in der Ecke kniete sie nieder und riss einen Karton auf, um endlich ein Mikrofon zu finden. Die erste Kiste war leer, und sie warf die zerfetzte Pappe
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