Fragmente: Partials 2 (German Edition)
weg. Die zweite war voller Kabel. Sie zerrte alles heraus, ein unübersehbares Nest aus dicken isolierten Leitungen. Als sie erkannte, dass dort ebenfalls kein Mikrofon zu finden war, warf sie auch diesen Karton hinter sich, ohne sich richtig aus dem Kabelgewirr befreit zu haben. Ich muss ihn warnen. Die dritte Kiste enthielt Lautsprecher, Stecker und Handbücher. In der vierten und fünften fand sie halb ausgeschlachtete alte Funkgeräte. Hinter ihr explodierten die Lautsprecher förmlich, als sie Schüsse, Schreie und heftige statische Entladungen übertrugen. Kira schrie auf, durchwühlte die letzte Kiste und fand nichts außer weiteren Kabeln.
»… unter Beschuss!«, schrie Haru. »Auf der Hügelkuppe unter Beschuss! Ich habe Murtry verloren und …« Das Signal brach mit einem Knacken und lautem statischem Rauschen ab. Kira sank in sich zusammen.
»Sato! Sergeant Sato! Hören Sie mich?« Laut und von gelegentlichem Knistern untermalt, drang die Stimme des menschlichen Kommandanten in den Funkraum herein.
Kira schüttelte den Kopf und dachte an Madison und Arwen, die gerade eben Ehemann und Vater verloren hatten. Im Grunde war dies nichts Neues, denn jeder in East Meadow war vaterlos. So war es schon seit mehr als zehn Jahren, aber genau das war ja das Problem. Die Satos waren einzigartig gewesen, sie hatten nach elf langen Jahren endlich wieder eine richtige Familie gebildet. Sie hatten die Hoffnung verkörpert. Dies zu verlieren – und auch noch anhören zu müssen, wie es geschah –, brach Kira das Herz. Sie lag schluchzend auf dem Boden und klammerte sich an die Kabelrollen, als könnte sie dort Trost oder Schutz finden. Schließlich schniefte sie und wischte sich die Nase ab.
Dazu habe ich keine Zeit.
Sie war immer noch nicht sicher, was sie mit den Informationen anfangen konnte, die sie bisher bekommen hatte. Eines war völlig klar: Sie musste weitere Nachforschungen in Afas Aufzeichnungen anstellen, bevor sie den nächsten Schritt unternehmen konnte. Nun aber war alles, was sie retten wollte, einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Wenn die Partials und die Menschen sich gegenseitig auslöschten, bevor sie Antworten auf die Fragen fand …
Sie richtete sich auf und streifte die Kabel ab. Die Funkanlage war chaotisch, aber nicht undurchschaubar. Sie konnte erkennen, welche Knöpfe mit welchen Eingängen verbunden waren und welche Regler welche Lautsprecher ansteuerten. Irgendwo auf dem Dach stand eine Gruppe von Antennen, die mit Strom versorgt und sendebereit waren, und die Funkgeräte unten waren auf unterschiedliche Frequenzen eingestellt. Mit dieser Ausrüstung konnte sie jedes Funkgerät im Umkreis von tausend Kilometern abhören, wenn nicht sogar noch weiter, sofern Afa tatsächlich über so viel Strom verfügte, wie er behauptete. Wenn sie ein Mikrofon fand – nicht falls, sondern wenn –, konnte sie antworten. Irgendwo im Gebäude musste es doch Überbleibsel der alten Zeiten geben, und selbst wenn Afa irgendwie alles zerstört hatte, gab es das Zubehör in den Elektronik- und Hi-Fi-Läden der Stadt. Irgendwo ließ sich bestimmt ein Mikrofon auftreiben.
Kira würde es finden und benutzen.
»Ich brauche ein Mikrofon.«
Afa war nicht bereit für eine weitere Auseinandersetzung, doch Kira hatte keine Zeit. Menschen starben, und sie musste ihnen helfen. Der große Mann schlurfte zwischen seinem Proviant herum und betrachtete kurzsichtig die Regale mit den Konserven. »Ich rede nicht mit den Leuten«, sagte er. »Ich höre nur zu.«
»Das weiß ich«, antwortete Kira. »Aber ich rede mit den Leuten. Die Partials dringen nach Long Island vor, und dort habe ich Freunde. Ich muss ihnen helfen.«
»Ich helfe den Partials nicht …«
»Ich versuche, den Menschen zu helfen«, beharrte sie. Müde und gereizt fuhr sie sich mit der Hand durch das Haar. Auch in dieser Lage fühlte sie sich zerrissen. Sie wollte nicht, dass die Menschen starben, aber sie wollte auch nicht, dass die Partials starben. Sie wollte beide retten. Was aber konnte sie tun, nun, da ein offener Krieg ausgebrochen war? »Mit einem Mikrofon und deiner Funkanlage kann ich sie mit Informationen versorgen und mithelfen, dass sie sich nicht gegenseitig vernichten, solange mir nichts Besseres einfällt.«
Afa entdeckte eine Dose gebackene Bohnen und watschelte zur Tür. »Du kannst den Menschen nicht helfen. Ich bin der einzige, der noch lebt …«
»Nein, bist du nicht.« Sie versperrte ihm den Weg. Er war mindestens zwei
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