Fragmente: Partials 2 (German Edition)
zweite Partial sie nicht angreifen konnte, und rannte an ihm vorbei in die Todesfalle der ersten Etage. In der offenen Tür stolperte sie, rappelte sich sofort wieder auf und sah sich gehetzt nach der letzten Falle um, die Afa jedoch viel zu gut verborgen hatte. Hinter ihr stürmte ein Partial durch die Tür. Kira fuhr herum und zog in Brusthöhe eine tödliche Spur von Kugeln über die Wand. Es war offensichtlich eine Frau, deren Gesicht jedoch hinter dem Visier des Helms verborgen blieb. Sie stutzte, als sie Kira bemerkte, und verwandelte den Angriff in eine akrobatische Rolle, hielt das Gewehr dicht vor die Brust, zog sich zu einer Kugel zusammen und überschlug sich unterhalb von Kiras Kugelhagel, bevor Kira die Schussbahn korrigieren konnte. Höchstens zwei Meter vor ihr kam die Partialfrau wieder hoch und schoss sofort. Kira musste seitlich ausweichen. Die Gegnerin folgte ihr mit unheimlicher Geschwindigkeit, griff sofort wieder an und nahm einen vernichtenden Fußtritt vor, der Kira das Gewehr aus den Händen riss. Sie stolperte in ein Konferenzzimmer, fing sich ab und rannte, gerade einmal drei Schritte vor der Partialfrau, an dem vermoderten Holztisch vorbei zur zweiten Tür in der Rückwand des Raums. Von dort aus erreichte sie den Flur und wollte einen Haken schlagen, landete aber krachend auf dem Boden, weil die Partialfrau ihr von hinten die Beine wegtrat. Der Aufprall trieb Kira die Luft aus den Lungen. Sie rang um Atem und kämpfte wie wild mit der Partialsoldatin. Es gelang ihr, den Ellbogen seitlich gegen den Helm der Angreiferin zu dreschen. Als diese zurücktaumelte, konnte Kira sich abrollen und sich kriechend ein paar Schritte weit entfernen. Doch die Gegnerin war schon wieder auf den Beinen und verpasste ihr einen Tritt gegen den Oberschenkel. Kira grunzte vor Schmerz und kippte auf die Seite. Die Partialfrau war inzwischen ein paar Schritte entfernt, ihr Stiefel schwebte über einem winzigen Stolperdraht, die Hand deutete auf eine Stelle über Kiras Kopf. Kira blickte hoch und entdeckte die Mündung von Afas Brandsatz. Der Flammenwerfer zielte auf ihren Kopf. Nun musste die Partialsoldatin nur noch mit dem Fuß aufstampfen, damit eine Feuerlanze Kira bei lebendigem Leib briet. Sie zuckte zusammen und starrte das undurchsichtige Visier der Gegnerin an. Auf einmal hörte sie eine Männerstimme.
»Kira!«
Vor Schreck war sie wie gelähmt. Diese Stimme kannte sie. Gleich darauf riss sie den Mund auf, als er, den Helm in den Händen, aus dem Treppenhaus hereinkam.
»Samm?«
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»Ich wollte sie gar nicht töten.« Die Partialfrau nahm den Fuß von dem Stolperdraht und zog den Helm vom Kopf. Kira erkannte sie sofort: pechschwarzes Haar, ein bezauberndes chinesisches Gesicht und dunkle Augen, in denen ein beängstigender Verstand aufblitzte. Es war Heron, die sie schon einmal ergriffen und zu Morgan geschleppt hatte. Das Mädchen lächelte geringschätzig und betrachtete Kira, wie ein Mensch ein verirrtes Kätzchen betrachtet hätte. Allerdings wie jemand, der Kätzchen eigentlich nicht ausstehen konnte. »Ich wollte ihr nur Angst einjagen.«
Samm bückte sich und half Kira beim Aufstehen. Unsicher kam sie auf die Füße und dachte fieberhaft nach, um die Eindrücke zu verarbeiten. »Samm?«
»Schön, dich zu sehen.«
»Was … warum bist du hier?«
»Weil wir dich endlich gefunden haben.« Heron deutete nach oben. »Alle haben dich im Funk erkannt, aber nur wir haben daraus geschlossen, dass du in Manhattan bist.« Sie verneigte sich in gespielter Hochachtung. »Wir haben beschlossen, diese Information für uns zu behalten.«
Samm hob Kiras Gewehr auf. »Wir wissen seit mehreren Tagen, dass jemand in diesem Gebäude lebt, und wir haben die Spuren des Bombenlegers entdeckt, der uns schon zweimal fast in die Luft gejagt hätte. Deshalb haben wir uns Zeit gelassen. Bis vor …« Er hielt inne und legte den Kopf schief, als müsste er nachdenken. »Bis vor dreißig Sekunden, als ich dein Gesicht sah, wussten wir nicht, dass du hier bist.« Er reichte Kira das Gewehr.
Kira nahm es verwirrt entgegen »Du hast nicht …« Sie unterbrach sich. Beinahe wäre sie vor Heron damit herausgeplatzt, dass sie ebenfalls eine Partial war. Sie wollte fragen, warum die beiden sie nicht über den Link gespürt hatten, obwohl sie umgekehrt die beiden Partials so deutlich wahrgenommen hatte. Sie war jedoch nicht sicher, ob Samm Heron eingeweiht hatte, und wollte ihn später unter vier Augen danach
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