Frame, Janet
verheiratet ist, aber er hat ein gutes Herz, wisst ihr noch, wie er damals dem alten Mann geholfen und ihm Unterkunft und ein Bett und zu essen gegeben hat; aber mit Geld ist er geizig, er ist mit dem Geld verheiratet, mit Pennies und Dreipence- und Sixpencestücken, und er wickelt sich in Pfundnoten ein wie in einen Mantel, der ihn gegen die Kälte von außen schützt; er würde alles hergeben, außer Geld
so reden und reden sie
und er liest. Manchmal liest er komische Sachen
und hat er nicht früher mal getrunken, aber das wurde vertuscht
und ist er nicht in einem Segelschiff um die ganze Welt gefahren, oder hat er sich immer nur um die eigene Achse gedreht?
Die Chalklins waren nicht zu Hause, weder Jim noch Mrs Chalklin noch Fay. Die Jalousien waren heruntergelassen, und im Briefkasten am Gartentor stand eine leere, innen verstaubte Milchflasche.
«Sie müssen zu Hause sein», dachte Toby. «Es ist Samstagvormittag, und samstagvormittags gehen sie nie aus.»
Er ging um das Haus zur Hintertür und klopfte laut, aber nichts rührte sich im Innern, alles blieb still. Aus dem Schornstein kam kein Rauch, und die Tür zum Waschhaus war mit einem Stück Zeitungspapier zugeklemmt. An der Wäscheleine war ein Geschirrtuch festgeklammert.
Eine Nachbarin schaute über den Zaun und sah Toby.
«Sie sind über das Wochenende verreist», sagte sie, froh, etwas zu wissen, und froh, es weitergeben zu können. «Ein herrlicher Tag heute, nicht wahr?»
Sie lächelte ihm zu.
«Sie sind Toby Withers, nicht wahr? Ich habe mir doch gleich gedacht, dass Sie wie Toby Withers aussehen. Die ganze Familie ist übers Wochenende verreist, Mr und Mrs Chalklin und Fay, das heißt, Fay ist zu den Crudges gefahren, sie ist mit Albert verlobt, wissen Sie. Nein, so was, sie will schon heiraten. Das wird etwas anderes sein, als die ganze Woche in der Spinnerei zu arbeiten, Woche für Woche, bis sie kaputt ist.»
«Meinen Sie?», sagte Toby.
«Ja, Sie wissen doch, wie blass sie alle werden, wenn sie den ganzen Tag drinnen sitzen.»
«Und wenn sie heiratet», sagte Toby, «dann wird sie draußen leben?»
Die Nachbarin sah ihn überrascht an. «Was für eine komische Frage. Sie wird in einem Haus leben.»
«Ach so», sagte Toby.
«Und jetzt», sagte die Nachbarin, «muss ich mich beeilen. Grüßen Sie Ihre Mutter von mir, ich muss mich jetzt wirklich beeilen.»
«Mein Mann ist im Sumpf, auf Entenjagd», sagte sie.
Und Toby sagte: Aber ich bin gekommen, um Fay mitzunehmen, sie sollte meine Frau werden und ich ihr Mann. Ich wollte mit ihr an den Strand hinunter in die Lupinen, aber vorher ein bisschen sitzen und zusehen, wie das Meer hereinkommt und die dunkelblauen Wellen sich wie ein Vogelschnabel krümmen und Spitzen ausspucken; ja, ich wollte Fay holen, ich wollte ihr die Haare ausreißen und wie Tang auf dem Meer schwimmen lassen, ich wollte meine blitzblanke, frisch geölte Flinte nehmen, mir meine kleine Paradiesente schießen und ihr die müden, schmutzigen Federn ausrupfen
und die Narbe an ihrem Hals mit Liebe verbinden,
an ihrem Hals, den ich ihr umdrehen will, damit sie stirbt,
die Narbe, die das Leder hinterlassen hat, der Lederriemen für das Mädchen
in der Spinnerei, Tag um Tag, oh ja, ich wollte meine Frau holen.
«Ist Ihnen nicht gut, Toby?», fragte die Nachbarin.
Toby sah sie stirnrunzelnd an.
«Ich dachte, Sie wären fortgegangen», sagte er. «In den Sumpf, um sich erschießen zu lassen.»
Die Nachbarin erschrak und eilte ins Haus, um irgendjemandem von dem merkwürdigen Toby Withers zu erzählen, aber es war keiner da, dem sie erzählen und zu dem sie Stell dir vor, sagen konnte; und das ist das Allerschlimmste im Leben, in solchen Momenten keinen zu haben, dem man davon erzählen kann.
Toby fuhr langsam nach Hause. Er war müde. Heute Abend ins Kino, dachte er. Ach, verdammt. Aber ich darf nicht fluchen, weil meine Mutter es nicht leiden kann. Arme Mum, ich werde zu ihr halten.
Er parkte seinen Wagen auf dem Lagerplatz und ging über die Brücke zum Haus. Die Wildenten, die Flüchtlinge, saßen wie Lockvögel auf dem Wasser. Tobys Schritte erschreckten sie, und über dem straff gespannten braunen Laken aus Wasser, das sich an die Ufer des Baches schmiegte, mitten zwischen dem hoch wuchernden Pfefferminzkraut und den schlummernden Zwiebeln der Narzissen und Jonquillen erzitterte grünblaues Gefieder.
«Tuck, tuck, tuck», rief Toby mit der Zunge schnalzend und suchte in seiner Tasche nach Krumen, aber
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