Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
Vom Netzwerk:
Boden fallen. Und der Zeichentrickfilm begann. Er starrte auf die Leinwand und sah zu, wie der winzig kleine Mann größer und größer wurde und einen wilden Löwen erschlug.
    Das Publikum machte es sich bequem und lachte, warm und zufrieden.

20
    Toby schrieb keine Briefe. Er war überrascht, als er in der folgenden Woche einen von Fay Chalklin erhielt, in dem in sauberer Handschrift stand: Lieber Toby, ich war vorige Woche verreist und Du hast mich nicht angetroffen, aber unsere Nachbarin hat gesagt, dass Du mit den Büchern für Dad hier warst. Am Sonntag (kommenden Sonntag) gibt Dad einen Geburtstagstee und möchte Dich gern dazu einladen, wenn Du dann kannst. Dad hat mich gebeten, diesen Brief für ihn zu schreiben, weil er keine Briefe schreiben kann. Herzlich Deine Fay Chalklin.
    Amy Withers brachte den Brief aus dem Briefkasten am Gartentor mit. Sie schnappte nach Luft und schlug die Hand aufs Herz, und in der Hand hielt sie den Brief. Sie legte ihn auf den Kaminsims mit der Adresse nach oben, sodass Toby ihn sehen musste, wenn er nach Hause kam, und setzte sich auf das Sofa. Ihr Gesicht war rot, und sie fühlte sich müde. Es ist mein Herz, dachte sie, das mir so zusetzt. Eines Tages oder Nachts wird es stehen bleiben. Ich möchte wissen, von wem der Brief ist. Ich bleibe einfach ein bisschen hier liegen und sehe den Wachsaugen oben auf dem alten dunklen Dach zu, und dann mache ich den Mürbekuchen für Sonntag.
    Toby kam müde und durchgefroren nach Hause, mit der Zeitung in der Hand. Er setzte sich hin, um sie als Erster zu lesen, bevor sein Vater aus dem Garten hereinkam.
    «Gibt’s Post?»
    «Ein Brief für dich, Toby. Die Post war spät da.»
    «Sie kommt in letzter Zeit immer spät. Warum rufst du deswegen nicht einmal an?»
    «Das werde ich machen, Toby, wenn sie wieder so spät kommt.»
    «Das sagst du immer bloß, und dann tust du es doch nicht.»
    «Lies doch mal deinen Brief. Wahrscheinlich ist er von deiner Freundin», sagte Amy sanft neckend.
    Toby wurde rot. «Aber Mum, du weißt doch, wer meine Freundin ist.» Er sah sie an und lächelte. «Du siehst erhitzt aus, Mum. Setz dich hin und ruh dich aus.» Sie lachte. «Zieh die schweren Gummistiefel aus, Toby, und wärm dir die Füße. Ich rufe deinen Vater zu einer Tasse Tee herein. Er ist draußen im Garten. Die Bohnen haben doch noch keinen Frost gekriegt.»
    «Ach ja? Er ist von Fay Chalklin, Mum. Ich soll Sonntagabend zu einer Geburtstagsfeier kommen. Ich muss mal sehen, ob ich Zeit habe.»
    Amy Withers sah ihn ängstlich an. Toby war ihr einziger Sohn, und wer war es, der sich bei seinen Anfällen um ihn kümmerte und ihm Vertrauen einflößte? Und seine Hemden bügelte und seine Socken stopfte?
    Toby schlug die Abendzeitung auf.
    «Übrigens, Mum, ich habe den Auftrag bekommen, das Peterkin Hotel abzureißen, deswegen habe ich im Gefrierwerk gekündigt. Das wird Geld bringen.»
    «Gehst du zu der Party, Toby?»
    «Ach, es ist keine Party, Mum, nur eine Teegesellschaft.»
    Bob Withers kam zur Tür herein, warf Toby und Amy einen argwöhnischen Blick zu und setzte sich in seinen Lieblingssessel am Feuer.
    «Ich bin dem Frost zuvorgekommen, Mum», sagte er.
    «Oh Bob, da bin ich aber froh. Und sind die Kartoffeln gepflanzt?»
    «Ja, Kartoffeln und Erbsen und Kohl.»
    «Oh Bob, das ist ja herrlich.»
    Sie blickte stolz auf ihren Mann, der dem Frost zuvorgekommen war, und auf ihren Sohn, der ein Hotel abreißen und mehr und mehr Geld verdienen würde; aber er flößte ihr auch Angst ein, wegen dem mehr und mehr Geld und wegen der Party, der Einladung für nächsten Sonntag.
    Und sie stand da und schenkte Tee ein. Sie wurde alt und schrumpelig, aber was hätten Bob und Toby ohne sie gemacht, sie war wie ein alter, verwitterter Briefkasten, der Jahr um Jahr dastand und all die kleinen Neuigkeiten und die Sorge und Angst und Liebe, die von ihrem Mann und ihrem Sohn kamen, in sich aufnahm. Und dann schüttelte sie die Neuigkeiten in ihrem Innern durch und gab sie von dem einen an den andern weiter, um Frieden zwischen ihnen zu stiften. So:
    «Ach Bob, Toby hat für Sonntag eine Einladung von Fay Chalklin zu ihrem Geburtstag bekommen.»
    Sie sprach ganz ruhig und marterte sich mit der Bedeutung ihrer Worte.
    «Hat sie dich endlich in ihren Klauen, was, Toby?»
    Toby schwieg. Er raschelte mit der Zeitung, um sich zu rächen und seinem Vater klarzumachen, dass die Abendzeitung da war und dass er, Toby, sie zuerst las. Bob Withers beugte sich

Weitere Kostenlose Bücher