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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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euch ran, sagte Bob immer scherzend, wenn er sich Plätzchen vom Teller nahm. Kokosnussplätzchen aß er für sein Leben gern.
    Auf diese Weise beendete Amy den Streit, und am nächsten Morgen fuhr Bob mit Toby im Lastwagen zum Peterkin Hotel.
    Bob wusste nicht, wie man Gebäude abreißt, und musste es gesagt bekommen. Mach dies, Dad, sagte Toby. Mach das. Und Bob gehorchte demütig. Es ist komisch, dachte er, mir ist gar nicht klargeworden, dass Toby erwachsen ist und alles Mögliche kann. Ich habe immer gedacht, ach, ich weiß nicht, was ich immer gedacht habe. Und er sah einen kranken kleinen Jungen vor sich, der das linke Auge verdreht und den Kopf über die linke Schulter gewandt hatte, und der schrie, Dad, Dad, hilf mir, denn du weißt wie.
    Und als er hoch über den Leuten, die auf der Straße vorbeigingen, auf dem Gerüst stand, an dem einen Ende des Brettes Toby hämmernd und hebelnd, an dem anderen Ende er ebenfalls hämmernd, aber mit dem kleineren Hammer, den besseren, den Splitthammer, hatte Toby, weil es ja schließlich Tobys Job und Toby der Fachmann war, fühlte sich Bob manchmal müde und atmete schwer, wenn er die Arme hob, und wenn er auf die Leute, die unten vorbeigingen, hinabsah, wurde ihm schwindlig; aber er konnte Toby nichts davon sagen. Auch war ihm so nahe am Himmel einsam zumute. Was er verspürte, war nicht die stolze, wohltuende Einsamkeit wie früher, wenn er nachts den Zug über die Ebenen lenkte, sondern eine erbarmungslose und harte Leere, als hätten ihn Erde und Himmel abgewiesen und er müsse nun auf ewig müde und angstvoll in der Leere zwischen den beiden bleiben. Und wenn die Leute unten auf der Straße emporblickten, wie sie es zu tun pflegen, den Hals verdrehten und stehen blieben und den Fußweg versperrten, sahen sie zwei staubige, schäbig gekleidete Männer, der eine jung, der andere alt, die jeder auf einem Ende einer farbbeklecksten Planke standen und sich manchmal ansahen, aber kaum miteinander sprachen; hätte sich das Brett bewegt, hätte man meinen können, sie spielten dort oben an einem eingezäunten Stück Himmel ein ernstes, abgehobenes Spiel auf einer ganz eigenen Wippe.
    Toby machte es Freude, das Gebäude abzureißen. Er fühlte sich als der Besitzer. Er würde es zerlegen und zu Geld machen. Er riss den Fußboden auf und entdeckte mit Entzücken, was darunter lag, alte Zeitungen und Sixpencestücke und Kämme; Teelöffel und eine kaputte Armbanduhr; ein verblasstes Porträt einer lächelnden Frau. Auch die Wandverkleidungen durchforstete er nach Schätzen. Er dachte, ich werde das Gebäude in Chaos verwandeln und aus den ordentlichen Haufen Holz und Glas und Ziegelsteinen einen neuen und persönlichen Reichtum erschaffen, der für den Rest meines Lebens mein Freund und meine Liebe sein soll. So. Die rostigen Nägel und die von Bohrern durchlöcherten Latten und die Kauriholzbalken und die Dachbleche – mehr als jede Fay Chalklin.
    Nach drei Monaten, zwei Wochen vor Weihnachten, war das Gebäude abgerissen, und der Platz, an dem es gestanden hatte, glich der Höhle eines riesigen Zahns aus Holz und Stein, eines Pionier-Backenzahns; anstelle von dunklem Blut sollte sie helles grünes Unkraut füllen und heilen. Vielleicht. Oder ein falscher Zahn? Und wie sich herausstellte, wurde es das Letztere; zu Beginn des folgenden Jahres schoss er empor; ein Eisenwarengeschäft, eine Reklame für die eigene Zerstörung, mit Äxten und Sägen und Scheren und Rasenmäher hinter den tiefen großen Scheiben der Schaufenster. Und nebenan wurde eine Milchbar geboren, sauber und weiß und blitzblank, mit Bonbons in Flaschen und zwei Sorten Eis, Vanille und Schokolade; und einem Musikautomaten, der sich gegen Bezahlung bereitfand, die neuesten Schlager zu schmettern. Und Leute, die schon seit vielen Jahren in Waimaru lebten, sagten:
    «Wie sich die Stadt macht!»

25
    Das Radio fing damit an. Es drohte und mahnte. Die Zeitungen folgten mit ihren Andeutungen einer bevorstehenden Panik. Die Läden übernahmen die Schreckensnachricht und die Ermahnungen.
    «Nur noch wenige Tage bis Weihnachten», schrieben sie. «Haben Sie Ihre Karten und Pakete alle aufgegeben? Haben Sie Ihre Weihnachtseinkäufe erledigt?»
    Die Läden in der Stadt verwandelten sich in Heimstätten für alte Männer mit langen weißen Bärten und Morgenröcken und Gummistiefeln und falschen oder auch nicht ganz falschen roten Nasen. Die Welt schneite Watte und ließ zarte Kiefernbäume und düstere Mistelzweige

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