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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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sprießen; Sterne fielen vom Himmel, und ihnen folgten verwirrte Mengen von Weisen aus dem Morgenland; in den besten Schaufenstern erschienen Krippen, zentralbeheizt, und erwarteten alle ganz gewiss eine Geburt.
    «Weihnachten», seufzte Amy Withers verzückt. «Weihnachten.»
    Zuerst die Karten, Bob kaufte sie bei Woolworth am Dreipence-Tisch, mit Umschlag, und Amy stellte die Liste mit den Adressen zusammen.
    «Den Thomsons schicken wir natürlich eine», sagte sie.
    «Aber sie haben uns voriges Jahr auch keine geschickt.»
    «Aber wenn sie uns nun dieses Jahr eine schicken, und wir haben keine für sie gekauft?»
    «Dann können wir ihnen eine Neujahrskarte schicken. Oder einen Kalender.»
    «Aber dann wissen sie, dass wir nicht daran gedacht haben, eine Karte für sie zu kaufen.»
    «Na schön, dann schick ihnen eine», sagte Bob. «Sind ja nur Dreipence mehr. Ich hab’s ja. Wir können uns alles leisten, alles auf der Welt. Woher hast du nur die ganzen Leute, denen du Karten schicken willst? Wer ist denn dieser D. Taylor nun wieder?»
    «Das ist eine alte Freundin von mir, Dad. Sie ist mit mir zur Schule gegangen. Wir schicken uns jedes Jahr zu Weihnachten eine Karte. Die ganzen Jahre haben wir kein einziges Mal ausgelassen.»
    «Komisch, ich erinnere mich gar nicht an sie», sagte Bob.
    «Du hast sie nicht gekannt, Dad. Ich kenne viele Leute, die du nicht kennst, genau wie du auch.»
    «Aber ich halte die Verbindung nicht mehr», sagte Bob wehmütig. «Ich habe mit keinem Einzigen mehr Verbindung.»
    Und so wurden die Karten abgeschickt, Karten mit Worten wie Segen und Liebe und Frohlocken und mit Versen, die nicht modern und trügerisch waren, sondern sich richtig reimten, sodass man den Reim erkennen konnte.
    Und anschließend die Pakete. Für Daphne (das arme Ding, sagten sie) eine lange, weich gefütterte rosa Unterhose mit Gummizug an den Beinen, ein dazu passender rosa Unterrock von Woolworth und eine Schachtel Pralinen. Und ein beigelegter Brief, in dem es hieß, Liebe Daphne, recht fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr und Gott segne Dich. Wir würden Dich gern besuchen, aber der Arzt meint, es geht Dir noch nicht gut genug, aber wir hoffen, dass wir Dich vielleicht nächstes Jahr zu Weihnachten wieder bei uns haben, damit Du die Geburt des Herrn mit uns feiern kannst. Den Katzen Fjodor und Mathilda geht es sehr gut. Mir fällt nichts mehr ein, was ich Dir sagen könnte, nur noch Hab Vertrauen und Gott segne Dich. Auf Christus hoffend, Deine Dich liebende Mutter, Amy Withers.
    Und anschließend das für Chicks (Mum, bitte, denk doch daran, mich jetzt, wo ich verheiratet und erwachsen bin, Teresa zu nennen) mit der zusätzlichen Freude, für die Kinder einzukaufen. Spielzeug, das man in den Norden schickte. Ein Plastikfisch für das Baby; ein Magnet für jeden der zwei kleinen Jungs. Bob Withers brachte einen ganzen Abend damit zu, mit dem Magnet zu spielen und Nadeln anzuziehen, die er über den Küchentisch verstreut hatte, und sagte in einem fort: Ich hab sie, ich hab sie, und: Wir haben nie so etwas gehabt, als wir klein waren. Er spielte auch mit den Kasperlepuppen, dem Polizisten, dessen rechte Hand ein Gummiknüppel war, und dem armen, zerlumpten Sünder mit dem dummen Gesicht und dem gestreiften Hemd; er drosch unbarmherzig mit dem Gummiknüppel auf den Missetäter ein, verdrehte beide Puppen in die seltsamsten Stellungen und ließ sie auf dem Küchentisch tanzen, bis Amy lachte.
    «Ach Dad, du mit deinem Unfug», sagte sie. «Du bist das reinste Kind. Ist es nicht herrlich, dass Chicks und die Kinder in den Süden ziehen und wir sie öfter sehen können? Wir werden selbst noch mal wie Kinder sein.»
    «Ich will nicht wieder ein Kind sein», sagte Bob und drosch mit dem Gummiknüppel auf den Sünder ein, der Tränen aus roter Farbe weinte. «Ich will nicht wieder ein Kind sein.»
    Toby, der auf dem Sofa lag und döste, sagte:
    «Dann muss ich mich wohl darauf gefasst machen, dass hier ein Rudel brüllender Gören ankommt und über mein ganzes Zeug im Hof herfällt.»
    Als Toby mit dem Peterkin Hotel fertig war, hatte er einen Gewerbeschein für den Handel mit Altwaren beantragt und auch bekommen. Er kaufte und verkaufte Flaschen und Lumpen und Altmetall, alte Bettgestelle, eiserne Öfen, alles, was alt und gebraucht war. Manchmal fuhr er zur städtischen Müllgrube, nicht der alten Müllgrube mit ihrem Kreis aus Toitoigras – die war aufgefüllt, und es war ein neues Haus

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