Framstag Sam
sagte sie dann.
Sam holte ihre Jacke, bezahlte – die Rechnung war gar nicht so hoch geworden –, und sie gingen hinaus.
Der Weg von der Blauen Katze zur Villa der Familie Vandermasten währte lediglich zehn Minuten. Unterwegs wechselten sie nur wenige Worte, und außerdem hatte Sam beide Hände voll zu tun, um den alten Simca auf der Fahrbahn zu halten.
Vor einem großen, schweren Tor hielt er an.
Dann folgten einige Minuten bedeutungsschwangerer Stille.
»Können wir uns mal wiedersehen?« fragte Sam schließlich.
»Wenn du gerne möchtest«, erwiderte sie freundlich.
»Und ob ich das möchte!«
»Was hältst du von Framstag?«
»Von mir aus gern, Julie.«
»Also dann Framstag. Um acht Uhr an dem Kiosk, der neben dem Denkmal von Klaus steht.«
»Das ist genau der richtige Treffpunkt für ein Rendezvous«, lächelte Sam. »Und auch genau die richtige Zeit. Ich werde da sein.«
Sie stieg aus, küßte ihn flüchtig auf die Wange und verschwand, bevor er noch etwas sagen konnte, durch das Tor.
Von leichtem Schwindel erfaßt, wendete Sam das Fahrzeug, pfiff ein lustiges Liedchen vor sich hin und trat auf das Gaspedal.
Obwohl es bereits nach drei war, verschwendete er keinen Gedanken daran, daß er kurz nach fünf in der Zeitung zu erscheinen hatte.
Nachdem er jedoch nur mit Mühe zwei Zusammenstößen mit entgegenkommenden Wagen entgangen war, entschied er sich dazu, die Geschwindigkeit herabzusetzen.
Bei Lode war bereits alles dunkel. Sam stellte den Simca ab, betätigte in kindischer Manier die Hupe und lächelte belustigt, als hinter mehreren Fensterscheiben verschlafene Gesichter auftauchten. Dann packte er die weiße Smokingjacke wieder in den Kofferraum, deponierte den Wagenschlüssel in Lodes Briefkasten und marschierte hemdsärmelig und pfeifend nach Hause.
Erst dann traf ihn der Blitz. Und zwar so heftig, daß er starr vor Schreck stehenblieb und ohne die Zähne zu bewegen in sich hineinfluchte.
Framstag!
Framstag um acht Uhr an dem Kiosk neben dem Denkmal von Klaus. Mit dem Denkmal hatte schon alles seine Ordnung – aber Framstag!
Was, in aller Welt, mochte das für ein Tag sein?
Aber nur nicht die Nerven verlieren! Von solchen Kleinigkeiten wollte er sich den heutigen Abend nun wirklich nicht verderben lassen. Keine Frage, daß es sich dabei um irgendeine ausgeflippte Bezeichnung handelte, die die Schickeria einem bestimmten Wochentag gegeben hatte. Er würde schon noch dahinterkommen.
»Framstag?« Jacques, der Korrektor, stieß ein wieherndes Gelächter aus. »Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, Sam, dann mach dich mit dem Gedanken vertraut, daß dich jemand genasführt hat – und zwar saftig.«
Sam zuckte die Achseln. »Um so was zu tun, ist sie nicht das richtige Mädchen. Du solltest mir lieber helfen.«
»Und wie?«
»Na, indem du irgendwo nachschlägst oder so.«
Jacques deutete auf die umfangreiche Enzyklopädie. »Hilf dir selbst, Mann! Ich hab' jetzt keine Zeit dazu. Jetzt stehe ich schon eine Viertelstunde hier herum und hör' mir dein Gebrabbel über diesen Framstag an. Und du hast nicht mal die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß du dich vielleicht verhört hast.«
»Fahr zur Hölle!« »Gern«, sagte Jacques. »Da könntest du dich übrigens auch gleich hinbegeben. Hast du dir den Pickel, der auf deinem Hals sitzt, eigentlich schon mal im Spiegel angesehen? Du siehst aus wie etwas, das ’ne streunende Katze mit nach Hause gebracht hat. Wann kriege ich überhaupt endlich den Artikel über den gestrigen Empfang?«
»Sofort, sofort.« Sam hielt sich an einem Band des Nachschlagewerks fest und suchte unter dem Buchstaben F. Fünf Minuten später klappte er das allwissende Buch wieder zu.
»Nichts…«
»Hast du was anderes erwartet?« Jacques schaute von seiner Arbeit nicht einmal auf.
Dann beging Sam auch noch den Fehler, den Verlagsleiter zu fragen, ob er vielleicht wisse, wann Framstag sei. Der Mann musterte ihn eigenartig, dann erkundigte er sich nach Sams Geisteszustand und fragte schließlich nach dem Artikel.
Sam setzte sich wütend hinter die Schreibmaschine und schrieb den Artikel herunter. Erst dann tat er das Vernünftigste, das er in seiner Situation tun konnte. Er rief mich an. Und das war sein Glück, denn sonst hätte ich von der ganzen Sache möglicherweise gar nicht erfahren. Da sieht man mal wieder, wie das Leben so spielt.
»Hallo«, sagte er nicht gerade originell.
»Hallo«, sagte ich.
»Wie gehts?«
»Bestens. Ich halt'
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