Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Statthalter befahl, Bäume zu fällen und drei Flöße zu bauen. Es geschah. Der Übergang währte bis zum späten Nachmittag. Die Pferde schwammen. Pizarro verließ keinen Augenblick seinen Standort am Ufer, und als der letzte Mann über das Wasser war, setzte auch er hinüber.
Man nahm Unterkunft in der Burg. Abermals wurde ein Kazike hochnotpeinlich vernommen. Er sagte aus, der Inka läge mit 50000 Mann bei Guamachuko, an der Straße von Kaxamalka,
Vier Tage rastete man (vom 31. Oktober bis zum 3. November). Am Tage vor dem Weitermarsche hatte Pizarro eine Unterredung mit einem Kaziken, den er fragte, ob er sich getraue, als Spion der Spanier nach Kaxamalka zu gehen und Nachrichten über die Zustände daselbst einzuziehen und ihm zu überbringen. Der Indianer erwiderte, als Spion könne er nicht hingehen, wohl aber als ordentlicher Abgesandter. Dabei könne er das Nötige feststellen, vor allem Atahuallpas Gesinnung den Spaniern gegenüber und ob Truppen in den Bergen ständen.
Pizarro war damit einverstanden. Er entsandte den Kaziken. Er solle sich nach eigenem Gutdünken verhalten und, falls er Truppen bemerke, sofort einen der ihm mitgegebenen Indianer zurückschicken. Ferner solle er mit Atahuallpa und seinen Generalen sprechen und ihnen versichern, daß die Spanier niemandem Leid zufügten, sobald sie friedlich und freundlich empfangen würden. Wenn er diesen Auftrag gut ausführe, über alles die Wahrheit berichte und den König willig mache, werde ihn Pizarro als seinen Freund und Bruder behandeln, ihm Vorteile verschaffen und im Krieg und Frieden auf seiner Seite stehen.
Der Indianer gelobte es und machte sich auf den Weg. Pizarro setzte seinen Marsch durch das Tal fort und lagerte nach drei Tagesmärschen jedesmal in einem Kastell. Das war am 4., 5. und 6. November. Am zuletzt erreichten Ort mußte Pizarro die bisher benutzte schöne breite Heeresstraße verlassen und rechts die minderwertige Straße nach Kaxamalka einschlagen.
Man machte den Statthalter aufmerksam, daß dieser Weg über schwieriges Gebirge führe, das Atahuallpa mit Truppen besetzt habe. Pizarro blieb bei seinem Vorhaben. Der Inka wisse, sagte er, daß die Spanier bisher schnurstracks wider ihn marschiert wären. Wenn sie jetzt abschwenkten, müsse der Feind dies als Wankelmut und Feigheit ansehen und seinerseits an Zuversicht und Hochmut gewinnen. Der gerade Weg auf Kaxamalka sei der einzig richtige. Man solle ihm vertrauen und sich nicht schrecken lassen durch übertriebene Nachrichten über das Heer des Atahuallpa. Die gute Sache werde siegen!
Man gab dem Führer recht. Am Fuße des Gebirges angelangt, rastete man einen Tag (am 7. November), um die nötigen Vorkehrungen zum Aufstieg in die Sierra zu treffen. Pizarro hielt einen Kriegsrat ab und beschloß, mit 60 Mann zu Fuß und 40 Reitern unter seinem Kommando einen allezeit gefechtsfähigen Vortrupp zu bilden und den Rest des Heeres nebst der Bagage unter dem Befehl eines Hauptmannes in bestimmter, immer einzuhaltender Entfernung und in steter Verbindung mit dem Vortrupp nachfolgen zu lassen.
So begann am 8. November der Aufstieg. Die Pferde am Zügel, erreichte man gegen Mittag eine Burg, die den Paß beherrschte. Mit wenigen Truppen hätte man den Spaniern hier den ungemein steilen Weg verlegen können. Einen zweiten Paß aber gab es weit und breit nicht. Es zeigte sich kein Verteidiger. Offenbar hatte Atahuallpa eine ganz andre Absicht; er wollte die weißen Männer in das Innere seines Landes verlocken und dort vernichten.
In der Burg, die von einer starken Steinmauer umgeben war, nahm Pizarro sein Mittagsmahl ein. Es war bitterlich kalt. Die Pferde, an die heiße Luft der Täler gewöhnt, husteten. Nach Tisch ging der Vortrupp weiter. Ein Meldegänger überbrachte der Nachhut den Befehl, unverzüglich den vom Feind freien Paß zu durchziehen und die Nacht in der Burg zu verbringen.
Pizarro und seine hundert Mann erreichten am Nachmittag eine andre Burg, die der Hochebene näher lag. Es fanden sich daselbst ein paar Indianer und Indianerinnen. Die Einwohner des nahen Dorfes waren geflohen. Man erfuhr, Atahuallpa befände sich seit drei Tagen in Kaxamalka. Es sei viel Kriegsvolk bei ihm. Soweit man es wisse, erwarte er die Spanier in friedlicher Absicht.
Bei Sonnenuntergang traf ein Indianer ein aus dem Gefolge des Kaziken, den Pizarro nach Kaxamalka abgeschickt hatte, mit der Meldung, es seien zwei Gesandte des Königs auf dem Wege zu Pizarro. Atahuallpa befände sich
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