Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
in Kaxamalka. Unterwegs habe man kein Kriegsvolk angetroffen.
Der Statthalter teilte dem Führer der Nachhut dieses mit und ließ ihn wissen, daß er am kommenden Tage nur noch wenig vorrücken und die Nachhut erwarten werde, um dann wieder geschlossen weiterzumarschieren.
Am Morgen des 9. November erstieg die Vorhut die Hochebene und erwartete in der Nähe einiger Bäche die Nachhut. Man schlug die baumwollenen Zelte auf, die man bei sich hatte, und zündete Feuer an, da es auf der Höhe unerträglich kalt war. Den Boden bedeckte dürres gelbes Gras (Pajonal). Sonst wuchs hier nichts.
Gleichzeitig mit der Nachhut traf von der andern Seite her die Gesandtschaft ein, die der Inka abgeschickt hatte. Sie brachte zehn Lamas mit. Nach der feierlichen Begrüßung vermeldeten diese Boten, Inka Atahuallpa begehre zu wissen, an welchem Tage die weißen Männer in Kaxamalka einträfen, damit er ihnen Lebensmittel entgegenschicken könne.
Der Statthalter erkundigte sich eingehend nach dem Fürsten, insbesondre nach dem Stande des Krieges, den er gegen seinen Bruder führe, wie er wisse. Man erwiderte ihm, der König residiere seit fünf Tagen in Kaxamalka und habe nur eine geringe Streitmacht um sich, da seine Haupttruppen noch in Kuzko ständen. Der Krieg sei beendet, der Feind geschlagen, der Bruder in des Siegers Hand.
Pizarro hielt es für angebracht, die große Macht seines Gebieters anzudeuten. Atahuallpa sei gewiß ein mächtiger König und ein großer und glücklicher Feldherr, aber der Kaiser habe noch größere Herren zu Vasallen als Atahuallpa, und seine Generale hätten die halbe Welt besiegt. Er selbst suche des Königs Freundschaft. Er sei gekommen, sein Reich zu durchziehen, um ans andre Weltmeer zu gelangen. Wenn der Inka sein getreuer Bundesgenosse sein wolle, werde er ihm helfen, die Herrschaft in seinem Reiche zu befestigen. Wolle er aber Krieg mit ihm, so solle er ihn haben. Es werde ihm ergehen wie allen, die Pizarro vor ihm bekämpft und besiegt habe. Niemand aber erleide Leid und Unrecht von ihm, und mit niemandem begänne er Krieg, der ihn nicht dazu nötige.
Als die indianischen Botschafter solches hörten, standen sie eine Weile stumm da. Sodann erklärten sie, sie würden ihrem Könige vermelden, daß die weißen Männer alsbald nach Kaxamalka kämen. Man werde ihnen Lebensmittel entgegensenden.
Am 10. November zog Pizarro weiter, immer noch durch das Gebirge dem jenseitigen Tale zu. Während der Nacht kam man in Hütten unter. Am 11. vollendete man den Abstieg und rastete am 12. in einem Tambo. Daselbst traf der nach Kaxamalka abgesandte Kazike wieder ein. Er hatte nichts ausrichten können und berichtete, in der Ebene von Kaxamalka rüste man sich zum Kampf. Zahlreiches Kriegsvolk sei um den Inka. Er selber sei nicht vorgelassen worden. Man habe ihn schlecht behandelt und geradezu bedroht. Die Stadt sei von den Bewohnern auf Befehl des Herrschers geräumt.
Pizarro wußte genug. Er hatte auf der Hut zu sein.
Am nächsten Tage (am 14. November) wurde der Marsch fortgesetzt. Man nächtigte in der Prärie. Es kamen abermals Abgesandte des Inka mit Lebensmitteln.
Am 15. November, an einem Freitage, brach Pizarro bei Morgengrauen auf. Eine Wegstunde vor Kaxamalka macht er Halt und erwartete die Nachhut. Er teilte seine Truppen in drei Abteilungen und richtete alles zum Einzug in die Stadt her. In Reih und Glied zogen die Spanier um die Vesperzeit ein. Es war ein ungewöhnlich kalter Tag, und scharfer Ostwind ging.
XIV
Kaxamalka hatte nur 2000 Einwohner, aber die Menge königlicher Bauten, die ihre Mauern umschloß, machte sie zu einer ansehnlichen und überaus gepflegten sauberen Stadt. Die in der Nähe (eine Legua weiter östlich) befindlichen, seit uraltersher bekannten heißen Quellen waren die Ursache dieser Bevorzugung.
Die in der Tat von ihren Bewohnern verlassene Stadt hatte einen sehr geräumigen dreieckigen Hauptplatz (die Spitze nach Süden), der auf allen drei Seiten von langen steineren Hallen umrahmt war. An der östlichen Basis stand das Königsschloß mit einer stattlichen Freitreppe nach dem großen Platz zu und einem Hintertor, an das man unmittelbar nach der Heeresstraße gelangte, die vom Warmbad und den Bergen nach der Stadt führte. Die Häuser von Kaxamalka waren zumeist aus Lehm und mit Balken und Stroh gedeckt, nur die Paläste aus Stein. Dicht vor der Stadt, auf einer kleinen Anhöhe, inmitten eines Heiligen Haines, strahlte blendend weiß die Moschee des
Weitere Kostenlose Bücher